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Münnerstädter Fasching hat kein Domizil


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Montag, 13. Juli 2015

Das Jugendhaus ist seit mehreren Wochen geschlossen. Besonders bedauert die Münnerstädter Kolpingfamilie diesen Schritt der Augustiner. Denn im Saal des Jugendhauses fanden seit Jahrzehnten die Faschingssitzungen statt.
Der "Mürschter Nagel mit Kopf", das Symbol des örtlichen Faschings, lächelt, obwohl sein langjähriges Domizil für die Prunksitzungen nicht mehr zur Verfügung steht. Denn das Jugendhaus (im Bild Hintergrund) ist geschlossen. Foto: H. Beudert


Der Mürschter Nagel mit Kopf ist die Symbolfigur des Münnerstädter Kolpingfasching. Die geschnitzte Holzfigur kann noch schmunzeln, obgleich den Verantwortlichen des Münnerstädter Faschings schon nicht mehr zum Lachen zumute ist. Mit der Schließung des Jugendhauses ist der Mürschter Nagel mit Kopf und mit ihm die gesamte örtliche Faschingsgesellschaft gewissermaßen heimatlos geworden. Denn noch weiß niemand, wo im kommenden Jahr die Faschingssitzungen des Kolping-Elferrates stattfinden könnten.
"Wir sind auf der Suche" , betont Wilhelm Schmitt, der als Elferratsmitglied und langjähriger Faschingsakteur hofft, dass sich doch noch eine Lösung des Problems findet. Doch bislang verlief die Suche ergebnislos, erläutert Schmitt.
Überlegt hatte der Elferrat, in die Alte Aula auszuweichen. Die ist aber schon an zwei in Frage kommenden Terminen belegt. Frei wäre nur noch das Faschingswochenende. Diesen Termin wollen die Kolpingakteure aber nicht wählen, weil Faschingssamstag Tanz in der Mehrzweckhalle ist. Und zwei große Veranstaltungen würden keinen Sinn machen, meint Schmitt. Die Kolpingfamilie möchte ihre Sitzung eine Woche vorher halten.
Nichts erbracht haben auch die Gespräche am Schönborn-Gymnasium. Hier habe es eine Absage gegeben, weil die Schule ein alkohohlfreier Bereich sein soll, erklärt Wilhelm Schmitt. Diese Aussage bestätigt der Schulleiter des Schönborn-Gymnasiums, Joachim Schwigon. Aber der Alkoholausschank sei nur einer von mehreren Gründen, erläutert Schwigon. Die Aula sei für eine solche Art der Veranstaltung einfach nicht angelegt. Die Bühne sei zu klein, außerdem geht Schwigon davon aus, dass für das Umkleiden zusätzliche Klassenzimmer benötigt würden.

Mehrzweckhalle ist Finanzfrage

Die Kolpingfamilie dagegen hätte sich durchaus vorstellen können, im Gymnasium den Fasching zu veranstalten. Dass man sich mit den Gegebenheiten arrangieren muss, das weiß Wilhelm Schmitt. So ideal wie im Jugendhaus werde es wohl nirgends sein.
"Wir sind noch nicht verzweifelt", meint Wilhelm Schmitt, aber ein bisschen besorgt schon. Derzeit werde weiter überlegt, wohin man ausweichen könnte. Auch die Mehrzweckhalle ist noch nicht aus dem Rennen. Die ist aber auch eine Finanzfrage. Für die Proben - die Garden müssen schließlich ihre Tänze auch mehrfach auf der Bühne proben - bräuchte der Verein die gemieteten Räumlichkeiten mindestens eine Woche vor den Sitzungen bereits. Müsste er die volle Miete zahlen, würde das das Budget der Sitzungen komplett sprengen. Und auch atmosphärisch ist die Halle natürlich nicht das, was das Jugendhaus geboten hat. Hinzu kommt, dass viele Besucher der Faschingssitzungen ohne Auto gekommen sind. Gerade für die älteren Besucher sei der Weg ins Sportzentrum zu Fuß weit, gibt Schmitt zu bedenken. Aber dieser Punkt ließe sich eventuell über einen Pendelverkehr lösen.
Bleiben noch kleinere Säle. Die gibt es zwar, aber eigentlich sollen mindestens 150 Personen pro Sitzung Platz finden. Außerdem benötigen die Sitzungen eine entsprechende Bühnengröße für den Elferrat und die Tänze.
Es wird also weiter gesucht nach einer Lösung. Noch sei etwas Zeit, meint Wilhelm Schmitt. Aber spätestens im Herbst müsse sich der Elferrat entscheiden, ob er seine Faschingssitzungen im üblichen Stil halten kann oder ob er notgedrungen in der nächsten Saison ganz kleine Brötchen backen muss.

Schwierig für die Garden

Schwierig sei die Situation für die Garden, bestätigt die Trainerin Monika Petsch. "Wir trainieren", ergänzt sie, aber es sei nicht ganz einfach, die Motivation weiter aufrecht zu erhalten, wenn keiner weiß, wie es weitergeht.
Und es sei sehr schwierig Tänze einzustudieren, wenn nicht bekannt ist, wie groß die künftige Bühne einmal sein wird. Von den Ausmaßen der Bühne hängen aber die einzelnen Schrittfolgen und Figuren ab, die eingeübt werden müssen. Sie hofft dennoch, dass sich eine Lösung findet.
"Das Jugendhaus war einfach die ideale Lokalität", seufzt Wilhelm Schmitt und denkt an die vielen Jahre, in denen der Verein dort seine beliebten Sitzungen durchführen konnte. Gerne nimmt der Elferrat auch Ideenvorschläge von außen entgegen. Wer einen Raum weiß, kann sich an Wilhelm Schmitt oder den Vorsitzenden der Kolpingfamilie, Albert Laudensack wenden.