Münnerstädter Wasser weiter abkochen
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Mittwoch, 14. August 2019
Die Stadt hat bereits die Leitungen gespült und die Einwohner zusammen mit den Feuerwehren über das Abkochgebot informiert. Drei Wochen zuvor war das Wasser noch völlig in Ordnung.
Nachdem am Dienstagmittag bekannt geworden war, dass in der letzten Probe des Münnerstäder Trinkwassers Enterokokken enthalten waren, hat die Stadt sofort reagiert. Einerseits wurde die Bevölkerung über die Medien, Lautsprecherdurchsagen und Handzettel darüber informiert, dass das Wasser abgekocht werden muss, anderseits wurden die Leitungen massiv gespült. Inzwischen sind nach den Vorgaben des Gesundheitsamtes weitere Proben an verschiedenen Stellen entnommen worden. Bis das Ergebnis vorliegt, wird es allerdings ein paar Tage dauern. Bis zum Widerruf gilt: Das Wasser sollte in sämtlichen Stadtteilen mit Ausnahme von Windheim und Seubrigshsausen unbedingt abgekocht werden.
Am letzten Freitag war die Probe entnommen worden, das Ergebnis kam am Dienstag. Oberstes Gebot war es zunächst, die Bevölkerung zu informieren. Rundfunk, Facebook und die Tageszeitung wurden eingeschaltet, sämtliche Stadträte und Ortssprecher per Mail informiert. "Parallel dazu haben wir 3500 Handzettel gedruckt und und den Bauhofmitarbeitern übergeben",sagt der geschäftsleitende Beamte der Stadt, Stefan Bierdimpfl. Diese haben die Zettel verteilt. In Reichenbach, Großwenkheim und am Münnerstädter Karlsberg haben das die jeweiligen Feuerwehren übernommen. Per Telefon wurden sämtliche Altenheime, Kindergärten, das Thoraxzentrum, Maria Bildhausen, Metzger, Bäcker und die Gastronomie informiert.
"Um 18.30 Uhr fand dann eine Kommandantensitzung statt, um den weiteren Ablauf zu besprechen", sagt Stefan Bierdimpfl. Danach fuhren die Feuerwehrleute durch die Straßen der Kernstadt und der betroffenen Stadtteile, um die Bewohnern über das Abkochgebot per Lautsprecherdurchsage zu informieren. "Das hat reibungslos geklappt", lobt Einsatzleiter Robert Müller die Zusammenarbeit der beteiligten Wehren. Mit den Lautsprecherdurchsagen haben die Wehrleute eine Vorgabe des Gesundheitsamtes erfüllt. Der Kommandant der Münnerstädter Wehr betont, dass es Absicht gewesen sei, erst am Abend durch die Straßen zu fahren, es mache wenig Sinn, das am Nachmittag zu tun, wenn die halbe Bevölkerung nicht zu Hause ist. Bis 21. 30 Uhr waren sie unterwegs.
Eine weitere Vorgabe des Gesundheitsamtes war, weitere Proben zu entnehmen, was inzwischen ebenfalls geschehen ist. "Bis wir Ergebnisse haben, kann es vier bis fünf Tage dauern", meint Stefan Bierdimpfl. Erst wenn mehrere Proben negativ waren, werde des Gesundheitsamt das Abkochgebot aufheben, sagt er. Die Bevölkerung werde dann sofort informiert.
Völlig unklar ist den Mitarbeitern der Verwaltung und des Bauhofs, wie die Enterokokken ins Trinkwasser gelangen konnten. Es gibt da keinerlei Spielraum, der Wert muss Null sein. Genau dieser Wert wurde bei einer Überprüfung am 15. Juli auch erreicht, wie in all den Jahren zuvor. Bei einer routinemäßigen Kontrolle drei Wochen später war der Wert plötzlich 2, was zum Abkochgebot geführt hat. Das heißt auf 100 Milliliter Wasser haben sich zwei Bakterien gefunden. "Die Routinekontrollen werden in Abhängigkeit von der Wassermenge durchgeführt - mindestens aber vierteljährlich", sagt dazu Jürgen Metz vom Landratsamt Bad Kissingen. Was in den drei Wochen passiert ist, ist ein völliges Rätsel. Denn die Wasserversorgung Münnerstadt verfügt über eine zeitgemäße UV-Anlage, die genau solche Bakterien vernichtet. Wie Wassermeister Bernhard Röß versichert, kommt ein Ausfall der UV-Anlage nicht als Ursache in Betracht, weil in diesem Falle die Pumpen gar nicht laufen würden. Sie stehen vor einem Rätsel. Jetzt gibt es nur eins: Die Bakterien müssen wieder raus aus dem Wasser. "Weg bekommt man die Bakterien beispielsweise durch eine Spülung der Leitungen", sagt dazu Jürgen Metz. Die Stadt Münnerstadt überprüft derzeit ihre Technik und Anlagen auf Undichtigkeiten und Ähnliches, um die Ursache zu finden.
Noch am Dienstag sind die Leitungen massiv gespült worden, um frisches Wasser in die Hochbehälter zu bekommen, das nun - so hoffen es alle Beteiligten - wieder ohne Enterokokken ist. Aber das Ergebnis steht noch aus. Zwar gibt es immer wieder einmal in Bayern Probleme mit Wasser, in Münnerstadt aber hat es das die letzten Jahrzehnte nicht gegeben und auch Jürgen Metz vom Landratsamt bestätigt, dass eine solche Verunreinigung äußerst selten sei. Die Bad Kissinger, die ja auch mit Wasser aus Münnerstadt versorgt werden (andere Brunnen), brauchen sich keine Sorgen machen. "Das Wasser für Bad Kissingen ist nicht betroffen - nur Münnerstadt", heißt es aus dem Landratsamt.
Den Münnerstädtern bleibt also vorerst nur, das Wasser abzukochen, auch fürs Zähne putzen, und den Kaffee, weil die Kaffeemaschinen den Siedepunkt nicht erreichen. Grund zur Panik gibt es nicht. "Die Leute sollen sich nicht verrückt machen", rät die Münnerstädter Ärztin Dr. Gertrud Kuchler. Sie vergleicht die derzeitige Situation in Münnerstadt einfach mit der in südlichen Ländern, wo man das Wasser ja auch nicht pur aus der Leitung trinken soll. Sie rät Leuten, die das normalerweise tun, sich statt dessen einen Tee zu kochen.