Münnerstadt: Eine besondere Schenkung
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Mittwoch, 24. April 2019
Der Münnerstädter Künstler Herbert Jeschke (+ 1964) hatte einst Kopien des weltberühmten Teppichs von Bayeux gemalt.
Die 1000 Jahre alte gestickte Tapisserie von Bayeux (Frankreich) gilt als eines der herausragendsten Bilddokumentationen des Mittelalters. Der 1964 verstorbene Münnerstädter Künstler hatte während des 2. Weltkrieges gezeichnete Kopien von Szenen des mittlerweile zum Weltdokumenten-Erbe erhobenen Teppichs angefertigt. Im April haben nun seine Söhne Herbert und Gerhard die noch im Familienbesitz befindlichen Arbeiten sowie Aufzeichnungen und Skizzen aus Bayeux an die Stadt in der Normandie und das dortige Museum übergeben. Auf der Homepage des Museums ist nachzulesen, dass die Arbeiten Jeschkes eine wichtige Quelle für die laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen sind, wie die wertvolle Tapisserie ab 1940 konserviert wurde.
Wegen seiner Qualifizierung als ausgebildeter Künstler wurde Herbert Jeschke 1941 von der Wehrmacht abgestellt, um in der um den Teppich von Bayeux zu kopieren. Herbert Jeschke war nach Angaben seines Sohnes Herbert 1939 als einfacher Fußsoldat zum Kriegsdienst eingezogen worden. Mitglieder der NSDAP oder der SS ist er nie gewesen.
Eine Bestandsaufnahme
In einem Zeitungsbericht aus dem Jahre 1955, der sich ebenfalls noch in Familienbesitz befindet, ist zu lesen, dass von dem Teppich eine exakte wissenschaftliche Bestandsaufnahme vorgenommen werden sollte, um eine große Monographie (umfassende Abhandlung) herauszugeben.
Der kleine Stab deutscher Fachgelehrter hat demnach den Teppich 1941 in einem Betonbunker im Keller des bischöflichen Palais, aufgespult auf eine Holzrolle, vorgefunden. Eine Skizze Jeschkes, die auch auf der Homepage des Tapisserie-Museums jetzt veröffentlicht ist, zeigt, wie Männer die historische Kostbarkeit aufgerollt aus dem Tresor holen.
Bis 1943 arbeiteten der Stab in Bayeux, in der Abtei Mondaye sowie in einem ausgelagerten Depot des Louvre - überall dort war der Teppich zeitweise eingelagert, um vor Kriegseinflüssen geschützt zu sein.
Von der Schönheit beeindruckt
Die Schönheit und Detailgenauigkeit dieses historischen Schatzes hätten das Herz seines Vaters berührt, so Herbert Jeschkes Rede bei der Übergabe der väterlichen Arbeiten in Bayeux. Sein Vater habe sich vom ersten Tag an bemüht, über seinen Auftrag hinaus ein Dokument über den Zustand und die Erhaltung des Teppichs zu schaffen.
Herbert Jeschke sen. war nach Angaben seines Sohnes so begeistert von der Arbeit gewesen, dass er begann, größere Teile des Teppichs zu malen und zwar in all seiner Feinheit bis hin zur Materialstruktur der Stickerei.