Druckartikel: Ganz Italien in einer Stadt

Ganz Italien in einer Stadt


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Dienstag, 29. Sept. 2015

Auf unserer Europatour berichtet uns Viviana Anselmi von "ihrem" Florenz. Die gebürtige Münnerstädterin lebt seit Jahren in der Kulturmetropole und entdeckt doch immer wieder Neues.
Viviana Anselmi ist in Münnerstadt aufgewachsen. Heute lebt sie in Florenz und fühlt sich dort richtig wohl. Foto: Viviana Anselmi


Viviana Anselmi lebt seit Jahren in Florenz, doch noch immer kommt es ihr fast vor, als wäre sie im Urlaub. Die gebürtige Münner städterin mit italienischen Wurzeln väterlicherseits fühlt sich wohl in der Stadt am Arno, auch wenn manche Ecken, beispielsweise am berühmten Ponte Vecchio, ihr einfach zu überlaufen sind. Viviana Anselmi ist schon als Studentin das erste Mal nach Florenz gezogen. Hier hat sie 1998 ihre Diplomarbeit geschrieben, ist dann aber für ihre erste Arbeitsstelle nach Mailand gegangen. Seit 2007 ist sie wieder zurück.
Viviana Anselmi hat das, was man einen Traumjob bezeichnen könnte. Sie sei als Verkaufsdirektorin dafür verantwortlich, Kunden aus der ganzen Welt nach Italien und die Häuser der UNA-Hotelkette zu bringen, erzählt sie. "Für mich als ,Deutsche‘ gibt es nichts Schöneres, als ein Land wie Italien in der Welt zu verkaufen." Es gebe hier einfach alles, was man sich wünschen kann: Berge, Meer, Kultur, Landschaften.


Eigentlich überschaubar

Florenz, ihre Stadt, hat fast von all dem, was Viviana Anselmi an Italien so gut gefällt, etwas zu bieten. Florenz ist für die Tourismusmanagerin trotz ihres Rufs als Kulturmetropole und der vielen Gäste eine kleine, überschaubare Stadt. "Für mich ein lebendes Museum und oft auch sehr provinziell", meint sie. Trotzdem könne sie in der Stadt ständig Neues entdecken, und sie genießt die Tage schon früh am Morgen. "Wenn ich den Sonnenaufgang über den Hügel Fiosole erleben darf und die Domkuppel im Morgenlicht von meinem Fenster aus bewundere, bin ich noch täglich erstaunt", schwärmt sie von der Stadt.
Viviana Anselmi liebt es, durch die engen Gassen zu schlendern. Das Viertel San Niccolo im Oltrarno in der Nähe der Ponte Alla Grazie ist für sie einer der schönsten und noch authentischsten Stadtteile. Hier gebe es weniger Tourismusmassen, es existieren noch typische Lokale und kleine Geschäfte und Handwerksbetriebe. Man könne wunderschön spazieren gehen.
Immer wieder schön ist für Viviana Anselmi Via San Leonardo, eine stille Straße umgeben von Villen und Olivenbäumen. "Man hat das Gefühl in einer toskanischen Landschaft zu sein, obwohl man nur zwei Minuten vom Stadtzentrum entfernt ist." Eine dieser Ecken, die man gesehen haben sollte, wenn das klassische Pflichtprogramm in Florenz beendet ist, ist für Viviana auch der Giardino Delle Rose, der Rosengarten. Es sei in der Blütezeit ein wunderschöner Park. Sogar einen japanischen Zengarten gibt es. Viviana Anselmi findet, dass der Rosengarten, eine echte "Chill-Out-Oase" mitten in der Stadt ist, der auch noch eine gute Aussicht bietet. Wer sich für Florenz Zeit nimmt, der kann auch einfach mal im Parco della Cascine entlang des Arno joggen. Viviana Anselmi macht das selbst drei- bis viermal in der Woche.
Spazierengehen und Bummeln macht Hunger. Auch da bietet Florenz eine riesige Vielfalt, von rustikal bis edel. Viviana Anselmi empfiehlt Freunden und Besuchern auf jeden Fall einmal die toskanischen Eintöpfe wie Ribollita (Gemüsesuppe) oder Pappa al Pomodoro (Brotsuppe mit Tomaten) zu probieren. Ihre einheimischen Freunde würden einen ganz speziellen Imbiss empfehlen, das Panino con Lampredotto. Allerdings sei das wohl eher Geschmacksache, meint die Deutsch-Italienerin. Denn hinter dem wohlklingenden Namen verbirgt sich ein Brötchen mit gekochtem Labmagen. Am Kiosk in der Nähe der Brücke Ponte Vespucci/ Piazza de Nerli sollen sie übrigens am besten sein.
Florenz hat also für Einheimische wie Touristen viel zu bieten. Doch das macht den Reiz dieser Stadt nicht alleine aus. Ein Vorteil sei auch, dass von ihr viele andere Ziele schnell zu erreichen sind: das Meer in einer guten Stunde, die Hügellandschaft der Toskana in 10 Minuten oder das Weinanbaugebiet des Chianti in 30 Minuten. Chianti sei immer einen Abstecher wert, ist nur eine Feststellung. Mit ihrem deutschen Blick auf Florenz sieht sie allerdings auch, dass die Stadt durchaus noch mehr aus sich machen könnte. Es könnte ein richtiges Schmuckstück in der Toskana sein, findet sie. Aber auch in Italien ist es eben manches Mal nicht anders als in ihrer alten Heimat Münnerstadt. "Die Einheimischen sind sich nicht bewusst, welche Schätze sie eigentlich in ihrem Land haben", sagt Viviana.