Kanal stinkt zum Himmel
Autor: Dieter Britz
Maßbach, Donnerstag, 25. Februar 2016
Der Geruch nach faulen Eiern erzürnt die Bürger von Madenhausen und Hesselbach und beschäftigt den Abwasser-Zweckverband "Obere Lauer".
In Hesselbach, aber vor allem in Madenhausen, stinkt es aus den Abwasserkanälen nach faulen Eiern, und das stinkt den Bürgern der beiden Üchtelhausener Ortsteile gewaltig. Die Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbandes "Obere Lauer" in Maßbach hatte denn auch den Punkt "Geruchsbelästigung in der Ortskanalisation von Hesselbach und Madenhausen" auf der Tagesordnung. Ein Beschluss, wie das Problem langfristig gelöst werden kann, kam bei der langen Diskussion allerdings nicht zustande.
Klement verspricht Unterstützung
Der Verbandsvorsitzende, Maßbachs Bürgermeister Matthias Klement , versprach Unterstützung, "dass die Leute über den Sommer kommen mit der Geruchsbelästigung". Die Üchtelhausener Bürgermeisterin und Verbandsrätin Birgit Göbhardt sagte: "Ich hoffe, dass wir im Sommer weiter sind, schließlich haben wir 205 000 Euro in den
Verband mitgebracht. Es stinkt maßlos."Birgit Göbhardt beklagte, dass es fast ein Jahr dauerte, bis die beauftragte Firma die Kanal-Befahrung Ende 2015 endlich durchführte. Man habe immer gedacht, die Geruchsbelästigung komme aus dem Kanal in Madenhausen, das sei aber nicht der Fall. Eine Bürgerinitiative habe der Gemeinde schon vorgeworfen, sie mache nichts und verschleiere nur.
Auswertung abwarten
Nun müsse man erst die Auswertung der Befahrung bekommen. Bürger hätten Staatssekretär Gerhard Eck eingeschaltet, "aber da kam nichts anderes raus als wir sowieso wissen". Eine Messung habe ergeben, dass kleine Mengen Schwefelwasserstoff schon im Einlauf des Kanals in Hesselbach vorhanden seien, im Auslauf gebe es dann höhere Werte.Der geballte Sachverstand zweier Fachleute des Unternehmens ifa-Consult Gmbh aus Bad Neustadt an der Weinstraße machte es den Verbandsräten etwas einfacher, die Probleme zu überblicken. "Wenn Sauerstoff im Abwasser-Kanal ist, bildet sich Wasser, ohne Sauerstoff aber der stinkende Schwefelwasserstoff", betonte Diplomingenieurin Sabrina Rathgeber. Ihr Kollege, Diplom-Ingenieur Wolfgang Bühler ergänzte: "Je länger die Aufenthaltszeit des Abwassers in den Leitungen, desto mehr Schwefelwasserstoff bildet sich."
Abwasser fließt zu langsam
In der Diskussion wurde mehrfach deutlich, dass die Leitungen bis zur Kläranlage ziemlich lang sind - und das ist ein wichtiger Grund für die Geruchsbelästigung. Die Geschwindigkeit des Abwassers müsse erhöht werden, so Sabrina Rathgeber. Als kurzfristige Lösung wurde die Fällung des Schwefelwasserstoffs mit Nutriox in die Diskussion gebracht. "Nutriox dient der Vermeidung von Geruch und Fäulnis in Abwassersystemen.
Es handelt sich um eine natürlich biologische Methode zur Vorbeugung von Fäulnis durch Eliminieren von Schwefelwasserstoff mittels einer kontrollierten Nitratdosierung. Nutriox ist farblos und sehr leicht in (kaltem) Wasser löslich", heißt es dazu auf der Internetseite eines Lieferanten.
Sechs Reinigungen jährlich
Matthias Klement will die Kanäle im Sommer bis zu sechsmal pro Jahr reinigen lassen. Dazu müssten die Kanaldeckel modifiziert werden. Kostenpunkt: 2400 Euro. Die Personalkosten könnte der Verband übernehmen. "Das langfristige Problem ist die lange Leitung zur Kläranlage", sagte der Münnerstädter Bürgermeister und Verbandsrat Helmut Blank und brachte damit das Problem auf den Punkt.
Entscheidungen, wie es langfristig gelöst werden könnte, wurden aber nicht getroffen.Auf der Tagesordnung stand auch der Antrag der Verbandsgemeinde Üchtelhausen auf Übernahme der Sanierungskosten für den Hauptkanal in der Erlenbrunnstraße in Madenhausen. In einem Schreiben an den Abwasserzweckverband erläuterte Bürgermeisterin Birgit Göbhardt, dass bei der Kanalbefahrung Ende 2015 wegen der Geruchsbelästigungen festgestellt worden sei, dass einige Erneuerungen erforderlich seien.
Dieser Hauptkanal sollte eigentlich dem Zweckverband übereignet werden, da er die Fortsetzung der Druckleitung von Hesselbach darstelle. Aufgrund des Alters des Kanals habe die Gemeinde im Jahr 2010 eine kostenfreie Übereignung angeboten, die jedoch bis heute nicht umgesetzt sei. Dennoch sei der Zweckverband nach Auffassung der Gemeinde Üchtelhausen unterhaltspflichtig.