Druckartikel: Für die Familie kann man nichts

Für die Familie kann man nichts


Autor: Manfred Mellenthin

Burglauer, Montag, 06. November 2017

Mit "Für die Familie kann man nichts" von Hans Schimmel präsentierte die Theatergruppe der Kolping- Familie Burglauer eine rabenschwarze Kommödie.
Mit der schrägen Komödie "Für die Familie kann man nichts" begeisterten Gundula Strauß (Doris Beck), Hermine Beierle (Doris Bötsch), ihr seriöser Bruder Friedhelm (Frank Dünisch) und seine Braut Doris Stüber (Melanie Reininger), Nachbarin Traudel Siebert (Veronika Conrady), Hubbi Beierle (Stefan Schmitt) und die Leiche Albert (Hubert Heinickel) das Publikum. Manfred Mellenthin


Alle drei Vorstellungen in der Rudi-Erhard-Halle Theater waren ausverkauft. Das begeisterte Publikum erlebte einen Dreiakter, bei dem kein Auge trocken blieb. Fast von der ersten Minute an wurde gelacht, gekichert und geschmunzelt. Kolping-Vorsitzender Carsten Voll war nach den drei Vorstellungen überaus zufrieden mit seiner Truppe: "Sie haben wirklich megastark gespielt", lobte er.

Zum Inhalt: Friedhelm Beierle (toll gespielt von Frank Dünisch) ist das weiße Schaf der Familie und der einzige Seriöse in einem Familienclan voller bunter Vögel und somit eigentlich der wahre Exot. Sein verzweifelter Versuch, seiner Liebsten (Melanie Reininger) die von ihr so sehr gewünschten "ge-ord-ne-ten Verhältnisse" zu bieten, waren so eindringlich wie chancenlos.

Trotz einer genialen Mischung aus hilflosem Zorn, klaren Worten, Schicksalsergebenheit und raffinierten Einfällen gelang es ihm nicht, seine verhaltenskreativen Geschwister in Schach zu halten. Zu diesem abgedrehten Haufen zählten seine chaotischen Brüder Willi (Fritz Braun) und Hubbi (Stefan Schmitt) sowie seine Schwester Hermine (Doris Bötsch), die sich nach einem Indienaufenthalt seit einem halben Jahr nicht mehr gewaschen hat, um "ihre Aura nicht zu zerstören".

Willi ist ein begnadeter Computerhacker, der schon mal für Wirbel sorgt, wenn er die griechische Kriegsflotte ausrücken lässt oder unter Angela Merkels E-Mail Account an ihren französischen Amtskollegen Fotos Dessousbilder versendet.

Ein weiterer Star des Abends war zweifelsohne Hubbi Beierle (Stefan Schmitt), der als stotternder, begriffsstutziger Erfinder den Saal zum Toben brachte. Ihm zur Seite gesellte sich als feines, sprachfehlergeplagtes, charmantes Herzenspendant Hermines Freundin Gundula (Doris Beck). Die Lage eskaliert endgültig, als Willi einen Job als Leichenwagenfahrer annimmt und sein Fahrzeug eine Panne hat. Da sich die Werkstatt weigerte, das Fahrzeug mit "Inhalt" zu reparieren, wurde die Leiche Albert (Hubert Heinickel) kurzentschlossen in der gemeinsamen Wohnung zwischengelagert.

Von da an wurde es turbulent. Da Kaffeesatzlesen und Auspendeln nicht reichten, um für Hermines stotternde Freundin Gundula (Doris Beck) das Liebesleben wieder in Gang zu bringen und für Hausbesitzerin Gertrud (Christiane Wendel) einen Traummann zu finden, berief Hermine (Doris Bötsch), als unglaublich meditative Geisterbeschwörerin mit viel "Ohmmmm" eine Seance ein, bei der das Publikum Tränen lachte.

Nur dumm, dass statt eines Geistes die Leiche Albert (Hubert Heinickel) auf den Plan trat und für unglaubliche Verwicklungen sorgte. Albert, der in seiner sprachlosen Rolle als "Leiche" vom Publikum gefeiert wurde, hatte dann doch viel zu leiden. Um den Anschein zu erwecken, dass Albert lebendig sei, werkelte Willi kräftig an Albert herum, zog ihm Grimassen, ließ ihn sich bewegen. Dann musste Albert immer wieder im ganzen Haus versteckt werden, damit Friedhelm nicht merkte, dass man eine Leiche im Haus beherbergte.

Als die seriöse Beamtin Traudel (Veronika Conrady) bei Friedhelms Steuer mit Alkohol in Berührung kam und über Friedhelms Freund und Verfassungsschützer Gerd (Eugen Katzenberger) herfiel, ging es ein weiters Mal zur Gaudi des Publikums richtig ab. Am Ende "Happy end" allerorten: Hermine wusch sich wieder, Hubbi stotterte künftig gemeinsam mit Gundula, Traudel ließ sich von Gerd beschützen, Gertrud schnappte sich Willi und Friedhelm seine Doris.

Immer wieder gab es Szenenapplaus und Gelächter. Der Dreiakter entpuppte sich als herrlich schräges Lustspiel voller Überraschungen, das den Akteuren auf den Leib geschrieben schien. Die Spieler machten aus den Charakteren, die von ihnen gekonnt dargestellt wurden, ganz eigene Typen. Die Pointen waren zuweilen auch ein bisschen makaber, aber gerade deshalb war es köstlich zu sehen, wie sich die dargestellten Personen drehten und wanden, um Ungeheuerliches normal aussehen zu lassen. Das mehr als begeisterte Publikum dankte es mit viel Applaus und klatschte am Ende lautstark Beifall für die schauspielerische Leistung und den mehr als unterhaltsamen Abend.

Zum Team hinter den Kulissen gehören Veronika Katzenberger als Souffleuse, Doris Bötsch und Ute Müller in der Maske, Jonas Bötsch in der Technik, Katharina Voll als Moderatorin, das Team vom Bühnenbau mit Christian Müller, Fritz Braun, Michael Karch, Tim Reininger, Jochen Then, Karlpeter Then, Lukas Then, Wolfgang Then, Carsten Voll, Berthold Wendel, Martin Beck und Elmar Weigand und natürlich Regisseur Engelbert Beck, der einen Dreiakter im besten Burgläurer Dialekt präsentierte.