Druckartikel: Parforceritt durch die Geschichte

Parforceritt durch die Geschichte


Autor: Björn Hein

Münnerstadt, Freitag, 13. November 2015

"Aus der Historie Münnerstadts": Die fachkundigen Ausführungen des Stadtarchivars sind auf großes Interesse gestoßen.
Mit vielen Fotos garniert: der Vortrag von Klaus-Dieter Guhling. Foto: Björn Hein


MünnerstadtEinen Parforceritt durch die Geschichte Münnerstadts hat Stadtarchivar Klaus-Dieter Guhling unter dem Titel "Aus der Historie Münner-stadts" hingelegt. Rund 60 Besucher hatten den Vortragsraum im Deutschordensschloss bis auf den letzten Platz gefüllt, und die fachkundigen Ausführungen Guhlings haben ihnen allem Anschein nach sehr gut gefallen. Der Stadtarchivar verstand es, mit zahlreichen zeitgenössischen Bildern der Vortrag sehr anschaulich und lebendig zu gestalten. Natürlich waren auch zahlreiche Fotografien von Gebäuden zu sehen, die nicht mehr existieren, was einen ganz besonderen Reiz bot.


Urlates Siedlungsgebiet

Dass Münnerstadt ein uraltes Siedlungsgebiet ist, zeigt sich daran, dass reiche Funde bereits aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. nachzuweisen sind, sich also eine Besiedelung bis mindestens in die Latènezeit nachweisen lässt. Noch in heidnische Zeiten datierte Guhling die Grapfeldonoburg, die wahrscheinlich im 5. Jahrhundert als Fliehburg für die umwohnende Bevölkerung gedient haben dürfte und sich am Michelsberg befand. Später wurde die Michelskirche - wie der Name schon sagt - dem Erzengel Michael geweiht. "Eher zufällig ist, dass Münnerstadt im Jahr 770 erstmals urkundlich erwähnt wird. Dies sagt aber nichts darüber aus, wann die Stadt gegründet wurde", so der Stadtarchivar.
Die Stadt Münnerstadt - so, wie wir sie heute noch kennen - wurde vom bedeutenden Geschlecht der Henneberger gegründet, und zwar mit dem Bau einer Talburg. Um das Jahr 1250 war die Stadtmauer fertiggestellt worden; sie bot Schutz von außen. Die Bewohner des alten Ortes Münnerstadt verließen ihre wenig geschützten Häuser und siedelten sich im Schatten der Burg an. "Um diese Zeit war der Deutsche Orden bereits vor Ort, der von den Hennebergern mit der Seelsorge betraut worden war", wusste Guhling zu berichten. Kurz darauf wurde in Münnerstadt auch ein Augustinerkloster gegründet.
In kurzer Zeit ging es mit Münnerstadt wirtschaftlich stark bergauf. Mit der Verleihung des Gelnhäusener Stadtrechts im Jahre 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayer fand ein Aufschwung des Handels statt. Zunftordnungen wurden verfasst, und die Gerber, Wollweber sowie die Tuchmacher genossen überregional einen ausgezeichneten Ruf.


"Mürscht hats Geld"

"Der Rathausneubau, der im Jahr 1468 fertiggestellt wurde, zeugt vom Wohlstand der Stadt", sagte Guhling. Auch der Riemenschneideralter, der im Jahr 1492 errichtet wurde, zeige den materiellen Wohlstand der Stadt. 1504 bemalte der damals bereits weithin bekannte Veit Stoß den Altar und fertigte vier Tafelbilder mit Ausschnitten aus der Kilianslegende. "In dieser Zeit ist wohl auch der Spruch ,Mürscht hats Geld' entstanden", sagte Guhling.
Nach dem Aussterben des Henneberger-Geschlechts ging die Stadt 1585 in den alleinigen Besitz des Fürstbistums Würzburg über. Unter Julius Echter von Mespelbrunn fand dann die Gegenreformation statt, was viele protestantische Bürger zur Auswanderung zwang. Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges machten auch vor Münnerstadt nicht Halt, nach diesem Konflikt ging es aber weiter aufwärts. Mit der Gründung des Gymnasiums im Jahre 1660 erhielt die Stadt eine weitere Institution, die sie in den kommenden Jahrhunderten prägen würde.
Mit zahlreichen seltenen Fotos veranschaulichte Klaus-Dieter Guhling seinen Vortrag und zeigte dabei auch wahre Pretiosen. So die erste bekannte Aufnahme Münnerstadts, welche er auf das Jahr 1870 datiert. Mit dem Bau der Eisenbahn wurde hier eine wichtige infrastrukturelle Maßnahme durchgeführt. Die Schrecken des 2. Weltkrieges machten auch vor Münnerstadt nicht halt. "Insgesamt waren hier 14 tote Zivilisten zu beklagen und viele zerstörte und in Mitleidenschaft gezogene Gebäude", so Guhling. Nach der Währungsreform 1948 ging es mit Münnerstadt aber wieder bergauf. Viele Heimatvertriebene siedelten sich hier an, Industriebetriebe entstanden in großer Zahl. Lobend hob Klaus-Dieter Guhling hervor, dass man seit den 70er Jahren mit der Sanierung des kulturellen Erbes begonnen habe, was mittlerweile erste Früchte trägt, wie sich an den Besucherzahlen zeige.