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Kleine Hexe eroberte die Bühne


Autor: Werner Vogel

Maßbach, Mittwoch, 25. November 2015

Das Theater Schloss Maßbach inszeniert Otfried Preußlers Kinderbuch "Die kleine hexe" . In der Lauertalhalle feierte das Theaterstück für Kinder eine umjubelte Premiere und geht nun bis Weihnachten auf Tournee.
Sandra Lava, Silvia Steger, Iris Faber und Benjamin Jorns (von links) bezaubern Kinder und Erwqachsene in dem Stück "Die kleine Hexe". Foto: Sebastian Worch


"Zugabe, Zugabe" rief das junge Publikum nach der Premiere in der restlos gefüllten Lauertalhalle, und die Lehrer hatten alle Hände voll zu tun, ihren Schülern alle Fragen zu beantworten und dafür zu sorgen, dass sich bei all der Begeisterung alle wieder rechtzeitig am Bus einfinden. "Zugabe können wir natürlich nicht machen", lachte die sehr zufriedene Theaterleiterin Anne Maar, aber: "Gutes Theater machen ist unser Anspruch, da macht es keinen Unterschied, ob wir für Kinder oder Erwachsene spielen."
Für Regisseurin Susanne Pfeiffer ist die Herausforderung fast noch größer: "Die Kinder machen zwischen fünf und zehn Jahren einen großen Entwicklungssprung, dem muss die Inszenierung Rechnung tragen," sagt die vielseitige Maßbacherin. Dass sie als dreifache Mutter die Psyche der Kinder versteht, beweist sie auch mit dieser feinfühligen Inszenierung: " Nehmen die Kleinen außergewöhnliche Kleidung oder mystische Momente besonders auf, bleiben den Älteren witzige Dialoge und rasante Szenen in Erinnerung". Um es vorweg zu sagen: Mit dieser kleinen Hexe kommen alle auf ihre Kosten.


Hexen Haute Couture

Die Kostüme der Darsteller sind meisterhafte Kreationen aus Fetzen, Tüchern, wallendem Stoff und monumentalen Hüten. Eine irrationale Hexenmode à la "Muhme Rumpumpel" haben die Schneiderinnen um Jutta Reinhard da geschaffen. Die Bühne beherrscht eine ausladende Eiche, in deren beweglichen Ästen vorwiegend der sprechende Rabe Abraxas turnt, aber der knorrige Baum hat auch ein Innenleben: Die "Oberhexe" wohnt darin und manchmal wandert der Zauberbaum wie von Geisterhand bewegt, auch noch umher.
Eine echte Herausforderung für Bühnenbildner Peter Picciani, denn das Ungetüm muss auch mit auf Tournee gehen, also zerlegbar sein. Robert Werthmann setzt die ganze Szenerie in gespenstisches Licht, lässt sie aber auch mal feurig lodern.
Seit über fünfzig Jahren erobert die kleine Hexe ohne Namen die Kinderzimmer, bringt auch Mama oder Opa beim Vorlesen zum Schmunzeln. Wie im Märchen gibt es allerlei Abenteuer zu bestehen, und am Ende siegt doch das Gute. Das Hörbuch mit Anna Thalbach und Peter Striebeck läuft als Gute Nacht Geschichte auf ungezählten Nachttischen, die Bühnenfassung des Altmeisters Otfried Preußler ist ein Klassiker des Kindertheaters.


Böse Hexe ist gute Hexe?

Susanne Pfeiffer hat das Stück kindgerecht und fantasieanregend umgesetzt, zeigt eine liebenswerte kleine Hexe (Iris Faber) und lässt sie amüsante Abenteuer erleben. Nach einhundertsiebenundzwanzig Jahren -was für eine Hexe noch sehr jung ist- will die kleine Märchenfigur mit dem Besen beim großen Hexentreffen auf dem Blocksberg endlich auch mit herumfliegen. Zwar kann sie das ganze Zauberbuch schon auswendig, aber weil sie zu vorwitzig war, muss sie sich erst ein ganzes Jahr als "gute Hexe" bewähren.
Da hilft sie, unterstützt von ihrem besten Freund Abraxas, dem klugen, sprechenden Raben (Benjamin Jorns) den Holzweibern im Wald Reisig zu sammeln, heizt dem Maroniverkäufer den Ofen, ohne dass er sich die Finger verbrennt, bläst der Papierblumenverkäuferin unwiderstehlichen Duft an die Rosen, haucht dem Schneemann neues Leben ein, zaubert eine Karotte ins Gesicht und hext den Hut wieder auf den Kopf.
Doch vor dem Hexengericht zählen solch gute Taten nicht. Da gilt: Eine Hexe ist gut, wenn sie böse ist. Das ist zu viel für den Irrwisch mit dem guten Herzen. Sie rächt sich bei der Walpurgisnacht derart an den "bösen Hexen".


Temperamentvolle Spielweise

Alle Schauspieler steckten das Publikum mit ihrer überzeugenden Darstellung an, zogen sich blitzschnell um, Sandra Lava, Sivia Steger und Marc Marchand spielten bis zu fünf Rollen, überzeugten in jedem Gewand. Der eher liebreizenden denn frechen Hexe Iris Faber mit natürlich rotblonden Haaren flogen die Mädchenherzen entgegen.
Held der Jungs aber war Benjamin Jorns als quicklebendiger Rabe Abraxas. Wie er im Geäst als Kobold umhersprang und auf die Bühne hüpfte, flatterte, tanzte und dabei seinen schrillen Rabenkrächzer "krriääähh" in die Menge rief, "das war echt toll", meinte der siebenjährige Benjamin aus Hohenroth. Und Schulkamerad Philipp ergänzte: "So hoch vom Baum zu springen hätt ich mich nicht getraut."
Das sehenswerte Stück geht bis Weihnachten auf Tournee und wird die Kinder nicht nur in der Region entzücken. Am 8. Dezember ist die "Kleine Hexe" auch im Kurtheater Bad Kissingen zu Gast. Für die Schulklassen hat die Theaterpädagogin Karolin Wunderlich ein ansprechendes Materialheft mit Geschichten, Rezepten, Anleitungen und Rätseln rund um die kleine Hexe gestaltet.