Manege frei für Mürschter Zirkus
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Sonntag, 19. Februar 2017
Ein abendfüllendes Programm voller Wortwitz, tänzerischer Einlagen und unterhaltsamen Klamauks bot die Faschingssitzung der Münnerstädter Kolpingfamilie.
Auch im letzten Jahr ist in Münnerstadt genug passiert, um damit einen unterhaltsamen und sehr langen Faschingsabend des Kolping-Elferrates zu füllen. Das Hallenbad, der Parkplatz am Oberen Tor, die Stadtteile, der Anruf des Bürgermeisters beim Chef eines Leserbriefschreibers - das alles lieferte den Büttenrednern frei Haus viele Themen. Wie immer gehörten die Auftritte der drei Garden zu den Glanzpunkten der Faschingsabende am Samstag wie auch am Sonntag im Jugendhaus am Dicken Turm.
"Helau mit Spaß und Ironie" versprach Sitzungspräsident Andreas Albert und legte damit auch gleich los: "Die Stadtkapelle musste bei ihrer Jubiläumsveranstaltung in der alten Aula pianissimo spielen". Dort hätten die Narren gerne auch gefeiert, bekamen aber wie berichtet eine Absage. Deshalb wählten sie das Motto "Alle Jahre wieder".
"Wir haben die besten Garden überhaupt" verkündete Albert. Dass er nicht zu viel versprochen hatte, bewiesen gleich hinterher die jungen Damen der Elferratsgarde mit ihrem Marsch. Ganz zum Schluss begeisterten sie ihr Publikum nochmals mit einem Tanz in hübschen Pfauen-Kostümen. Der Beifall für sie und ihre Trainerin Monika Petsch war mehr als verdient.
Die jungen Mädchen der Sternchengarde mit ihren Trainerinnen Christina Skuppin, Sophia Gopp und Stefanie Wohlfromm begeisterten als Engelchen und Teufelchen. "Außerirdisch" präsentierte sich dagegen die Juniorengarde, die von Christina und Sabrina Skuppin trainiert wird.
Der Mürschter Nagel
Was wäre der Kolping-Faschingsabend ohne Wilhelm Schmitt? Der ist nicht nur der Chef-Organisator im Hintergrund, sondern als "Mürschter Nagel" einer der Höhepunkte des Abends: "Die alte Aula zu verwehren, weil Kolping nicht katholisch sei? Man sollte sich beim Papst beschweren, bei Landrat Bold, ganz nebenbei", verkündete er. Und Wilhelm Schmitt ist froh, dass die Lauer, dieser "reißende Gebirgsbach" über die Saale in den Main mündet und nicht in die Donau. Sonst wäre das Flüsschen bei Hochwasser noch schuld, dass an der Donau die Deiche brechen. Schließlich seine Empfehlung, damit sich das Motto "alle Jahre wieder" erledigt: "Kauft's Jugendhaus, das würde passen oder beschließt, das hätte Stil, uns wieder in die Aula lassen!""Alle Jahre wieder" ist Chelsey Meza dabei, und das nun schon seit zehn Jahren. Als achtjährige stand sie zum ersten Mal in der Bütt und auch in der Garde ist sie dabei. "In diesem Jahr geht's wieder rund, ich halt bestimmt nicht meinen Mund" versprach sie.
Julian Stürmer erwies sich als echte Stimmungskanone, als Einheizer mit Titeln wie "Weiß der Geier" oder "Das ist Wahnsinn." Er bekam die Belohnung für sein langjähriges Engagement und wurde an diesem Abend in den Kolping-Elferrat aufgenommen.
Schon der Titel "in Mürscht ist das ganze Jahr Zirkus" ließ erahnen, was Franziska Eckert und Karoline Schwarz zusammengetragen hatten. Was passiert mit dem Parkscheinautomaten am Oberen Tor?, fragten sie. "Ach, den nimmt der Kastl mit hemm nach Seubrigshausen. Der kommt auf den neugestalteten Dorfplatz da draußen."
Der Mürschter Zirkus
Für ihren Zirkus fanden sie nach langer Diskussion einen Platz: die Grube. Und dann suchten sie Attraktionen dafür. Als erstes kamen sie auf "Miss Kultourismus, unser Fräulein Inge". Die könne gleichzeitig drei Dinge, "Kultur, Tourismus und Museum freihändig jonglier'n ohne die Balance zu verlieren". Das Stimmgebaren der CSU-Stadtratsfraktion wurde ebenso auf die Schippe genommen wie das Verhalten des Bürgermeisters nach der Veröffentlichung eines Leserbriefs.Vor wenigen Wochen meinte Rosina Eckert noch "ich weiß gar nicht, ob ich auftrete." Doch sie enttäuschte ihre Fans nicht. Sie kam als "Gutachterin für alle Fälle". Natürlich macht sie Gutachten auch in Münnerstadt. Den Auftraggeber für ihr neues Hallenbad-Gutachten verrät sie nicht. "Es gibt da bereits jede Menge von Vorlagen und alle lassen erkennen letztlich den Sinn: wes Brot ich ess, des Lied ich sing! "
Und kürzlich habe sie den Prüfauftrag bekommen, ob Münnerstadt noch seinen Hochwasserdeich benötigt und ob die Bäume abgesägt werden müssen.
Jäger-Latein
Ein Gutachten hält sie unter Verschluss: "Das ist absolut tabu". Es gehe darum, ob Münnerstadt die Stadtteile noch und wenn ja - wozu?", erklärte sie. Eines verrät sie trotzdem: Per Referendum sollen die Stadtteile entscheiden, ob sie bleiben wollen. Wenn das nicht funktioniert, müssten die Münnerstädter "selber sach: die müsse raus, und die wolle mer noch." Aber keine Angst, so die Gutachterin: "Das Gutachten ist ein Schubladenprojekt", stellte Gutachterin Eckert fest.Damit war das Programm noch lange nicht erschöpft. In seinem Sketch "Pokemonjäger" nahm Wolfgang Düringer das Pokemon-Fieber auf die Schippe. Eugen, Anneliese und Andreas Albert hatten die Lacher beim "Arztbesuch" auf ihrer Seite. Edi Schmitt war Engel und Teufel zugleich. Als Oma mit modernen Ansichten und Ansprüchen erwies sich Anneliese Heppt. Hubert Wohlfahrt unterhielt mit Jäger-Latein. Die "Mamas und Papas" die inzwischen zum Teil Omas und Opas sind, gehören seit Jahren dazu. Sie präsentierten Filmmusik von "Pretty Woman" über "Schwarzwaldklinik" bis "die Drei von der Tankstelle." Trainiert wurden sie von Claudia Skuppin und Renate Kersten.
Andrea Winkler, Manfred Back, Heike Bauer und Hans Schwarz bekamen für ihre langjährigen Verdienste um den Fasching Verbands-Orden.
Lob zur Sitzung kam auch vom 2. Bürgermeister Michael Kastl: "Das ist eine schöne Veranstaltung, Wenn es bissig wird, muss man das aushalten. Ich bin das mittlerweile gewöhnt."