Für den Notfall im Klassenzimmer
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Mittwoch, 06. Mai 2015
Referendar und Rettungsassistent Tobias Rehnolt hat den Schulsanitätsdienst am Münnerstädter Schönborn-Gymnasium mit neuem Leben erfüllt. Jetzt läuft eine Spendenaktion zur Anschaffung eines AED-Gerätes.
Es ist wie in einer ganz normalen Schulstunde am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium. Vielleicht ist der Umgang untereinander noch etwas lockerer als sonst, was diesen Unterricht von anderen Stunden unterscheidet, ist aber etwas anderes: Sowohl der Unterrichtende als auch die Schülerinnen und Schüler sitzen völlig freiwillig hier, in ihrer Freizeit sozusagen. Und das hier Gelernte kann unter Umständen das Leben von Mitschülern und Lehrern retten. Etwa 15 Jugendliche bilden den Schulsanitätsdienst des Gymnasiums. Um einem möglichen Herztod entgegenwirken zu können, wird nun Geld für die Anschaffung eines AED-Gerätes gesammelt, besser bekannt unter dem Namen Defibrillator.
Tobias Rehnolt schreibt zu Beginn des Unterrichts eine Zahl an die Tafel: 570 Euro sind im Moment auf dem Konto (inzwischen sind es schon mehr). 1379 Euro werden bis zum 10.
Juli benötigt (siehe Info-Kasten).
Kragen wird angelegt
Dann geht es nahtlos in den Unterricht über. Das korrekte Anlegen eines Stifneck (Immobilisationskragen) steht auf dem Programm. "Wer möchte der Patient sein?" Florian Meckel übernimmt den Part, bekommt von Leda Riecke, Amelie Dippold und Alicia Rose die nötige Hilfe. Wichtig dabei: "Den Kopf niemals loslassen", ermahnt Tobias Rehnolt. Das Prozedere wird noch mehrfach mit wechselnden Schülern wiederholt. Dann geht es an das Messen des Blutdrucks auf klassische Art. Gar nicht so leicht, den Puls zu finden.Das ist alles nur Vorbereitung auf das Finale der Stunde: eine Notfallübung. Während der Fall besprochen wird, sind die Helfer nicht im Zimmer. Sie müssen selbst herausfinden, was passiert sein könnte. Leicht macht die Patientin (Leda Riecke) es Vanessa Büchner, Alicia Rose und Amelie Dippold nicht.
Sie hat alles vergessen, weiß nicht einmal, wie sie heißt. "Das war sehr, sehr gut", lobt Tobias Rehnolt am Ende. Er hat lediglich ein paar kleine Anmerkungen, wie man es noch besser machen könnte. Dann ist die Schulstunde auch schon ganz leicht überzogen.
Lernen fürs Leben
"Weil es Spaß macht, und weil es was fürs Leben bringt", sagt Vanessa Büchner auf die Frage, warum die Schülerinnen und Schüler beim Schulsanitätsdienst sind. Und außerdem wüssten sie schließlich noch nicht, was sie einmal beruflich machen wollen. Wenn es etwas Medizinisches wird, sei die Ausbildung von Vorteil.
Der Sanitätsdienst setzt sich derzeit aus Schülern der achten und der zehnten Klassen zusammen, erläutern Alicia Rose und Florian Meckel.
Während die Zehntklässler ihren Erste-Hilfe-Kurs bereits absolviert haben, wird das bei den Achtklässlern bald erfolgen. Es ist gar nicht so selten, dass die Schulsanitäter gerufen werden. "Im Sommer öfter, wenn die Leute umkippen", erklärt Alicia Rose. Zu Sportunfällen werden sie gerufen, aber auch zur Abiturprüfung, wenn es plötzlich jemandem schlechtgeht.
Ein Rettungsassistent
Den Schulsanitätsdienst gibt es schon seit einiger Zeit am Gymnasium, das Problem ist nur, dass die Schüler irgendwann ihr Abitur ablegen und dann fort sind, erläutert Tobias Rehnolt. Da muss immer wieder Nachwuchs herangezogen werden. Es braucht aber auch einen engagierten Lehrer (oder Referendar), der die nötige Zeit findet. Tobias Rehnolt ist Referendar für Mathe und Sport.
Er ist aber auch Rettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz (weil er in Jena studiert hat). In seiner Referendarzeit fährt er nun als Dritter Sanitäter bei Einsätzen in der Umgebung beim Bayeri schen Roten Kreuz mit.
Sein großer Wunsch ist nun die Anschaffung des AED-Gerätes, die im Budget der Schule leider fehle. Deshalb setzt der Referendar auf Spendenbereitschaft. Am Gymnasium ist eigens dafür nahe dem Sekretariat eine Info-Tafel aufgestellt worden. Noch haben die Akteure 64 Tage Zeit, das nötige Geld zusammenzubekommen.
Initiative 1379 Euro werden bis zum 10. Juli für die Anschaffung eines AED-Gerätes benötigt. Wer das Projekt finanziell unterstützen will, kann unterwww.heimat-foerdern.de/leben-retten Fan werden.
Dabei handelt es sich um eine Initiative der VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau. Pro Unterstützer, der mindestens zehn Euro für das Projekt spendet, gibt die VR-Bank noch einmal fünf Euro dazu. Am Mittwochvormittag betrug das Spendenkonto 630 Euro. tm