Kirchen-Umarmung als Höhepunkt
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Dienstag, 26. Mai 2015
Olympische Spiele, Kurzbotschaften im Twitter-Stil, Workshops zu Toleranz, Körpersprache und mehr: Rund 100 Messdiener der Augustiner sorgten beim letzten Treffen in Münnerstadt für Aufsehen.
Die Kirchenbesucher wunderten sich nicht schlecht, als sie am Morgen des Pfingstmontags zum Gottesdienst in die Pfarrkirche gehen wollten: Rund um das Gotteshaus standen ziemlich genau 100 Ministranten, die sich an den Händen hielten und so die Kirche umarmten. Erst dann zogen sie feierlich in die Kirche ein und wirkten beim Gottesdienst mit. Diese Aktion war der Höhepunkt des viertägigen Treffens von Augustiner-Ministranten aus ganz Deutschland im Jugendhaus am Dicken Turm, das unter dem Motto "Jeder in seiner Sprache" stand.
Bruder Jürgen war auch da
Die Münnerstädter Ministranten hatten es einfach, doch für ihre Kolleginnen und Kollegen aus Berlin, Germershausen im Landkreis Göttingen, Fährbrück bei Würzburg und Oberbalbach beim ehemaligen Kloster Messelhausen war die Anreise wegen des Lokführer-Streiks ein Abenteuer.
Eingeladen waren zu diesem Treffen die Ministranten aus allen Kirchen, die vom Augustiner-Orden betreut werden. Außerdem waren auch Gruppen aus Pfarreien mit dabei, aus denen die Augustiner sich zurückgezogen haben, erzählt Pater Felix Meckl OSA, der seit September 2013 das Jugendhaus leitet.
Insgesamt 104 Ministrantinnen und Ministranten im Alter von 8 bis 47 Jahren nahmen teil. "Inklusion ist bei uns ganz wichtig", sagt Pater Felix und verweist darauf, dass auch Ministranten aus Maria Bildhausen mit dabei waren und ganz selbstverständlich an dem anspruchsvollen Programm mitwirkten, das von einer 14-köpfigen Gruppe vorbereitet worden war. Auch Bruder Jürgen, der frühere Leiter des Jugendhauses, war für dieses Ministrantentreffen aus Würzburg an seine frühere Wirkungsstätte zurückgekommen.
14 Arbeitskreise
Das Programm begann bereits am Freitag.
Jede Gruppe stellte sich mit einer Kurzbotschaft ganz modern im Twitter-Stil vor, danach gab es im ganzen Haus Spiele zum gegenseitigen Kennenlernen. Der Samstag stand im Zeichen von Workshops von 14 Arbeitskreisen im Jugendhaus, aber auch "auswärts". Eine Gruppe ging zu Regionalkantor Peter Rottmann in die Stadtpfarrkirche, um dort neue Lieder aus dem Gotteslob zu üben. Eine andere lernte, wie Ikonen geschrieben (nicht gemalt!) werden. In einem weiteren Workshop ging es um Toleranz und Rassismus. "Malen mit Licht" wurde in einem völlig dunklen Raum geübt. Theaterpädagogin Karolin Wunderlich vom Theater in Maßbach behandelte in ihrem Workshop das Thema Körpersprache. Recht anspruchsvoll war das Thema "Hokuspokus in der Liturgie" - der Begriff ist laut Internet-Lexikon Wikipedia eine Verballhornung der Konsekrationsformel "Hoc est enim corpus meum" (denn dies ist mein Leib) aus der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil.
Am Samstagabend versammelten sich die Ministranten zu einem Gottesdienst bei Kerzenschein in der Talkirche.
Am Sonntag waren die Teilnehmer in acht Gruppen im Jugendhaus unterwegs und gingen fünf Stationen ab. An einer beobachteten sie ein Streitgespräch, das sie auf Kommunikationsfehler analysierten. An einer anderen Station wurde von jedem Teilnehmer ein Ganzkörper-Foto vor weißem Hintergrund gemacht. Alle Fotos wurden später im Computer über-einandergelegt. Das Motto "Jeder in seiner Sprache" stand im Mittelpunkt der Station, an der Bibelstellen übersetzt werden sollten. Landkarten der biblischen Länder gab es an einer weiteren Station. Hier sollten die jungen Leute dazu per Smartphone aktuelle Meldungen und Bibelstellen googeln.
In Kürze gibt's Post
Alle Ministranten werden in zwei bis drei Wochen Post aus Münnerstadt bekommen.
An der fünften Station hatte nämlich jeder 30 Minuten Zeit, in einem Brief an sich selbst festzuhalten, was ihn bewegt, was Gott ihm gesagt hat, ob er Heimweh hat. Am Sonntagnachmittag wurden schließlich Olympische Spiele mit vielen Spielen und Wettbewerben ausgetragen. Hier seien nur zwei erwähnt. Beim Teebeutelweitwurf war Köpfchen gefragt, denn ein trockener Teebeutel fliegt nicht weit. Nimmt man ihn aber in den Mund und macht ihn nass, erreicht man viel größere Weiten. Am Jörgentor wunderten sich Spaziergänger über die Limbo-Tänzer, die ebenfalls Aufgaben für die Ministranten-Olympiade erledigten.
Wanderpokal bleibt in der Stadt
Der Wanderpokal für die beste Gruppe bleibt in Münnerstadt, er wurde von Pater Alejandro Moral Anton OSA, dem Generalprior des Augustinerordens, übergeben.
"Das ist natürlich ein schönes Ergebnis, dass Münnerstadt nach zwölf Jahren als letzter Sieger den Wanderpokal behalten darf", freute sich Pater Felix. Das Ministranten-Treffen 2015 der Augustiner war das zwölfte und fand wie alle vorherigen über Pfingsten im Münnerstädter Jugendhaus statt, das allerdings nach einem Abschiedsfest am ersten Juni-Wochenende seine Pforten für immer schließt. Damit findet eine lieb gewonnene Tradition ihr Ende. Pater Felix zerstreute jedoch Befürchtungen, dass es deshalb in Zukunft keine Augustinerministranten-Treffen mehr geben wird. "Ich kann noch nichts verraten, außer dass es diese Treffen auch weiterhin über Pfingsten geben wird", versicherte er, "nur leider nicht mehr in Münnerstadt."