Druckartikel: Kleine Elemente bilden ein Ganzes in Münnerstadt

Kleine Elemente bilden ein Ganzes in Münnerstadt


Autor: Björn Hein

Münnerstadt, Donnerstag, 09. März 2017

Jannina Hectors "Nahtstellen" wird ab Samstag in den Galerieräumen im Schloss in Münnerstadt zu sehen sein.
Jannina Hector strahlt inmitten ihrer "Papieretten". Sie stellt die "Nahtstellen" noch bis zum 9. April aus. Foto: Björn Hein


"Nahtstellen" - kurz und prägnant ist die Ausstellung von Jannina Hector überschrieben, die ab Samstag, 11. März, in den Galerieräumen im Schloss in Münnerstadt zu sehen sein wird.

Der Titel ist mit Bedacht gewählt: Betrachtet man eines der Werke der Künstlerin, welches an der Wand befestigt ist, so bietet sich für das Auge im ersten Moment eine Sinfonie aus Farben. Beim genauer Hinsehen kann man erkennen, dass das Arrangement aus vielen kleineren Elementen besteht, welche penibel in quadratischer Form angeordnet sind.


Akribisch und genau

Besonders Details sind Hector hier wichtig, sie arbeitet akribisch und genau. Beim Betrachtet der einzelnen Teilstücke sieht man, dass sie aus Gerüsten aus Draht und Stäben bestehen, die mit Lagen aus hauchdünnen Papierschnipseln beklebt sind. So genannte "Papiretten" lassen sich erkennen, runde fast atavistisch anmutende Figuren, die ebenfalls durch den wohltemperierten Farbeinsatz das Auge anziehen. Den sorgfältigen Beobachter erinnern diese Formen an die oben erwähnten "Nahtstellen".

"Das ist kein Wunder. Bei mir entwickelt sich eine Arbeit aus der anderen. So entstehen verschiedene Serien", erklärt Hector. Und diesen im wahrsten Sinne des Wortes "Nahtstellen" kann man in der Ausstellung ebenfalls nachspüren. Große Worte sind dabei ihre Sache nicht, lieber lässt sie ihre Werke für sich sprechen.
Das Künstlerische liegt Jannina Hector sehr, dies zeigte sich schon in frühen Kindertagen. Geboren 1963 in Weitramsdorf bei Coburg, bemalte sie schon als kleines Mädchen alles, was ihr in die Finger kam. "Von früh auf liebte ich das Illustrieren", erinnert sich Hector. "Da hat es dann immer geheißen: Du mit Deinem Gekritzel". Mit Kunst hatte in ihrer Familie niemand etwas am Hut. "Ich war hier der Ausreißer", lacht die Künstlerin. Nach ihrem Schulabschluss machte sie dann eine kaufmännische Ausbildung und war sogar Filialleiterin. "Aber eigentlich war es nicht das, was ich wollte", sagt Hector heute.


Emanzipierte Künstlerehe

1985 lernte sie ihren späteren Mann kennen, den Philosophen Heinz Hector. Dieser war selbst Künstler, und er erkannte das künstlerische Talent Jannina Hectors. "Bei der Begegnung mit Heinz wurde mir klar, dass ich wirklich Künstlerin sein will", sagt sie. Schnell folgte die Heirat und beide entwickelten sich in ihrer Kunst weiter. Als "emanzipierte Künstlerehe" bezeichnet dies Jannina Hector. Seit Januar 2016 lebt und arbeitet sie in ihrem Atelier in der "Unteren Mühle" am Ortsrand von Hofheim, wo sie auch Workshops abhält.

In ihrer Ausstellung in den Galerieräumen im Deutschordensschloss gibt sie einen Überblick über ihr Schaffen der letzten Jahre. Besonders bei den "Nahtstellen", aber auch bei den "Papieretten" erkennt man eine Spezialität Jannina Hectors: "Ich liebe es, aus so genanntem "wertlosen Material", wie Papierfetzen und anderem, kostbare, strahlende Dinge zu machen. Wenn das Objekt dann fertiggestellt ist, wirkt das auf mich immer wie ein kleines Wunder".


Sehr zielstrebig

"Du machst Edelsteine aus dem Rohmaterial", pflichtet ihr ihre Freundin Susanne Becker bei, die selbst Malerin ist und Hector beim Aufbau hilft. Sie erzählt, dass Jannina Hector in ihren Arbeiten sehr zielstrebig und kontinuierlich ist. Gezeigt werden in der Ausstellung neben den genannten Objekten auch Malerei und Druckgrafiken. Hier wird sehr schön vor Augen geführt, dass die Künstlerin fast "kindlich" und vorurteilsfrei herangeht, um im künstlerischen Prozess die eigenen Ideen zu präzisieren und zu verfeinern.


Einsatz von Farbe

"Dabei ist der Einsatz der Farbe etwas ganz Wesentliches, es ist vielleicht das schwerste, die 'richtigen' Farben zu finden", erklärt Janinna Hector. Besonders bei den Papieretten erkennt man das Zusammenspiel von Form und Farbe, welche eine Symbiose eingehen. Aus diesem Prozess heraus entwickelt sich die Kunst Hectors, "die künstlerischen Prozesse bei mir sind sehr intuitiv", sagt sie. Inspiration holt sie sich dabei aus ihrem Garten bei den Blumen, gerade was die Farbe angeht, aber auch Filme geben ihr Inspiration.

Dass sie die Ausstellung in den Galerieräumen im Deutschordensschloss zeigen kann, freut sie ganz besonders. "Die Atmosphäre hier ist klasse, besser geht es nicht", sagt sie. Mit Jannina Hector als Ausstellerin ist Georg Seifried von den Museumsfreunden wieder ein Glücksgriff gelungen. "Wir achten einerseits darauf, dass die Künstler, die hier ausstellen gut sind. Außerdem sollen sie aus der Nähe kommen", so Seifried, der selbst Künstler mit Leib und Seele ist.


Termine

Ausstellungseröffnung : Samstag, 11. März, 16 Uhr.

Öffnungszeiten: Die Ausstellung "Nahtstellen" kann bis zum 9. April besucht werden, geöffnet ist jeweils freitags, samstags und sonntags, von 14 bis 17 Uhr.