Mobile Hühner in Kleinwenkheim
Autor: Björn Hein
Kleinwenkheim, Sonntag, 17. April 2016
Andreas Schlembach sieht sich als Vorreiter. Dank eines mobilen Hühnerstalls kann er seine Tiere von Ort zu Ort fahren und ihnen Auslauf gewähren.
Die Hühner am Ortsrand von Kleinwenkheim machen einen zufriedenen Eindruck. Sie scharren auf der Wiese, im Gras, immer auf der Suche nach einem Insekt, das sie im Boden zu finden hoffen. Sehr harmonisch geht es hier zu, Stress oder ähnliches ist den Tieren nicht anzumerken. Auf ihrem Stall prangt in großen Lettern die Aufschrift: "Komm vorbei und hol Dein Ei".
Natürlich werden auch die Hühner auf dem Anwesen Schlembach deshalb gehalten, damit sie Eier legen. Dennoch scheint es ihnen hier außerordentlich gut zu gefallen, hier in der Nähe ihres Mobilstalls, einem umgebauten Lastwagenanhänger. "Die Tiere können frei wählen, ob sie sich im Stall oder auf der Wiese aufhalten wollen", erklärt Landwirt Andreas Schlembach, der Besitzer des Federviehs.
Dass bei sonnigem Wetter der bevorzugte Aufenthaltsort der Hühner draußen ist, versteht sich von selbst.
Vier Quadratmeter Platz
Seit einiger Zeit hat Andreas Schlembach den mobilen Hühnerstall nun, er hat sich gelohnt und zwar sowohl für den Landwirt als auch für die Hühner. "Sie ernähren sich zum größten Teil von Gras, das sie hier in großer Menge finden. Allerdings füttere ich auch noch etwas Weizen hinzu, aber dieser Anteil ist sehr gering" erläutert der 28-Jährige. Wenn die Wiese dann abgegrast ist, ist das kein Problem: Der mobile Hühnerstall kann leicht von einem Ort zum anderen transportiert werden, wo es dann wieder Gras in Hülle und Fülle gibt.
180 Tiere befinden sich im Moment auf der Wiese, mit einem Zaun sorgt Schlembach dafür, dass sie sich nicht heimlich davonmachen. Vier Quadratmeter Platz steht jedem einzelnen Huhn zur Verfügung, ein Luxus, vergleicht man es mit der DIN A4-großen Fläche, die einem Huhn in einer Legebatterie zur Verfügung steht. "Der mobile Hänger ist auf 300 Tiere ausgelegt", erklärt Schlembach, der seinen Bestand weiter aufstocken will.
Im Moment sind hier nur Hühner, allerdings soll sich zur Schar auch bald ein Hahn hinzugesellen. "Dieser ist so etwas wie der Wächter über die Hennen. Dabei fungiert er auch als Frühwarnsystem gegen Raubvögel", weiß der Landwirt zu berichten. Allerdings ist bislang auch nur ein Tier einem Raubvogel zum Opfer gefallen.
Die Eier werden gleich vor Ort verkauft. "Dabei ist es ein Segen, dass wir uns direkt an der Hauptstraße befinden. So werden auch Kunden von außerhalb auf uns aufmerksam und kaufen Eier", freut sich Schlembach. Und die Reaktion der Kunden, die auf die Eier aus der Freilandhaltung vertrauen, geben ihm recht. "Sie sagen, dass der Dotter viel gelber sei und die Kuchen besser gelingen", erzählt Schlembach.
In jedem Fall geht es den Tieren hier besser als in einem Legebetrieb: "Die Hühner sind bei Wind und Wetter draußen, was sie robuster macht. Natürlich haben sie jederzeit die Möglichkeit, sich in ihren mobilen Stall zurückzuziehen". Davon machten sie aber nur selten Gebrauch. Dass es den Tieren hier gut geht, sieht man auch daran, wie glänzend ihr Gefieder ist. Kannibalismus, wie er in Legebatterien oft Auftritt, ist hier kein Thema. "Und sollten die Tiere doch einmal krank werden, so hilft Knoblauchpulver im Wasser" erklärt der Landwirt.
Für ihn rentiert sich diese Form der Haltung gleich in zweierlei Hinsicht: Zum einen lassen sich die Eier zu einem etwas höheren Preis verkaufen. Nach 18 Monaten, wenn die Hühner geschlachtet werden, kann er sie außerdem als Suppenhühner auf seinem Hof verkaufen. "Die Freilandhaltung gewährleistet, dass sie viel Muskelfleisch haben", erklärt Schlembach.
Das System des mobilen Hühnerstalls ist ausgeklügelt: Die Eier, die von den Hennen im Innenraum gelegt werden, rollen sofort auf ein Eierband und gehen von hier aus in einen Behälter, so dass sie Schlembach leicht entnehmen kann. "So ist dafür gesorgt, dass sie nicht verschmutzt oder von den Hennen angepickt werden."
Sensible Verbraucher
Die Reinigung des Innenraums erfolgt über ein Kotband, Im Innenraum werden die Tiere auch gefüttert und erhalten Wasser. Nachts müssen sie in den mobilen Stall, damit sie vor Raubtieren geschützt sind.
"Frühmorgens warten sie aber schon wieder darauf, dass sie raus können", ist die Erfahrung des Landwirts.Für ihn ist die artgerechte Haltung eine Herzensangelegenheit. Aber auch ein wirtschaftliches Standbein. "Die Verbraucher werden sensibler und wollen sehen, woher ihr Essen kommt", erklärt Schlembach. "Die Eier sind beim Verkauf maximal zwei Tage alt", sagt Schlembach.
Und einen weiteren positiven Nebeneffekt hat der mobile Hühnerstall. Da das Areal frei zugänglich ist, kommen auch immer wieder Familien mit Kindern hierher. "Da das Wissen über die Landwirtschaft mehr und mehr zurückgeht, ist dies ein guter Weg, den Kindern zu zeigen, wie die Tiere leben und wie sie sich verhalten", erklärt der Landwirt.
In Zukunft will Schlembach weiter in den Bereich der Direktvermarktung vordringen. Und er bildet sich weiter fort: Derzeit befindet er sich auf der Meisterschule. Und ein wenig sieht er sich bei der Hühnerhaltung auch als Vorreiter. "Wenn meine Berufskollegen sehen, dass sich die Freilandhaltung rentiert, wird vielleicht auch der eine oder andere umsteigen."