Grabplatten-Modell ist fast wie neu
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Freitag, 19. August 2016
Das Gipsmodell der Grabplatte von Friedrich Abert wird auf Initiative des Altstadtverein von Stefan Lochner restauriert.
Es ist kaum wieder zu erkennen. Das Modell der Grabplatte von Erzbischof Friedrich Philipp von Abert hat über viele Jahre ein wenig beachtetes Dasein geführt. Genauer gesagt, stand es in einer städtischen Scheune und gammelte vor sich hin. Kreisheimatpfleger Werner Eberth hat es dort wieder entdeckt und bei Bürgermeister Helmut Blank (CSU) angefragt, ob man nicht einen besseren Platz finden könnte. "Als wir gefragt haben, was wir für die Stadt tun können, hat er uns die Grabplatte genannt", sagt Sabine Scheuble vom Altstadtverein. Und so sind sie das Projekt angegangen. Jetzt hat Diplom-Restaurator Stefan Lochner das Gipsmodell restauriert. Am Sonntag, 18. September, wird das Modell an seinem neuen Platz im Nebenraum der Klosterkirche eingeweiht.
Von Balthasar Schmitt gefertigt
Stefan Lochner zeigt auf eine Signatur am Holzrahmen, auf dem die Gipsfigur liegt.
Balthasar Schmitt, der berühmte Bildhauer (geboren 1858 in Aschach, gestorben 1942 in München) hat zunächst das Modell gefertigt und danach den Epitaph im Dom zu Bamberg, unter dem der 1852 in Münnerstadt geborene Friedrich Abert ruht. Gestorben ist er 1912 in Bamberg, die Signatur auf dem Modell trägt die Jahreszahl 1913. Es sei durchaus üblich, dass ein Bildhauer zuvor ein Modell von seinem Werk anfertigt, erläutert Stefan Lochner. Denn beim Behauen des Steins gibt es ein Problem: "Was weg ist, ist weg." Dagegen kann der Künstler beim Gipsmodell wieder etwas auftragen, wenn er zu viel abgeraspelt hat. Ist das Modell fertig, wird die Skulptur mithilfe eines dreibeinigen Abtastwerkzeugs auf den Stein übertragen.
Die schlechte Lagerung in der Scheune über Jahre hinweg hat dem Modell zugesetzt. Es war klimatischen Schwankungen, Staub und Dreck ausgesetzt. "Gips ist weich und wird bei Feuchtigkeit noch weicher", erläutert der Restaurator. Und dann lagert sich der Schmutz in die Poren ein.
Der Dreck ist weg
Am Modell, an dem Stefan Lochner gerade die letzten Arbeiten ausführt, ist von all dem nichts mehr zu sehen. Erst hat er die Grabplatte mit Druckluft gereinigt, dann mit einem Borstenpinselchen weiter gearbeitet. Anschließend kam der Trockenschwamm zum Einsatz. Den Holzrahmen hat er anschließend mit Gipsspachtel versehen und kleinere Fehlstellen am Modell ergänzt. So waren zwei Finger der rechten Hand verloren gegangen. Stefan Lochner hat aber darauf geachtet, dass der Modellcharakter erhalten bleibt. Spuren der von Schmitt eingesetzten Raspel beispielsweise wurden natürlich nicht beseitigt. Zum Schluss wird alles noch einmal mit Kalkmilch überzogen. So verschwinden kleiner Risse, die durch Transporte entstanden sind.
Für Stefan Lochner ist die Grabplatte übrigens gar nicht so neu. Er hatte der Stadt schon vor drei Jahren ein Angebot für die Restaurierung unterbreitet, damals aber nichts mehr gehört. Der Restaurator findet das Stück sehr erhaltenswert, auch wenn es "nur" ein Modell ist. "Es ist ja auch schon über 100 Jahre alt." Teile des Riemenschneideraltars seien schließlich auch Kopien. Das Modell der Grabplatte sei eine Art Denkmal für einen Münnerstädter, der es weit gebracht hat.
Platz-Suche war nicht leicht
"Schon Ferdl Betzer hat gesagt, kümmert euch drum", erinnert sich Hans Petsch vom Altstadtverein. Aber erst jetzt ist wirklich etwas daraus geworden. "Die Suche nach einem geeigneten Platz war etwas schwierig" , sagt Sabine Scheuble. Weil keine Feuchtigkeit an das Modell kommen darf, war letztlich nur ein Raum geeignet.
Nach mehreren Fehlschlägen wurde der Kreuzgang des Klosters St. Michael (Betreutes Wohnen) in Betracht gezogen. "Ich wollte aber einen noch zugänglicheren Platz", macht Sabine Scheuble deutlich. Und den haben sie und ihre Mitstreiter im Nebenraum der Klosterkirche gefunden. Augustiner und die Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung sind natürlich zuvor ins Boot geholt worden.Seitens der Stadt hat die Altstadtfreunde von vornherein die Zusage, dass sie sich um das Anbringen der Tafel kümmert. Wolfgang Weiß wird noch einen Holzsockel errichten. Um 14.30 Uhr beginnt dann am Sonntag, 18. September der kleine Festakt zur Einweihung. Barbara Moritz und Matthias Klink, die bereits ein Benefiz-Konzert für die Restaurierung des Modells veranstalten haben, übernehmen auch diesmal die musikalische Begleitung. Nach der Einweihung gibt es im benachbarten Haus St. Michael einen kleinen Umtrunk.