Fuldaer Krippenfreunde zu Besuch in Münnerstadt
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Mittwoch, 09. Januar 2019
Christian Schmitt, der sich seit drei Jahren um die Krippe kümmert, und sein Vorgänger Toni Hiller führten eine Gruppe mit 50 Personen.
In der Bischofsstadt Fulda gibt es viele Kirchen und zurzeit auch Krippen. Doch die Fuldaer Krippenfreunde, ein eingetragener Verein mit eigenen Vereinsräumen und zahlreichen Mitgliedern, interessieren sich auch für Krippen außerhalb der Mauern ihrer Stadt. Deshalb war eine 50-köpfige Gruppe des Vereins jetzt auf "Krippenfahrt", wie es im Terminkalender auf der Internetseite des Vereins heißt. Erstes Ziel: Die Krippe in Münnerstadts Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena.
Empfangen wurden die zahlreichen Gäste aus Fulda von Christian Schmitt, der sich seit drei Jahren um die Krippe kümmert, und seinem Vorgänger Toni Hiller (86), der über 50 Jahre lang dafür gesorgt hatte, dass sie vor Weihnachten aufgestellt, bis nach Ostern regelmäßig umgebaut und danach wieder eingepackt wurde. Außerdem müssen die Figuren früher wie heute regelmäßig gereinigt und wenn nötig auch repariert werden. Mal verliert ein Engel einen Flügel, mal ein Lamm ein Bein. "Ich bin noch nicht ganz so drin wie Toni Hiller" sagt Christian Schmitt, doch Hiller bescheinigt ihm "er war ein guter Lehrling und hat die Meisterprüfung bestanden".
Beide hatten den Gästen viel zu erklären. Die Krippe in der Stadtpfarrkirche ist eine "Ganzjahreskrippe", was aber nicht bedeutet, dass sie wirklich das ganze Jahre zu bewundern ist, aber immerhin bis eine Woche nach Ostern. Mehrfach wird sie bis dahin mit neuen Figuren umgebaut: Drei Könige, Flucht nach Ägypten, Mariä Lichtmess, Kreuzigung und Grablegung, an Ostern schließlich die Auferstehung. Zeitraubend ist der erste Aufbau in der Woche vor Weihnachten. "wir brauchen mit Helfern zwei volle Tage" berichtet Christian Schmitt.
Toni Hiller hat schriftlich festgehalten, was er über die Krippe weiß, und was er mit ihr erlebt hat. Der im Jahr 2015 verstorbene Hubert Breitenbach hat 1998 bei der Kolpingfamilie Münnerstadt einen Diavortrag darüber gehalten. Das Manuskript ist erhalten geblieben. Hiller erinnert sich zum Beispiel: "Als Kinder gingen wir nach der Schule zur Krippe, um mit den Figuren zu spielen. Vor allem die Pferde und der große Elegant hatten es uns angetan."
Die Gäste erfuhren, dass das ursprüngliche Krippenensemble mit allen Figuren und Gebäuden aus der Bildhauerwerkstatt Josef Obletter in St. Ulrich im Grödner Tal in Südtirol stammte und im Jahr 1910 entstand. Die Originalfiguren sind etwa 30 Zentimeter hoch. Kleinere Figuren und Gruppen, zum Beispiel die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten, sind wahrscheinlich als Folgeauftrag einige Jahr später geschnitzt worden, schrieb Hubert Breitenbach.
Die ursprüngliche Krippe bestand aus rund 200 Figuren und umfasste nicht nur das eigentliche Weihnachtsereignis in Bethlehem, sondern auch das Passionsgeschehen um Golgatha samt dem Tempel, dem Ölberg und dem Heiligen Grab.
Dass die Krippe 1910 entstand, ist gesichert. Auftraggeber war offenbar eine unbekannte Pfarrei in Oberbayern. 1938 erwarb sie der damalige Münnerstädter Stadtpfarrer P. Gabriel Schlachter OSA für einen nicht bekannten Betrag. Vermutet wird deshalb, dass er sie aus eigener Tasche bezahlt hat.