Münnerstadt: Der Lockdown macht die Meisterin
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Sonntag, 20. November 2022
Lina Kastl ist seit kurzem unterfränkische Jugendschachmeisterin in ihrer Altersklasse. Nun trainiert sie für die bayerischen Meisterschaften. Die 17-Jährige weiß, wie man seine Fertigkeiten im Schach besser trainieren kann.
Mit fünf Jahren hat Lina Kastl das erste Mal Schach gespielt. Damals hat sie die Grundzüge des königlichen Spiels von ihren Eltern gelernt. Doch erst als der Lockdown 2020 alle anderen Freizeitaktivitäten weitgehend lahm legte, entdeckte die 17-Jährige ihre Leidenschaft für Schach. Die Faszination hat sie seitdem nicht mehr losgelassen. Der Gewinn der unterfränkischen Meisterschaft in der Altersklasse U18 ist für sie ein Höhepunkt in ihrer noch jungen aktiven Laufbahn. Sechs ihrer sieben Partien hat sie im Turnier gewonnen. Im nächsten Jahr in den Osterferien darf sie bei den Bayerischen Jugendmeisterschaften antreten. Eine mittlere Platzierung hat sie dort im Visier.
"Ich glaube, ohne Corona wäre ich keine unterfränkische Meisterin geworden", sagt die Gymnasiastin aus Seubrigshausen. Denn Schach lässt sich online spielen, und sogar richtig gut, wie sie findet. Lina Kastl beschäftigte sich durch den Lockdown immer intensiver mit dieser Sportart, schaut bis heute Partien an und trifft in der digitalen Welt auf Spielpartner und -partnerinnen. Ihre Gegner sind auch dort nicht Schachcomputer, sondern ganz normale Menschen mit der gleichen Begeisterung wie sie.
Taktik und Wissen verbessern
Online-Schach, findet die 17-Jährige, sei eine gute Möglichkeit, Taktik und Wissen zu verbessern. Es gebe dafür gute Plattformen. Doch das Spiel am Brett, bei dem man seinem Gegner direkt gegenüber sitzt, sei dann noch mal etwas ganz anderes, hat sie festgestellt. Deshalb freut sie sich immer auf die wöchentlichen Partien, die sie im Training im Schachclub "Dicker Turm" Münnerstadt und in der Spielrunde absolviert.
Die Komplexität des Spiels begeistert sie ebenso wie die Tatsache, dass sie beim Schach immer wieder Neues dazu lernt und Überraschungen erlebt.
Schnell hat Lina Kastl gelernt, dass analytisches Denken alleine nicht ausreicht, um eine gute Spielerin zu werden. Theoriewissen sei ebenso nötig. "Man muss Eröffnungen kennen". Einige beherrsche sie mittlerweile gut, berichtet sie. Aber es gebe noch viel zu lernen.
Kaum Bedenkzeit
Geduld gehöre ebenso zum Schachspiel, findet die junge Frau. Daran arbeitet sie auch, seitdem sie im Team des Schachclubs "Dicker Turm" Münnerstadt aktiv ist. In der Freizeit spielt sie gerne eine besonders schnelle Variante des Blitzschachs, bei dem dem Spieler kaum Bedenkzeit für seine Züge bleibt. "Für den Spaß ist das gut," sagt sie. Aber um Fortschritte zu machen, müsse man geduldig sein und auch über die nächsten vier oder fünf Schritte nachdenken. Auf diese Weise fördere Schach auch die Konzentration, ist sie überzeugt.
In Münnerstadt spielt sie in einem ungewöhnlich jungen Team. Eine gegnerische Mannschaft hatte einmal von einem "Kindergarten" gesprochen, als sie zum Spiel angetreten sind, erzählt Lina Kastl amüsiert.