Druckartikel: In Münnerstadt soll's rote Rosen regnen.

In Münnerstadt soll's rote Rosen regnen.


Autor: Thomas Malz

Münnerstadt, Donnerstag, 24. Mai 2018

Zum fünfjährigen Bestehen der Litera(n)ten widmen sie sich der Schauspielerin, Sängerin und Autorin Hildegard Knef. Musik gibt's von Milli Genth.
Für mich soll's rote Rosen regnen - die Litera(nt)en Bernd Müller-Rastede, Bärbel Fürst und Bernd Sieg (von links) sowie die Sängerin Milli Genth werden sich am Samstag in ihrer szenischen Lesung mit Musik Hildegard Knef widmen. Thomas Malz


Friedrich Rückert stand im Mittelpunkt der ersten szenischen Lesung. Die Uraufführung der Litea(n)ten Bärbel Fürst, Jens-Müller Rastede und Bernt Sieg ging im Mai 2013 über die Bühne und zwar als Beitrag des Kunstprojektes "else" in der Marienanstalt. 23 Premieren hat es seither gegeben, legendär sind unter anderem "Mann oh Mann" mit Literatur der Familie Mann (April 2014) , die "französische Revolution", bei der eine echte Guillotine auf der Bühne stand (Mai 2014) oder auch "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" (Mai 2015) geworden. Anlässlich ihres fünfjährigen Bestehens haben die Litera(n)ten eine Jubiläumsveranstaltung vorbereitet, die am Samstag, 2. Juni, im Saal des Gasthauses "Zum Bären" stattfindet. Im Mittelpunkt der szenischen Lesung steht Hildegard Knef (1925-2002) , Schauspielerin, Autorin und auch Sängerin. Weil so eine Veranstaltung nicht ohne die passende Musik stattfinden kann, haben die Litera(n)ten Milli Genth mit ins Bot geholt.

"Das hat mir schon immer Spaß gemacht", erinnert sich Bärbel Fürst an die Anfänge. Ohne die Diplom-Handelslehrerin hätte es die Litera(n)ten wohl nie gegeben. Einen Mitstreiter fand sie sofort mit Ehemann Dr. med. Bernt Sieg. Der Arzt hat auch viel Spaß an der Literatur. Allerdings ist es nicht schlecht, wenn man einen Profi in seinen Reihen hat, wenn man szenische Lesungen darbieten will. Also sprachen sie den Schauspieler Jens Müller-Rastede an. "Wir kannten uns vom Sehen im Naturkostladen", sagt Bärbel Fürst. So war das Trio komplett.

Eigentlich waren die Räumlichkeiten schon bei der Premiere in der Marienanstalt zu klein. Schnell kristallisierten sich drei Veranstaltungsorte heraus: der Deutschherrnkeller, der Bären-Saal und der Gewölbekeller im Bayerischen Hof. Letzterer wird wegen der Atmosphäre ausschließlich für die Weihnachtslesungen genutzt. "Es ist gar nicht so einfach, in Münnerstadt ausreichend große Räume mit Gastronomie zu finden", sagt Bernt Sieg. Dann zum Konzept gehört auch, dass die Besucher während der Lesung einen Schoppen trinken können. Es st allerdings schon vorgekommen, dass sie selbst im Bären-Saal Leute wegschicken mussten, weil einfach zu viele kamen. "Das Publikum ist sehr gemischt", so Bärbel Fürst. Es sind Münnerstädter jeden Alters, aber auch auch Besucher von umliegenden Städten und Gemeinden. "Das hat auch einen sozialen Touch", meint Jens Müller Rastede. "Die Leute sitzen anschließend noch lange zusammen und reden miteinander." Das Handy bleibt in der Tasche.

"Unsere Jubiläumsveranstaltung wird einen komplett anderen Stil haben", erläutert Bärbel Fürst. Der Mensch Hildegard Knef,ihre Musik und Texte, ihre Biografie werden im Mittelpunkt stehen. Milli Genth übernimmt den musikalischen Teil. "Natürlich kannte ich ein paar Lieder", sagt sie. "Für mich soll's rote Rosen regnen" oder "Eins und eins, das macht zwei" gehörten dazu. Viel mehr aber nicht. Dann hat sich Milli Genth näher mit ihr beschäftigt. "Sie war nicht die Diva, für die sie gehalten wurde", sagt sie. Das Bild, das viele Menschen von der Künstlerin haben, sei durch die Veröffentlichung in den Boulevard-Medien entstanden, mit der Hildegard Knef sich über Jahre bekriegt hat. Vielmehr sei sie sehr weise, mutig, humorvoll und philosophisch gewesen. "Sie ist verkannt worden."
Das Bild sei in den prüden 1950er Jahren entstanden - da sind sich die Litera(n)ten einig. Der Film "Die Sünderin", bei dem Hildegard Knef ein paar Sekunden lang nackt zu sehen war und der vor allem Tabuthemen wir Prostitution und Tötung auf Verlangen aufgriff, sorgte für einen ordentlichen Skandal. Der Wechsel zwischen den USA und Deutschland und ihre beiden Scheidungen passten ebenfalls nichts ins damalig Bild. "Ich kann mich noch sehr gut an die 50er Jahre erinnern", sagt Jens Müller-Rastede. "Und mir wird heute noch schlecht."

Die Litera(n)ten werden sich natürlich auch der literarischen Seite der Künstlerin widmen. "Der geschenkte Gaul" oder "Das Urteil" sind Bestseller geworden. "Kein deutscher Autor hat damals so eine Auflage erreicht", sagt Bernt Sieg. 2002 ist Hildegard Knef in Berlin gestorben. Nun werden die Litera(n)ten und Milli Genth am Samstag, 2. Juni, an sie erinnern. Einlass ist um 18 Uhr, die szenische Lesung beginnt um 20 Uhr.