Münnerstadt: Handwerker waren einst die wichtigste Gruppe der Stadt
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Sonntag, 27. Oktober 2019
Die historischen Zunftstangen der Stadtpfarrkirche sind für eine Sonderausstellung im Münnerstädter Hennebergmuseum zu sehen.
"Mürscht hat´s Geld!" heißt es im Rhöner Kreis, einem historischen Spruch über Städte und Gemeinden in der Rhön. Woher der Reichtum einst kam, machte ein Vortrag bei der am Freitag eröffneten Ausstellung "Handwerk hat goldenen Boden - der Glanz der Münnerstädter Zünfte" im Henneberg-Museum deutlich. Besonders die vielen Handwerker und Kaufleute waren es, die die Stadt reich machten. Sie waren in zahlreichen Zünften organisiert, deren äußeres Zeichen unter anderem die prächtigen und oft vergoldeten Zunftstangen waren.
Die 18 erhalten gebliebenen Münnerstädter Zunftstangen von 17 Zünften stehen - seit mehreren Jahrzehnten - normalerweise etwas versteckt im alarmgesicherten Altarraum der Pfarrkirche St. Maria Magdalena. Da die Kirche gerade renoviert wird und die Stangen deshalb entfernt werden mussten, schlug Stadtpfarrer Pater Markus Reis OSA vor, sie im Henneberg-Museum auszustellen.
Museumsleiter Nicolas Zenzen hatte die Idee gerne aufgegriffen. Zusammen mit anderen Ausstellungsstücken wie zum Beispiel Zunft-Truhen, alten Meister- und Gesellenbriefen, Wanderbüchern von Gesellen auf Wanderschaft oder Krügen und Pfeifen entstand eine sehenswerte Sonderausstellung, die einen Einblick in eine mittelalterliche Stadt gibt, die vor allem von Handwerkern aller Art und von Händlern geprägt war.
Ausstellungsbesucher sollten sich auch die Mühe machen, die vier sehr informativen Texttafeln mit ausführlichen Informationen zu studieren. Ein Teil der Ausstellungsstücke stammt aus dem Stadtarchiv, auch ein Privatmann hat einige beigesteuert. Bei der Ausstellungseröffnung dankte der 2. Bürgermeister Andreas Trägner Museumsleiter Nicolas Zenzen und Pater Markus.
"Das Handwerk ist so alt wie die Menschheit" , stellte Zenzen zu Beginn seines sehr aufschlussreichen und detaillierten Einführungsvortrages fest. Handwerk bedeutete Aufgabenteilung und damit Spezialisierung und Entstehung des Sozialwesens. Das Handwerk sei unverzichtbar gewesen, auch wenn seine Wertschätzung sehr unterschiedlich war. In den letzten Jahren sei wieder deutlich geworden, dass es ohne Handwerk nicht geht.
Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert waren Handwerker die wichtigste Gruppe in der Stadt. Sie hatten große politische und wirtschaftliche Bedeutung. Im Mittelalter seien sie ein wichtiger Machtfaktor gewesen, im 15. Jahrhundert war der Stadtrat überwiegend mit Handwerkern besetzt. Die Reformation und die Bauernkriege führten zu einem Bruch. 1525 wurden, so der Museumsleiter, in Münnerstadt die Zünfte verboten.
Im Zuge der Gegenreformation verließen 80 evangelische Familien, vornehmlich vermögende Handwerker, die Stadt, da sie nicht wieder zum katholischen Glauben zurückwollten. Später konnten die Zünfte wieder gegründet werden.