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Kastl: "Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen"


Autor: Dieter Britz

Münnerstadt, Dienstag, 12. Juli 2022

Ein per Internet abrufbarer Energiemonitor bietet einen Überblick über die Energieerzeugung in Münnerstadt. Im Mittelpunkt steht der Anteil der Eigenversorgung- So hoch ist er in der Stadt.
Der Energiemonitor zeigt links an, wieviel "grüner" Strom in Münnerstadt erzeugt wird, unten wieviel aus dem Netz dazu kommt und rechts wieviel verbraucht wird. Noch fehlt hier allerdings die Windenergie.


Nicht per Knopfdruck sondern durch das gekonnte Anschneiden einer Torte haben Bürgermeister Michael Kastl (CSU) und Bernd Göttlicher, Regionalleiter Franken beim Bayernwerk, einen "Energiemonitor" aktiviert. Und weil es ausgerechnet der 100. war, wurde das in der Rathausdiele mit Stadträten und Vertretern von lokalen Energiegenossenschaften und Energieproduzenten gefeiert. Dieser Energiemonitor ist ab sofort im Internet unter der Adresse energiemonitor.bayernwerk.de/muennerstadt abrufbar. Sie soll auch mit der Homepage der Stadt verlinkt werden. Während der Feier, als die Sonne kräftig schien, zeigte der Monitor zeitweise eine Eigenversorgung von etwas über 100 Prozent an.

Bürgermeister Kastl betonte, der Eigenanteil der Energieversorgung müsse größer werden und Erdgas müsse anderweitig erzeugt werden, um von Russland unabhängig zu werden. Mit Blick auf das schon Erreichte hob er hervor "wir dürfen nicht auf den Lorbeeren ausruhen" und "wir können stolz sein, dass hier in unserer Stadt so viel Strom produziert wird".

Er kritisierte aber auch die sehr langen Planungs- und Genehmigungszeiten für Energieanlagen. Zu den Problemen kämen der Fachkräftemangel und Lieferschwierigkeiten hinzu. Die Teile blieben zum Teil in China liegen, zum Teil auch im Hamburger Hafen.

Weil auf dem Land auch Energie für die Städte mit erzeugt werden müsse, sollten im Monitor nicht 100, sondern 200 oder 300 Prozent angezeigt werden. Seine Befürchtung: "Die Gesellschaft wird vielleicht einen harten Winter mitmachen, aber keine zwei, drei oder vier" und "wenn im Winter dann alle mit Strom heizen, gibt es Schwierigkeiten mit dem Netz".

Bernd Göttlicher betonte, "seit Februar hat sich der Energiemarkt maßgeblich verändert". Das Bayernwerk setze auf "grünen Strom" und wolle diesen im Dialog mit den Kommunen erzeugen und verteilen. Die Energieversorgung der Zukunft sei dezentral, deshalb würden Städte und Gemeinden eine immer größere Rolle dabei spielen. "Die Genehmigungszeit ist zu lang, zum Teil bis zu zehn Jahre", kritisierte einer der Gäste und ein anderer appellierte an den Bürgermeister "wir müssen nun schnell handeln".

Dieser per Internet abrufbare Energiemonitor bietet einen guten Überblick über die Energieerzeugung in der Stadt. Im Mittelpunkt steht der Anteil der Eigenversorgung, der am 6. Juli zum Beispiel (14.30 bis 14.45 Uhr) bei 90 Prozent lag. 1183 Kilowattstunden (kWh) wurden lokal erzeugt, davon 1181 kWh in Photovoltaikanlagen, eine je kWh mit Wasserkraft und durch weitere Erzeuger (zum Beispiel Kraft-Wärme-Erzeuger). Aus dem Netz kamen in diesem Zeitraum 136 kWh hinzu. Insgesamt verbraucht wurden in diesem Zeitraum 1318 kWh. Der größte Anteil mit 1026 kWh ging an Industrie und Gewerbe, gefolgt von 3423 privaten Haushalten mit 214 kWh. Kommunale Anlagen verbrauchten 78 kWh. Darunter fallen in erster Linie die stromintensiven Verbraucher in Kläranlagen und in der Wasserversorgung, der Bauhof sowie abends und nachts die Straßenbeleuchtung.

Kurz vor Mitternacht am Mittwoch lag der Anteil der Eigenversorgung jedoch bei null Prozent. Kein Wunder, denn die Photovoltaikanlagen liefern ohne Sonnenlicht keinen Strom. 100-prozentig aussagefähig sind diese Zahlen ab dieser Woche, wenn auch die Windenergie mit in die Rechnung aufgenommen wurde. Dann ist es möglich, dass der Anteil des produzierten Stroms auf über 100 Prozent steigt. Dann wird Strom ins Netz eingespeist und keiner mehr aus dem Netz entnommen. Die Daten des Energiemonitors werden alle 15 Minuten aktualisiert. Der Monitor bietet auch einige andere interessante Schaubilder, wenn man mit der Maus nach unten geht. So wird hier die Eigenversorgung über längere Zeiträume dargestellt.