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Nikolaus-Premiere in der Kirche


Autor: Hanns Friedrich

Maria Bildhausen, Montag, 07. Dezember 2015

Matthias Jeger ist in Maria Bildhausen erstmals in der Gestalt von Sankt Nikolaus in einen Gottesdienst eingezogen.
Matthias Jeger aus Eyershausen ist in Maria Bildhausen erstmals bei einem Gottesdienst als Nikolaus in eine Kirche eingezogen. Foto: Hanns Friedrich


Das hatte Matthias Jeger aus dem Bad Königshofener Stadtteil Eyershausen bislang nicht erlebt: Er wurde in seiner Eigenschaft als "Nikolaus" in einen Gottesdienst eingebunden und zog gar noch mit Pater Scheer und den Ministranten in die Kirche von Maria Bildhausen. "Das war für mich schon ein Erlebnis", sagt Jeger, der seit mehr als 40 Jahren an den Tagen um den Nikolaustag Kinder und Erwachsene erfreut.
In Maria Bildhausen war er am Sonntag nicht nur im Gottesdienst, sondern besuchte im Anschluss die einzelnen Gruppen. Seit mehr als vier Jahrzehnten schlüpft Matthias Jeger in die Rolle des Nikolaus. In diesem Jahr ging sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung: "Ich habe nun nicht nur eine echte Bischofsmitra, sondern auch einen echten Bischofsstab."


Er hat noch Opas Brille

Zu seiner Rolle als St. Nikolaus sagt er: "Ich mache das gerne, und wenn ich die Mitra aufsetze und den Bischofsstab in die Hand nehme, schlüpfe ich auch in die Gestalt des heiligen Nikolaus." Angefangen hat alles im Jahr 1974. Damals war Matthias Jeger gerade mal 14 Jahre jung und hatte Leonhard Hoffmann, der als Grabfeld-Nikolaus über Jahre hinweg bekannt war, als Nikolaus erlebt. "So etwas würde ich auch gerne einmal darstellen", hat er sich gesagt und schlüpfte für seine Familie und Verwandte erstmals in das Bischofsgewand.
Damals war er noch recht einfach ausgestattet. Ein Atlas diente ihm als "Goldenes Buch", die Mitra war aus Pappkarton und schön mit Goldpapier beklebt, der Stab war selbst geschnitzt - und die Brille, die kam vom Urgroßvater. "Die habe ich heute übrigens noch, und sie hat die Sehstärke so, wie ich sie brauche", sagt Matthias Jeger und lacht. Mittlerweile ist sie das wohl älteste Utensil, das er bei seinen Auftritten trägt. Die Brille ist über 100 Jahre alt.


Der väterliche Typ

Es ist der väterliche Nikolaus, den Matthias Jeger symbolisiert - und damit genau der Bischof von Myra, wie man ihn aus der Legende kennt. Die Rolle des heiligen Mannes macht ihm immer noch Freude. Warum? "Es sind die strahlenden Augen der Kinder, aber auch der älteren Menschen, die ich besuchen darf." Ein besonderes Erlebnis ist für Matthias Jeger aber immer wieder sein Besuch in der Behinderteneinrichtung Maria Bildhausen. "Die Besuche in den Gruppen, das Händeschütteln, die Herzlichkeit der behinderten Menschen, das ist einfach auch für mich immer wieder beeindruckend", erzählt er am Sonntag in der Sakristei in Maria Bildhausen. Dort zieht er sich um, hat ein Schultertuch ebenso wie einen Chorrock und vor allem einen goldglänzenden Chormantel. Dann kommt der Rauschebart dazu, Mitra und Bischofsstab. Was die Texte betrifft, macht sich Matthias Jeger schon das ganze Jahr über so seine Gedanken, liest nach oder kommt durch Zufall auf besinnliche Worte, die aber zu seinen Auftritt als Nikolaus passen.