Druckartikel: Konny Albert im Erzählcafé in Münnerstadt

Konny Albert im Erzählcafé in Münnerstadt


Autor: Dieter Britz

Münnerstadt, Mittwoch, 06. Februar 2019

Konny Albert ist ein echtes Multitalent: An nur einem Nachmittag brillierte er als Grafiker, Sänger, Musiker und Erzähler.
Konny Albert, Multitalent aus Hammelburg, war Gast beim Erzählcafé im Haus  Sankt Michael. Er bewies sein Talent als Grafiker, das hat er ja studiert,  aber auch als Bänkelsänger und als Musiker und Erzähler. Foto: Dieter Britz


Was haben Eugen Albert Organisator des Erzählcafés im Haus St. Michael des Juliusspitals, und Konny (eigentlich Konrad) Albert gemeinsam? Beide kommen sie aus Dörfern der Rhön oder der Vorrhön, der erste aus Waldfenster, der zweite aus Poppenroth. Beide sollten eigentlich Pfarrer werden und besuchten deshalb die Klosterschule in Münnerstadt. Doch Eugen Albert wurde dann doch lieber Lehrer und später Bürgermeister in Münnerstadt. Konny Albert, Jahrgang 1954, studierte in Würzburg Grafik und wurde Diplom-Grafikdesigner (FH).

Jetzt war Konny Albert auf Einladung von Eugen Albert ins Erzählcafé gekommen. Nach dem Studium habe er die meiste Zeit als freischaffender Künstler, Maler und Grafiker in Ostheim und später in Hammelburg gelebt. Aber Conny Albert erzählte nicht allzu viel über sich. Vielmehr hatte er Gitarre, Schifferklavier, Mundharmonikas, Papier und Zeichenstifte mitgebracht. Sein Markenzeichen, einen Hut, legte der "schillernde Gast" (O-Ton Eugen Albert) nie ab.

Noch bevor es richtig losging, griff Konny Albert zum Zeichenstift und zauberte auf einem großformatigen Blatt Strich für Strich eine Ansicht seines Heimatortes Poppenroth, um zu erklären, wo seine Eltern, seine Großeltern und er selbst gewohnt haben. Dann griff er zum Schifferklavier und gab das selbst gedichtete Lied "die Mürschter sitze do und wartet und wartet..." zum Besten. Spätestens bei dem Lied "Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen, Bergvagabunden sind wir" war das Eis gebrochen und alle sangen mit.

"Mit elf Jahren kam ich nach Münnerstadt in die Klosterschule, da meine Mutter und meine Oma wollten, dass ich Pfarrer werde", erzählte er. Doch das Heimweh war immer riesengroß. Konny Albert gab unumwunden zu "ich war ein junger Kerl, ich hätte mehr lernen müssen. Aber das Heimweh war so arg, ich wollte nicht lernen." Allerdings hat Konny Albert auch gute Erinnerungen an die Klosterschule. Er hat dort Gitarre gelernt, Fußball gespielt, Sport in der Turnhalle gemacht. Beim Stichwort "Radio hören" erinnerte er sich daran "da kam die Rock-Kultur mit den langen Haaren auf".

Konny Albert zeichnete schon als Kind gerne. Seine ersten Werke sammelte er in einem Skizzenbuch. Einer seiner Lehrer, Pater Alois, sah das und gab ihm den Rat, doch lieber Grafiker zu werden statt Pfarrer. Er ging nach Würzburg und studierte Grafik-Design. 1977 schloss er das Studium ab, ging zurück nach Poppenroth und drei Jahre später der Liebe wegen nach Ostheim.

Die meiste Zeit seines Lebens arbeitete er als freischaffender Grafiker und Zeichner für viele Auftraggeber. Als Schnellzeichner ist er noch heute auf Märkten, auch in Münnerstadt, unterwegs. Viele Glasfenster in Kirchen oder Kurhäusern hat er gestaltet, denn einige Jahre war er als Bleiverglaser bei der Bad Kissinger Firma Seufert beschäftigt. Im Hammelburg, wo er heute wohnt, hat Konny Albert ein Atelier eröffnet. Auch als Sänger und Musiker kann er sein Publikum in den Bann ziehen. Er erinnert an die Bänkel- und Moritatensänger auf Jahrmärkten und in alten Wirtshäusern. Um seine Dialekt-Texte zu verstehen, muss sich jeder, der nicht aus der Rhön kommt, allerdings gan schön anstrengen, wenn er den tieferen Sinn verstehen möchte. Sein Lied "Wenn's verreckt is, is verreckt" kam bei den Besuchern des Erzählcafés ebenso an wie "Ich bin alt - du bist alt" oder "Es geht dir schlecht, aber anderen geht's noch viel schlechter."

Immer wieder wechselte Konny Albert zwischen Geschichten, Musikstücken und Liedern. Er erzählte, dass die Wallfahrt auf den Kreuzberg der einzige freie Tag für seine Mutter war und sie dort oben Bier trinken konnte. Und wenig später erfuhren die Zuhörer, dass er ein geerbtes Grundstück mit Birnbäumen in Poppenroth besitzt. Vor drei Jahren habe jemand dort alle Birnen geklaut. Er habe ein Schild aufgestellt, auf dem stand: "Wer hat meine Birnen geklaut? Bringen Sie sie wieder zurück. Sie wurden gesehen." Es habe aber nichts genützt.

Der Nachmittag mit dem Grafiker-Sänger-Musiker-Erzähler-Multitalent Konny Albert ging stilecht zu Ende mit dem Kreuzberg-Lied.