Genesungsprozess des Bürgermeisters dauert noch an
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Mittwoch, 19. April 2017
Seit Februar befindet sich Bürgermeister Helmut Blank im Krankenstand. In dieser Osterferienwoche ist er das erste Mal wieder im Amt - versuchsweise.
Denn gesundheitlich ist er noch nicht auf der Höhe, so dass vermutlich ab Montag wieder 2. Bürgermeister Michael Kastl die Amtsgeschäfte leiten wird. In einem Gespräch mit dieser Zeitung spricht Helmut Blank über seine Krankheit und wie er die letzten Wochen kommunalpolitisch erlebt hat.
Gleich zu Beginn die Frage, die momentan die meisten Münnerstädter beschäftigt: Wie geht es Ihnen?
Helmut Blank: Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich mache einen Arbeitsversuch in Absprache mit meiner Ärztin. Ich gehe aber davon aus, dass die Belastungen, die ich zurzeit habe, mir nicht besonders gut bekommen. Ich weiß nicht, wie es momentan weitergeht.
Weshalb haben Sie die Osterwoche für Ihren Arbeitsversuch gewählt?
Ich wollte sehen, wie ich in der Ferienzeit, einer Zeit ohne zu große Belastungen, gesundheitlich mit der Situation klarkomme. Und es ist, wie ich vorhin schon angedeutet habe, sehr ernüchternd.
Wollen Sie über Ihre gesundheitliche Situation reden?
Ich habe eine verschleppte Grippe. Daraus resultieren entsprechende Herzprobleme.
Gibt es schon eine Vorstellung, wie lange Ihre Rekonvaleszenz dauern wird?
Nach Aussage meiner Ärztin wird es mindestens bis September oder Oktober dauern. Es kommt darauf an, wie sich das Ganze jetzt weiterentwickelt. Es ist für mich eine Zeit, die ich mir nehmen werde und auf Anraten der Ärzte auch nehmen sollte, damit ich meinen Gesundheitszustand verbessern kann, um so rasch wie möglich wieder dienstfähig zu werden.
Wird Michael Kastl die Vertretung so lange übernehmen?
Die Vertretung ist bis dahin bei Herrn Kastl. Herr Kastl macht die Vertretung in Anbetracht der Gesamtumstände der Stadt Münnerstadt sehr gut. Und ich bin auch mit dem weiteren Vertreter, mit 3. Bürgermeister Herrn Knauff, sehr zufrieden. Die beiden wissen, dass sie in der Verantwortung stehen und dann auch zum Wohle der Bevölkerung handeln.
Es hat sich während Ihres Krankenstandes ja einiges geändert. Ich denke beispielsweise an die Änderungen in der Geschäftsordnung. Wie geht es Ihnen derzeit kommunalpolitisch?
Kommunalpolitisch geht es mir eigentlich sehr gut. Im Krankenstand habe ich sehr wenig mitverfolgt, weil ich mit anderen Problemen beschäftigt war, die mir zu diesem Zeitpunkt wichtiger waren.
Und zum jetzigen Zeitpunkt?
Die zum momentanen Zeitpunkt anstehenden Strukturen oder Verfahrensweisen sind in dieser Form einfach zu akzeptieren. Wenn ein Stadtrat einmal etwas beschlossen hat, dann sollte man das auch akzeptieren. Davon bin ich schon immer ein Verfechter gewesen. Ansonsten kommt man nicht weiter.
Sie haben also nicht vor, getroffene Beschlüsse nach Ihrer Genesung wieder rückgängig zu machen?
Das ist nicht meine Intention. Ich weiß, welche Probleme es langfristig mit sich bringt, wenn man beschlossene Dinge nicht anerkennt. Wenn die derzeit Handelnden Stadtratsbeschlüsse getroffen haben, dann sollte man diese auch anerkennen, auch wenn man persönlich dazu durchaus eine andere Ansicht hat. Getroffene Beschlüsse sind meiner Meinung nach umzusetzen.
