Leistungsfähige Fachklinik
Autor: Björn Hein
Münnerstadt, Sonntag, 26. Oktober 2014
60 Jahre Thoraxzentrum in Münnerstadt - das wurde am Wochenende mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Für die Stadt sei die Klinik ein wichtiger Arbeitgeber, betonte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel.
Ein ganz besonderes Jubiläum gab es im Thoraxzentrum in Münnerstadt zu feiern. Vor 60 Jahren war vom Bezirk Unterfranken die Klinik Michelsberg als Lungenheilstätte errichtet worden. "Der Standort hierfür war typisch für die Zeit: In Höhenlage war sie isoliert von den Städten und Dörfern, um einerseits der Infektiosität Rechnung zu tragen und andererseits die Heilung durch Sonne, Ruhe, gute Ernährung und frische Luft zu fördern", äußerte sich Dr. Bernd Seese, ärztlicher Direktor und Chefarzt am Thoraxzen trum. Seit dem Bau der Klinik im Jahre 1954 - damals war sie unter anderem zur Bekämpfung der Tuberkulose errichtet worden - hat sich einiges getan, es wurde immer wieder modernisiert und ausgebaut.
Mehr Atemwegserkrankungen
Heute ist das Thoraxzentrum des Bezirks Unterfranken eine leistungsfähige, moderne Fachklinik für Pneumologie, Thoraxchirurgie, Rehabilitation, Schlaf- und Beatmungsmedizin. "Viele bauliche Veränderungen, hochwertige medizintechnische Ausstattung und vor allem das gut qualifizierte und erfahrene Personal machen uns zu einem zuverlässigen Partner im regionalen Gesundheitswesen", meinte Dr. Seese.
Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel sprach davon, dass die Klinik in den vergangenen Jahren eine positive dynamische Entwicklung durchlebt habe und für Münnerstadt ein großer und wichtiger Arbeitgeber sei. "Auch in Zukunft wird das Thoraxzentrum für die Gesundheitsvorsorge von großer Bedeutung sein. Atemwegs- und Lungenerkrankungen steigen weltweit an und sind mittlerweile Volkskrankheiten", so Dotzel.
Das Klinikpersonal lobte er als hochmotiviert.
Immer mehr Aufgaben
1952 habe der Bezirk beschlossen, hier am Michelsberg eine Klinik zur Bekämpfung der Tuberkulose zu errichten, im Mai 1954 habe man diese nach sehr kurzer Bauzeit einweihen können. Über die Jahre seien dann immer neue Aufgaben auf die Klinik zugekommen, was diese sehr gut gemeistert habe.
"Der Bezirk ist froh, dass es das Thoraxzentrum gibt", freute sich Dotzel. Hier werde mit modernsten Medizineinrichtungen gearbeitet, auch die wirtschaftliche Entwicklung des Hauses sei positiv. "Ich wünsche allen, die hier arbeiten, weiterhin viel Erfolg und den sprichwörtlich "langen Atem", so der Bezirkstagspräsident. Regierungsvizepräsident Dr. Andreas Metschke ging ebenfalls auf die Entwicklung der Klinik ein, wobei er aber auch darauf hinwies, dass Tuberkuloseerkrankungen wieder auf dem Vormarsch seien.
"Ich hoffe, dass die Klinik sich dieser Krankheit in Zukunft nicht wieder annehmen muss", so Metschke. Im übrigen bestätigte er der Klinik eine 60-jährige Erfolgsgeschichte und reihte sich bei den Gratulanten mit ein.
Hohes Ansehen
Der Bürgermeister der Stadt Münnerstadt, Helmut Blank (CSU), meinte, dass das Thoraxzentrum wertvolle Dienste für die Patienten in der Region leiste. "Ich bedanke mich heute für die Pflege und die Behandlung unzähliger Menschen", so das Ortsoberhaupt. Das Thoraxzentrum genieße hohes Ansehen, was auch dem vollen Einsatz der Mitarbeiter zuzuschreiben sei. Die 200 Arbeitsplätze seien zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region.
Natürlich gab es beim 60-jährigen Jubiläum einiges für die Besucher zu sehen.
So konnte man eine kostenlose Lungenfunktionsmessung durch Fachpersonal mit ärztlicher Auswertung vornehmen lassen, es wurden ebenso Führungen durch die Klinik geboten.
Wer wollte, konnte sich auch thoraxchirurgische Eingriffe demonstrieren lassen, beziehungsweise diese an Testdummies unter ärztlicher Hilfe selbst ausführen. Ebenso konnte man Einblick in ein Schlaflabor nehmen oder sich die Pupillographie erklären lassen. In der ehemaligen Cafeteria war für das leibliche Wohl der Gäste bestens gesorgt, außerdem erwartete die Besucher Live-Musik.
Und so wurde es ein interessanter und lehrreicher Nachmittag für die zahlreich erschienenen Besucher, die sich vor Ort ein Bild von den Aufgaben und Herausforderungen des Thoraxzentrums machen konnten.
Mit einem Festvortrag wartete Dr. Ralf Mütterlein vom Bezirkskrankenhaus Parsberg auf.
Er selbst hatte in den 80er Jahren im Thoraxzentrum seine Facharztausbildung absolviert und hier fünf Jahre lang gearbeitet.
Sein Vortrag nahm die Zuhörer mit auf einen Gang durch die Historie der Tuberkulose, die auch heute noch eine viel zu unterschätzte Krankheit sei. "Jeder spricht von Ebola, dabei vergessen wir, dass in jedem Jahr bei weitem mehr Menschen auf der Welt an TBC als an Ebola sterben", so der Mediziner. Dr. Mütterlein verstand es, kurzweilig das Publikum zu unterhalten, nicht jedoch ohne ernste, ja sarkastische Untertöne zu vergessen.
Verständlich war der unverhohlene Unmut des Mediziners über die Gesundheitspolitik in Deutschland - gebe es hier doch kaum noch Tuberkuloseexperten, und die Forschung sei in diesem Bereich in den letzten Jahren immer mehr zurückgefahren worden.