Münnerstadt: Von Heimatspiel bis Beatabend
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Donnerstag, 30. Juli 2020
Vor genau 50 Jahren feierten die Münnerstädter mit vielen Gästen ihr großes Jubiläum 1200 Jahre der ersten urkundlichen Erwähnung. Heuer kann nicht gefeiert werden.
Das große Ereignis warf schon lange zuvor seine Schatten voraus. Die 1200-Jahrfeier vor 50 Jahren sollte ein Höhepunkt in der Stadtgeschichte werden und es wurde auch eins. Stolz waren die Münnerstädter, dass der damalige Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel die Schirmherrschaft übernommen hatte und auch zu den Feierlichkeiten kam. Über das Jahr verteilt gab es zahlreiche Veranstaltungen, die eigentliche Festwoche fand vom 25. Juli bis 4. August statt. Das Programm reichte von einer Aufführung des Heimatspiels "Die Schutzfrau von Münnerstadt" bis zu einem Beatabend, mit der damals populären deutschen Band "The Lords".
Immerhin: Bei der 1250-Jahrfeier, die eigentlich in diesem Jahr stattfinden sollte, hat Ministerpräsident Markus Söder die Schirmherrschaft übernommen und auch er kam nach Münnerstadt und zwar zur Eröffnung des Jubiläumsjahres beim Neujahrsempfang der Stadt. Das war Mitte Januar. Dann kam Corona. Am 28. Dezember, der Tag der ersten urkundlichen Erwähnung, fällt nun der Startschuss in das neue Jubiläumsjahr.
Auch vor 50 Jahren richteten die Münnerstädter das Städtchen für das große Jubiläum her. Unter anderem verschwand ein Schandfleck am Oberen Tor, der durch den Abriss eines Hauses entstanden war, vor der Klosterkirche entstand eine neue Grünanlage und am Rathaus wurden schadhafte Stellen beseitigt. Im Mai 1970 spendeten Rudolf-Erich Müller, Alfons Müller-Wipperfürth, Harri Liebmann und Rolf Heym anlässlich des Jubiläums eine neue Amtskette für den Bürgermeister. Diese trug Rathauschef Alfred Müller während der Feierlichkeiten. Zudem hatte der Stadtrat entschieden, verdiente Bürger mit der Stadtmedaille zu ehren.
Passend zu den Feierlichkeiten fand im Mai das 13. Studiengenossenfest mit Rekordbeteiligung statt. Zu Fronleichnam kamen Abgüsse der vier Evangelisten vom Riemenschneideraltar (Originale in Berlin) in die Stadtpfarrkirche, aber alle Wünsche erfüllten sich auch damals nicht. Gerne hätten die Freunde des Riemenschneideraltars die Originalfigur der Maria Magdalena nach Münnerstadt geholt, aber die Bedenken der Verantwortlichen im Bayerischen Nationalmuseum in München waren zu groß.
In den Blickpunkt geriet vor 50 Jahren auch das Deutschordensschloss. Das war in den Jahren zuvor teilweise saniert worden. Anlässlich des Jubiläums richtete Peter Genth mit seinem Helfer Ludwig Herrmann das Stadtmuseum im Obergeschoss ein. Bürgermeister Alfred Müller rief die Münnerstädter auf, dafür Gegenständer zur Verfügung zu stellen. Am Sonntag, 19. Juli, öffnete das Stadtmuseum im Schloss erstmals seine Türen. Das Spektrum reichte von sakraler Kunst über historische Möbel bis hin zu Waffen. Heute ist dort das Henneberg-Museum zu finden.
Natürlich rührten die Münnerstädter vor 50 Jahren ordentlich die Werbetrommel. Um auf die historische Stadt aufmerksam zu machen, wurden erstmals Scheinwerfer installiert, beispielsweise am Oberen Tor.
Die eigentliche Festwoche ging von Samstag, 25. Juli, bis Dienstag, 4. August, über die Bühne und hielt zahlreiche Höhepunkte bereit. Dazu zählten am Sonntag, 26. Juli, die Aufführung des Heimatspiels und ein Fußballspiel der Münnerstädter Damenmannschaft. Beim Frühschoppen an diesem Tag war es so kalt, dass viele Münnerstädter auf das Bier verzichtet und statt dessen zum "Mürschter Tropfen" gegriffen haben sollen.