Es ist ja in den vergangenen Wochen viel von Fehlern des Bürgermeisters die Rede gewesen. Sehen Sie Fehler in Ihrer Arbeit?
Bewusst sehe ich keine Fehler in meiner Arbeit. Da wo viel gearbeitet wird, dürfen auch Fehler passieren. Mir persönlich sind aber keine Fehler bekannt. Ich habe mich immer entsprechend abgesichert und ich habe eigentlich immer - und das werde ich auch in Zukunft tun - zum Wohle der Bürger gearbeitet.
Werden Sie in den Monaten des Krankenstands in irgendeiner Form politisch mitwirken?
Ich gehe davon aus, dass es auch eine Entscheidung der Ärzte ist, ob ich politisch mitwirken kann. Aber ich sage es nochmals: Wenn der Stadtrat Beschlüsse gefasst hat, auch wenn sie nicht meiner Intention entsprechen, sind sie umzusetzen. Man sieht ja, wenn man getroffene Beschlüsse in Frage stellt und nicht anerkennt, zu welchen Schwierigkeiten das führt; es ist nicht erkennbar, dass einer dieser in Frage gestellten Beschlüsse jetzt schon zielführend gelöst ist.
Welche Beschlüsse meinen Sie?
Den Abbruch-Beschluss fürs Hallenbad beispielsweise. Es gab im Bürgerentscheid ein ganz eindeutiges Votum der Bürger, eine Vergleichsberechnung vorzulegen. Mir ist nicht bekannt, dass eine vorliegt.
Welche Wünsche haben Sie kommunalpolitisch für die nächsten Monate; was sollte sich bewegen?
Es bewegt sich momentan sehr viel; man sieht ja auch, dass die Fraktionen zusammenarbeiten können. Mein Wunsch ist ganz einfach, in der Sache zusammenzuarbeiten und nicht gegen Personen zu arbeiten.
Trifft es Sie persönlich, dass die Stadtratsarbeit während Ihres Krankenstands so harmonisch läuft?
Das trifft mich überhaupt nicht. Das ist die Bürde des Amtes, das man innehat. Ich bin gewählter Bürgermeister wegen meines Wahlprogramms. Das versuche ich natürlich umzusetzen. Da zeige ich auch Kante.
Aber ich werde nach meiner Rückkehr aus dem Krankenstand mit den jetzt getroffenen Beschlüssen weiterarbeiten. Anders geht es nicht. Das ist im Sinne der Stadt.
Ist es für Sie eine Enttäuschung, dass in letzter Zeit auch aus der eigenen Partei die Kritikerstimmen so laut wurden?
Es ist für mich keine Enttäuschung, sondern ein Prozess, der zeigt, wie kritisch die Stadträte sind. Ich bin mir sicher, dass, wenn auch aus der eigenen Fraktionen kritische Stimmen kamen, diese in einem persönlichen Gespräch geklärt werden können. Das auch deshalb, weil wir uns nichts vorzuwerfen haben.
Es gibt ja auch Gerüchte, die Krankheit sei für Sie ein Ausstieg aus dem Amt. Was sagen Sie dazu?
Ne, die Krankheit hat mich getroffen wie der Blitz aus heiterem Himmel. Also, die hat mich wirklich getroffen. Das ist kein Ausstieg aus meinem Amt. Da bin ich aus zu hartem Holz geschnitzt.
Gibt es Dinge, die Sie aufbauen?
Was mir im Krankenstand geholfen hat, war die Anteilnahme der Bevölkerung. Ich habe Tafeln Schokolade und Karten, Anrufe und Whats-Apps bekommen, viel mehr als ich gedacht habe, auch von Leuten, von denen ich das nie gedacht hätte. Das ist für mich auch die Anerkennung dafür, dass das, was wir in der CSU und was ich mache, nicht so falsch sein kann.
Das Gespräch führte
Heike Beudert