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Mehr Ruhe auf den Flurwegen


Autor: Heike Beudert

Rottershausen, Sonntag, 18. Juni 2017

Der Oerlenbacher Gemeinderat hat die Aufstellung beschlossen. Die Anregung dafür hatte der gemeindliche Forstschutzbeauftragte Reinhard Landgraf gegeben.
Reinhard Landgraf schaut steht vor einem der neuen Verkehrsschilder bei Rottershausen, die Auto- und Motorradfahrer davon abhalten sollen, Flurwege zu benutzen. Foto: Heike Beudert


Dem pensionierten Forstfachmann war in den letzten Monaten aufgefallen, dass die Feldwege relativ häufig vom öffentlichen Verkehr benutzt werden. Betroffen sind die Flurwege "Oerlenbacher Weg", "Pfersdorfer Weg" und der Auweg.
Im Fall des Pfersdorfer Weges kam noch hinzu, dass die Gemeinde Poppenhausen auf Pfersdorfer Seite den Flurweg in Richtung Rannungen zur Ortsverbindungsstraße aufgestuft hat; diese Entscheidung habe auf Rottershausener Seite zu einer Zunahme des Verkehrs auf dem Pfersdorfer Weg geführt, erläutert der geschäftsleitende Beamte der Gemeinde Oerlenbach, Werner Rauh.
Die Verkehrsschilder untersagen auf den betroffenen Rottershausener Feldwegen künftig den motorisierten Verkehr (mit Ausnahme von Forst und Landwirtschaft). Radfahrer dürfen alle Flurwege weiterhin benutzen. "Das ist sogar erwünscht", meint Reinhard Landgraf. Radfahrer und auch Wanderer sollen die Natur weitgehend ohne Autoverkehr genießen können.


Auch Motocross-Fahrten

Reinhard Landgraf hatte die Beobachtung gemacht, dass die Wege nicht nur als Abkürzung dienten. Teilweise wurden sie für Motocross-Fahrten genutzt. Häufig seien die Wege aber auch angefahren worden, um in der Flur die Hunde laufen zu lassen, so die Beobachtungen von Reinhard Landgraf. Gerade die Gassi-Fahrten sind Landgraf ein Dorn im Auge. Es gebe vereinzelt Hundehalter, die im Auto bleiben und der Hund läuft dann nebenher.
Reinhard Landgrafs Appell hat einen aktuellen Hintergrund. Momentan gibt es überall in der Natur wieder Nachwuchs, beim Wild ebenso wie bei den Vögeln. Die Aufzucht könne durch freilaufende Hunde gestört werden. Landgraf zeigt ein Bild auf dem Handy. Es ist ein toter Frischling zu sehen. Landgraf geht davon aus, dass dieser von einem Hund gestellt und angebissen wurde. Hunde könnten Wild aber auch auf benachbarte Straßen treiben. Die Unfallgefahr dadurch sei nicht zu unterschätzen.


Hunde sind gefährdet

Doch Hunde selbst seien in dieser Zeit in der Flur gefährdet, stellt Landgraf fest. Das Zusammentreffen mit einer Bache mit Frischlingen könnte für einen Hund unangenehm ausgehen, weiß Landgraf. Der Forstschutzbeauftragte erklärt zudem, dass auf ausgeschilderten Radwegen - das sind die Flurwege teilweise - auf Oerlenbacher Gemeindegebiet Anleinpflicht für Hunde besteht.


Ein offenes Auge

Noch kann der Forstschutzbeauftragte nicht sagen, ob die neuen Verbotsschilder auch tatsächlich den Verkehr auf den Feldwegen reduzieren. Landgraf will die Situation in den nächsten Wochen beobachten und wird mögliche Verkehrssünder auch darauf ansprechen. Als gemeindlicher Forstschutzbeauftragter ist er von Amts wegen dazu befugt.
Auch für die Gemeinde Ebenhausen gibt es mittlerweile einen Beschluss, einen Feldweg für den öffentlichen motorisierten Verkehr zu sperren. Dort ist es sogenannte Zuckerrübenweg. Die entsprechenden Verbotsschilder sollen in den nächsten Wochen aufgestellt werden, erklärt Werner Rauh.
Als Forstschutzbeauftragter ist es Landgrafs Aufgabe, ein Auge darauf zu haben, ob das Waldschutzgesetz innerhalb der Gemeinde eingehalten wird. Das soll unter anderem Holzdiebstähle verhindern.
Aber auch die ordentliche Nutzung der Wald- und Flurwege gehört dazu "Ich spiele nicht die Polizei", betont Reinhard Landgraf. Ihm sei der Dialog mit den Bürgern wichtig. Er möchte sie sensibilisieren für das, was in der Natur passiert. Es gehe ihm nicht um persönliche Belange, betont Landgraf, der in Rottershausen ja ein Jagdrevier gepachtet hat.


Missstände ansprechen

Forstschutzbeauftragter kraft seines Amtes war der Rottershausener während seiner langjährigen Berufstätigkeit. Nach seiner Pensionierung übertrug ihm die Gemeinde Oerlenbach offiziell dieses Amt für die Gemeinde Oerlenbach. Es gebe ihm eine Legitimation, Missstände anzusprechen, erklärt Landgraf. Weitere Forstschutzbeauftragte sind in Oerlenbach auch kraft ihres Berufs die gemeindlichen Waldarbeiter.