Ohne Brieftauben geht es nicht
Autor: Heike Beudert
Reichenbach bei Münnerstadt, Dienstag, 05. August 2014
Anton Mahlmeister hat das Taubenvirus, sagt er von sich selbst. Was das bedeutet, erzählt die Lebensgeschichte des 87-jährigen Reichenbachers, der seit vielen Jahrzehnten ein unermüdlicher Motor des Taubensports ist.
von unserem Redaktionsmitglied Heike Beudert
Reichenbach — Mindestens zehnmal am Tag steigt Anton Mahlmeister die steile Stiege hinauf zu seinem Taubenschlag. Er schaut nach dem Rechten und kümmert sich um seine 80 Tauben, die unterm Dach des Taubenhauses ihr Domizil haben. Seit Anton Mahlmeister vor 55 Jahren von seinem älteren Bruder Franz elf spätjunge Tauben geschenkt bekam, die diesem wegen der guten Abstammung zum Schlachten zu schade waren. Vielleicht gäbe es den Taubenschlag im Weidig bis heute nicht, hätte nicht Anton Mahlmeisters Frau Gertrud ihren Mann überzeugt, die "Täublich" zu behalten. Aber schon kurze Zeit später hatte Anton Mahlmeister sein Herz an den Brieftaubensport verloren. Das ist bis heute so.
Unermüdlicher Funktionär
Bekannt ist Anton Mahlmeister nicht nur als leidenschaftlicher Taubenzüchter, sondern auch als unermüdlicher Funktionär im Taubensport. Obwohl schon 87 Jahre alt, ist er noch voll dabei. Und man kann wahrscheinlich lange suchen, bis man einen Vereinsvorsitzenden findet, der solange im Amt ist wie der Reichenbacher. Im 50. Jahr ist Anton Mahlmeister Vorsitzender des Brieftaubenclubs 0123 Reichenbach. Der Verein selbst wird am 8. August 55 Jahre alt. "Es ist das Verantwortungsgefühl", sagt er, das ihn solange schon im Amt hält. Aber das ist es natürlich nicht alleine. "Es macht nach all den Jahren noch Spaß", ergänzt er. Das Schild am Taubenschlag ist also nicht nur Zierde, sondern auch gelebte Überzeugung: Taubensport, mein schönstes Hobby", steht dort geschrieben.
Sein Rat ist geschätzt
Der Brieftaubenclub Reichenbach weiß, was er an Anton Mahlmeister hat, aber auch die Reisevereinigung Münnerstadt. Seit mehreren Jahrzehnten ist Mahlmeister dort verantwortlich für die Preislisten und die Endauswertungen der Reisevereinigung, des Kreisverbandes und der Fluggemeinschaft. Früher hat er die Preislisten mit der Hand erstellt. Heute geht alles über Computer - "kein Problem", sagt Anton Mahlmeister, der schon in seiner beruflichen Zeit bei Siemens mit der ersten Computergeneration zu tun hatte. Als die Umstellung auch im Brieftaubensport kam, hat sich Mahlmeister einen Computer gekauft - 12 000 Mark habe der damals gekostet, erinnert sich der 87-jährige zurück. Unterstützung gab es für die Anschaffung von der Reisevereinigung. Bis heute ist ein Zimmer in Mahlmeisters Haus das Büro für Taubenangelegenheiten - Computer, Drucker, Kopierer - alles ist vorhanden. Wenn es im Herbst wieder ruhiger wird im Brieftaubensport, erstellt Anton Mahlmeister die Kataloge für die Ausstellungen in den Wintermonaten. "Wenn ich eine Posten annehme, dann will ich ihn ganz ausführen", das ist seine Devise, und so kümmert er sich weiter um den Verein und seine Aufgaben innerhalb der Reisevereinigung. "Sein Rat und seine Taten sowie die unermüdliche und ehrliche Arbeit zum Wohle des gesamten Brieftaubensports wissen alle zu schätzen", schreibt Josef Ludsteck, langjähriger Schriftführer und Wegbegleiter Mahlmeisters im Verein. "In all diesen Jahren war er ein Vorsitzender, wie man sich ihn nur wünschen kann", fährt Ludsteck fort.
Anton Mahlmeister ist schon lange Ehrenpräsident der Reisevereinigung und denkt gerne zurück - sowohl an die Arbeit dort, als auch an die Blütejahre des Brieftaubensports in Reichenbach.
Erinnerung an viele Ausflüge
Wenn er von den Ausflügen des Vereins erzählt, fangen seine Augen zu strahlen an. Prag, der Bayerische Wald und eine Fahrt an die Ostsee waren nur einige der Fahrten.
Die galten auch als Dankeschön an die Ehefrauen. Anton Mahlmeister weiß, dass diese es mit Brieftaubenzüchtern nicht immer leicht haben. Im Sommer sei nie Zeit für Urlaub. Da gingen die Tauben vor.
Von dieser Leidenschaft erzählen auch Lieder, die es in Reichenbach über diesen Sport gibt. "La Paloma" hat Bernd Hammer umgedichtet. Ein Vereinslied gibt es auch. Anton Mahlmeister erzählt, Josef Ludsteck hat es geschrieben. Ludsteck ist Mahlmeisters langjähriger Weggefährte im Club. Auch Ludsteck hat seit 40 Jahren einen Posten im Verein und ist Ehrenprotokollführer. Immer wieder betont Mahlmeister, wie wichtig Ludsteck für den Verein sei. Dieser wiederum sagt das Gleiche von Anton Mahlmeister. Heute gibt es in Reichenbach nicht mehr ganz so viele Aktive wie in früheren Zeiten. Der Brieftaubensport ist zeitaufwendig. Die Jüngeren wollten lieber auch in Urlaub fahren, weiß Anton Mahlmeister. Sorge macht ihm aber auch die Tatsache, dass Greifvögel Jagd auf die Tauben machen. Das sei ein echtes Problem, findet er.
Trotzdem macht Anton Mahlmeister mit dem Brieftaubensport weiter. Bei schweren Aufgaben hilft Enkel Martin, den er für dieses Hobby begeistern konnte. "Leider ist er nicht in Reichenbach", bedauert Mahlmeister ein bisschen.