Neues Münnerstädter Gewerbegebiet am Scheideweg
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Mittwoch, 16. Dezember 2015
Ist das Gewerbegebiet "Nördlich der Meininger Straße/Unteren Au" machbar und wenn ja, um welchen Preis? Der Planer Matthias Kirchner ist in den vergangenen Monaten dieser Frage nachgegangen, hat Behörden in einem Vorabverfahren um Stellungnahmen gebeten und ist zu neuen Erkenntnissen gekommen.
Die im Stadtrat angedachte "große Lösung" mit 11,5 Hektar Fläche scheint sehr schwer realisierbar zu sein und birgt die Gefahr unkalkulierbarer Kosten. Aber selbst die kleine Lösung im direkten Anschluss an das bestehende Gewerbegebiet "Untere Au" ist nicht unproblematisch. Und so musste Matthias Kirchner den Stadträten in ihrer Sondersitzung mitteilen, dass weitere Gutachten nötig sind, um mit größerer Sicherheit sagen zu können, ob ein Festhalten an dem Gewerbegebiet für das Gremium bzw. für die Stadt Sinn macht.
Sachliche Diskussion
In besonnener Weise und in geradezu angenehmer Atmosphäre diskutierte das Gremium dieses Thema.
In den Weihnachtsferien können sich die Stadträte nun persönlich Gedanken machen, ob sie weiteres Geld investieren möchten.Der erste Trend, so war aus einigen Aussagen von Stadträten zu erkennen, geht in diese Richtung. Auf eine Abstimmung verzichtete 2. Bürgermeister Michael Kastl bewusst. Die Menge an Informationen solle sich erst setzen.Planer Matthias Kirchner erläuterte zum besseren Verständnis, dass in einem Vorabverfahren verschiedene Behörden befragt wurden, wie sie die Genehmigungsfähigkeit des Gebietes einschätzen bzw. in welchen Bereichen sie Probleme sehen. Beteiligt waren unter anderem das Landratsamt, das Wasserwirtschaftsamt oder die Regierung von Unterfranken.
So wisse man jetzt, dass die große Variante mit einer Fläche von 11,75 Hektar sich nur sehr schwierig umsetzen lasse und eine Genehmigung sehr fraglich sei. Hinzu kommt, dass niemand aktuell sagen kann, ob ein Teil dieser Erweiterungsfläche mit Schadstoffen aus der ehemaligen Tierkörperbeseitigungsanstalt belastet ist. Müsste dort ein Bodenaustausch stattfinden, seien die Kosten schwer abschätzbar. Bei der kleineren Fläche mit 8,25 Hektar sah Matthias Kirchner bessere Chancen, ein Gewerbegebiet auch bei den übergeordneten Behörden durchzubekommen.
Die Auflagen zum Hochwasserschutz könnten das Gewerbegebiet am meisten beeinflussen, so die Einschätzung des Planers. Im ungünstigsten Fall würden von den bislang 8,5 Hektar großen Gewerbegebiet (kleine Lösung) nur noch 2,5 Hektar bebaubarer Fläche übrig bleiben. Das stelle sich dann die Frage der Rentabilität.
Der Stadtrat stehe nun am Scheideweg. Will er das große Gebiet - trotz aller absehbarer Hemmnisse - weiterverfolgen, geht er auf die kleinere Version zurück oder nimmt er komplett Abstand von einer Gewerbegebietsplanung an der nördlichen Meininger Straße/Untere Au.
Große Lösung wohl chancenlos
Einigkeit schien darüber zu herrschen, dass das große Gewerbegebiet keine Alternative mehr ist. Beim kleineren Gebiet sah es in der Diskussion - zumindest was die Beauftragung von Gutachten angeht - etwas anders aus. "Wenn man es haben will, muss man investieren", meinte Michael Kastl. Planer Matthias Kirchner geht von Gutachterkosten in Höhe von 30 000 Euro aus.
Erst danach wisse man wirklich mehr.Man sollte das Thema seriös behandeln und deshalb nochmals das Geld in die Hand nehmen, fand an diesem Abend Klaus Schebler (Neue Wege). "Sonst stoppen wir auf halbem Wege", war die Meinung von Britta Bildhauer (SPD).Auch Dieter Petsch (Forum aktiv) meinte, er werde den Weg mitgehen, wenn der Stadtrat das will.
Ist ein Gewerbegebiet notwendig?
Gutachten sind unter anderem nötig im Bereich des Hochwasser- und Lärmschutzes sowie des Naturschutzes. Daraus würden sich sowohl Größe, als auch Nutzungsmöglichkeiten ergeben, erklärte Matthias Kirchner. Zusätzlich muss die Stadt die Notwendigkeit für ein Gewerbegebiet nachweisen. Große Nachfrage gibt es derzeit nicht, beantwortete Kastl Nachfragen aus dem Gremium.
Und sie muss nach Angaben Kirchners im Rahmen ihrer Haushaltskonsolidierung belegen, dass die Finanzierbarkeit gegeben ist.Möglich seien nach derzeitiger Abschätzung Handwerksbetriebe, leise produzierende Betriebe und mit Einschränkung auch Logistikunternehmen. Ein Feuerwehrgerätehaus sei denkbar, bestätigte Kirchner auf Anfrage von Ralf Verholen (Freie Wähler). Gar nicht gehen Handelsbetriebe. "Wir müssen deutlich machen, dass wir mit dem Gewerbegebiet keine Fachmarktzentren durch die Hintertüre wollen", unterstrich Michael Kastl. Dieses Thema müsse ein für allemal aus den Köpfen.
Keine städtischen Grundstücke
Für Bruno Schäfer (Freie Wähler) war wichtig, ob die Kommune dieses Gebiet zu realistischen Preisen vermarkten kann. Dazu sei derzeit schwer eine Aussage zu machen, meinte Kirchner.
Fakt ist, dass die Stadt keine eigenen, verwertbaren Grundstücksflächen dort hat. Im Januar soll die Entscheidung fallen, ob der Stadtrat die Gewerbegebiet-Planung weiterführt und neue Gutachten in Auftrag gibt. Viel mehr Zeit bleibt nicht, weil alleine das nötige Naturschutz-Gutachten über eine gesamte Saison geht.
Erste Zahlen:
Kosten 2,6 Millionen Euro für die Erschließung - Verkehrskreisel von der B 19 ins Gewerbegebiet: 800 000 Euro (alternativ Abbiegespur: 500 000 Euro); Verlegung der Stromfreileitung: 100 000 Euro; Straßenbau: 500 000 Euro; Straßenbeleuchtung: 85 000 Euro; sonstige Kosten; 371 000 Euro; Kanalbau: 652 000 Euro); Wasserleitung: 121 000 Euro.
Nicht kalkuliert sind Kosten für den möglichen Grunderwerb.
Zeitplan Frühester Termin für eine Gewerbeansiedlung ist nach Schätzung des Planers Mitte 2019.