Münnerstadt: Ein Mantra für Frieden und gegen Fleischeslust
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Mittwoch, 26. Juni 2019
Ein 62-jähriger wurde vor vielen Jahren zum hinduistischen Glauben bekehrt. Nun zieht er über Land und verkündet die Botschaft der Krishna-Gemeinschaft.
Eigentlich stammt Bihari aus Recklinghausen. Sein bürgerliches Leben aber hat er längst abgestreift. Dazu gehört auch sein Geburtsname, der für ihn keine Bedeutung mehr hat. Bihari ist ein Hare Krishna-Bhakta, Anhänger einer hinduistischen Lehre. Er ist unterwegs in Deutschland, um für den Frieden zu demonstrieren, auch in Münnerstadt und der fränkischen Provinz, weil er in den Großstädten schon überall war.
Bihari fällt auf im Ortsbild, obwohl er eigentlich von schmaler Statur und nicht hochgewachsen ist. Doch der 62-jährige verschafft sich Gehör. Er verkündet seine Botschaft per Mikrofon und Meditations-Musik. Die fernöstlichen Klänge und sein Mantra-Gesang "Hare Krishna, hare hare..." hallen allerdings nur kurz über den Anger. Ausgerechnet in der größten Hitze streikt der Verstärker. Irgendetwas hängt fest, und ein passendes Werkzeug ist gerade nicht aufzutreiben. So bleibt Zeit, sich mit Bihari im Schatten einer Kastanie zu unterhalten.
Auffallend an Bihari ist seine Kleidung. Alles ist in Orangetönen gehalten - von der Kopfbedeckung bis hinab zu den Hosen. Die Farbe ist Teil seiner Lebenseinstellung; dem Eingeweihten zeigt sie: Bihari lebt zölibatär. Würde er eine Beziehung zu einer Frau aufnehmen, müsste er seine Kleiderfarben ändern.
Seit rund 20 Jahren führt er jetzt dieses Leben. Momentan ist er auf einer rund zwei Jahre dauernden Reise von Stadt zu Stadt, von Bundesland zu Bundesland. Da ist es nicht ganz verwunderlich, dass er gerade glaubt, Münnerstadt liege in Thüringen. Für seine Botschaft, die er übermitteln will, spielt das auch keine Rolle.
Bihari singt für den Frieden, in Thüringen genauso wie in Bayern oder Baden Württemberg. "Die Welt ist voller Fleischesser", sagt er. Das verheißt kein gutes Karma. Er ist dagegen, dass Tieren in irgendeiner Form Gewalt angetan wird. Sein Mantra sei ein Appell an die Barmherzigkeit. "Barmherzigkeit fängt mit den Tieren an", ist seine Überzeugung.
Wie bei vielen Gläubigen Hindus üblich, isst Bihari deshalb kein Fleisch und keine Eier. Milchprodukte jedoch sind für ihn durchaus okay. Milch sei nicht grundsätzlich schlecht.In der ayurvedischen Medizin, der traditionellen Heilkunde Indiens, komme ihr heilende Wirkung zu, erklärt Bihari. "Milch wird erst von den Menschen schlecht gemacht", stellt er fest und kritisiert Massentierhaltung und damit verbundenen Profit. Das Hare-Krishna-Mantra, das er singt, soll den Geist befreien, so auch von ungezügelter Fleischeslust jeglicher Art. Der eigene, unkontrollierte Geist sei der schlimmste Feind, erläutert Bihari seiner unwissenden Gesprächspartnerin.
In Münnerstadt hat der Krishna-Anhänger nicht viel dabei: Eine Flasche Wasser gegen den Durst - Alkohol lehnt er genauso ab wie Zigarettenkonsum - eine Jacke und sein rollendes, technisches Equipment für die Rezitation, den Text dazu auf Holz und ein Bild, das Tod und Wiedergeburt, ein Kernpunkt hinduistischer Glaubenslehre zeigt.Mehr braucht er nicht für eine Tagestour. Restliches Gepäck bleibt bei Freunden. Krishna-Anhänger gebe es überall, sagt er. Bei ihnen übernachtet er. Um Geld macht sich Bihari keine Sorgen. Er erhalte gelegentlich Spenden. Er komme klar. Bihari reist mit dem Zug. Nur zu Fuß, das müsse mit 62 Jahren nicht mehr sein.