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Kein Platz für Obdachlose


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Dienstag, 17. November 2015

Wenn Bürger plötzlich obdachlos sind, muss die Stadt helfen und eine Unterkunft suchen. Doch das wird immer schwieriger. Ein Wohn-Container soll Abhilfe schaffen. Doch es findet sich kein geeigneter Standort dafür.
Die Stadt muss für Menschen Sorge tragen, die plötzlich ohne Dach über dem Kopf auf der Straße stehen. Foto: Heike Beudert


Der Wohncontainer für Obdachlose ist von der Stadt bereits bezahlt, steht beim Verkäufer zum Abholen bereit. Fehlt nur der Standort für den Container. Auch in seiner jüngsten Sitzung konnte sich der Bau- und Umweltausschuss des Stadtrates auf keinen Platz festlegen.
Die Bergstraße am Schindberg war ursprünglich angedacht. Dort hatten sich sowohl Anwohner als auch zwischenzeitlich die Wohnungsbaugesellschaft St. Bruno Würzburg, die im Baugebiet Eigentümer mehrerer Wohnblocks ist, dagegen ausgesprochen. Es gibt Bedenken, das Wohngebiet könne darunter leiden.
Das Gelände des Bauhofes, das der Bauausschuss ins Visier genommen hat, kann nicht genutzt werden, da dies rechtlich nicht erlaubt sei, informierte Bürgermeister Helmut Blank in der Sitzung. Das Landratsamt habe auf Nachfrage mitgeteilt, dass "bauliche Anlagen für soziale Zwecke mit wohnähnlichem Charakter" in einem Gewerbegebiet nicht möglich sind.
Blieben der Parkplatz Lache und der Parkplatz am Sportzentrum als Alternativen übrig. Doch auch hier zeigten sich die Mitglieder des Bauausschusses wenig begeistert. "Das Sportzentrum ist nicht optimal", fand 2. Bürgermeister Michael Kastl, während Britta Bildhauer den Lache-Parkplatz für ungeeignet hielt, weil sich dort ein recht gut genutzter Wohnmobil-Stellplatz befinde. Helmut Blank hatte eigentlich die Lache für akzeptabel gehalten, weil es dort wenig Bebauung gibt.
Nun geht die Suche weiter. Dieter Petsch regte an, sich umzuhören, ob von privater Seite Interesse besteht, einen Container-Stellplatz gegen eine Pacht zur Verfügung zu stellen. Das will die Verwaltung jetzt prüfen. In Frage kommen Grundstücke in Wohn- oder Mischgebieten.
Wie Bürgermeister Helmut Blank auf Nachfrage informierte, müsse die Stadt für die Aufstellung des Containers eine Bodenplatte errichten lassen. Außerdem müssten Strom, Abwasser- und Wasserleitungen verlegt werden. Das wäre an der Lache relativ einfach zu verwirklichen gewesen. Der bereits gekaufte Wohncontainer für Obdachlose ist nach Auskunft von Ursula Schorler (Ordnungsamt Münnerstadt) rund sechs auf 2,5 Meter groß, hat eine Toilette und ein Waschbecken.Mobiliar ist im Lieferumfang nicht enthalten. Das müsse zusätzlich angeschafft werden, so Schorler. Eine Küche ist nicht vorgesehen, da der Container nur als absolute Notlösung gilt.Im Haushalt 2015 sind 9000 Euro für die Obdachlosenunterbringung angesetzt. Dieses Geld hat man auch ausgegeben.
Dass Bürger im Rathaus vorsprechen, weil sie kein Dach mehr über dem Kopf haben, kommt allerdings nicht sehr häufig vor. In diesem Jahr musste die Stadt nach Angaben von Ursula Schorler vier Mal helfen. Allerdings muss es dann schnell gehen. Und das ist schwierig.
Weil die Stadt keine eigenen Wohnungen mehr für Obdachlose hat, muss sie im Bedarfsfall Quartiere anmieten. Ferienwohnungen oder gar Hotels sind oftmals die letzte Rettung. Die Erfahrung zeigt, dass Wohnraum nur ungern an Obdachlose vermietet wird. "Irgendwo müssen wir sie aber unterbringen", betont Ursula Schorler. Die Stadt sei dazu verpflichtet. Deshalb sei der Wohncontainer angeschafft worden. Selbst das war gar nicht so einfach. Denn zwischenzeitlich war der Markt für solche Notbehausungen durch die Flüchtlingsproblematik ziemlich leergefegt.
Wann ein Standort für den Container gefunden sein wird, das könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehen", erklärt am Dienstag geschäftsleitender Beamter Stefan Bierdimpfl auf Anfrage.