Gesangverein spendet für Defi und Glocken
Autor: Winfried Ehling
Aura an der Saale, Mittwoch, 11. Oktober 2017
Je 1250 Euro erhielten die Kirche und der Gemeinderat in Aura. Der Hintergrund ist traurig: Das Geld stammt vom Gesangverein, der sich aufgelöst hat.
Spenden sind immer willkommen. Über ein Zubrot von je etwa 1 250 Euro freute sich sowohl die kirchliche wie die politische Gemeinde Auras. Die Kirchenverwaltung verwendete den Betrag zur Aufstellung der alten Glocken aus der Klosterkirche, der Gemeinderat befürwortete für die Summe den Kauf eine Defibrillators.
Eine gute Sache, sollte man meinen. Doch der Grund für die Zuwendung ist eher bedauerlich. Denn das Geld stammt aus dem Vereinsvermögen des Gesangvereins "Volkslied", der sich auflöste. Wiederbelebt 1986 traf den Gemischten Chor zum Ende des vorigen Jahres der Abgesang. Nach 30 Jahren verfügte das "Volkslied" nicht mehr über genügend Aktive und gab endgültig auf.
Da sich der Sängermangel schon länger abzeichnete, suchte der Gesangverein Wege, um dem Schicksal zu entgehen, das schon mehrere Chöre im Landkreis erlitten. So schlossen sich die Sänger aus Aura mit dem Gesangverein aus Oerlenbach zusammen.
Gemeinsame Auftritte unter Dirigentin Christine Saar, gesellige Zusammenkünfte und ein Theaterprogramm verhießen zunächst eine Zukunft. Dem war jedoch nicht so, beide Verein gingen wieder ihre eigenen Wege
Kurz vor der Jahrhundertwende stand das Thema Auflösung an. Damals fanden die Sängerinnen und Sänger in einem Stammtisch eine Lösung. Doch außer Mitgliederversammlung ruhten die Aktivitäten. Hoffnung keimte auf, als 2008 "Bayern 1 - unterwegs" sein Interesse an der Vorstellung des "Aura Lied" bekundete. Text und Melodie der Heimat-Hymne stammten vom ehemaligen Lehrer Viktor Mahlmeister. Den Ortseinwohnern ist dieses Lied gut bekannt: "Vom Kirchberg schau ich hinunter nach Aura im Saaletal...".
Zum 900-Jahre-Jubiläum brachte sich die Sängerschar noch einmal zur Geltung mit Liedern, einer Ausstellung und der gemeinsamen Bewirtung mit der Jungen Union in der "Schafhof-Scheune" . Das dortige "Schafessen" wertete Koordinator Alfred Graser als "großen Erfolg".
Dann riss der Faden jedoch endgültig. Es gab nur noch Präsentationen der Vereinsfahne bei verschiedenen Anlässen. An runden Geburtstagen seiner Mitglieder überbrachten Delegationen ein Geschenk und bei Beerdigungen stellten die Sänger eine Fahnenabordnung.
Im vorigen Jahr klärten zwei Mitgliedsversammlungen das endgültige Schicksal der Sängerschar - die Auflösung eines Kulturträger des Dorfes. Die rapide schwindende Mitgliederzahl ließ keine andere Möglichkeit mehr zu. Hatte das "Volkslied Aura" 1995 noch 112 Mitglieder in ihren Reihen so waren es 2008 nur noch 67 und im vergangenen Jahr gerade noch 45 aktive und passive Mitglieder, bedauert Graser. Die letzte Versammlung beschloss, das Vereinsvermögen, das Heidi Sattes-Müller verwaltete, den genannten gemeinnützigen Zwecken zur Verfügung zu stellen.
Die Aufstellung der Klosterkirchenglocken vor der Dorfkirche ist für Pater Sony "eine gute Sache, denn es ist ein Stück Geschichte Auras". "Der Defibrillator kommt der ganzen Gemeinde zugute", so Bürgermeister Thomas Hack. Er erhielt einen Platz am Feuerwehrhaus, wo er im Notfall für jeden zugänglich ist.