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Frühschicht am Schönborn-Gymnasium


Autor: Thomas Malz

Münnerstadt, Donnerstag, 25. Januar 2018

Im Ganztagsbereich wird es künftig um 8 Uhr eine mündliche Vorbereitungsstunde geben. Die Schulleitung informierte jetzt über das neue Konzept.
Mit der Einweihungsfeier des umgebauten Studienseminars St. Josef im Dezember 2005 begann eine neue Ära im Ganztagsbereich des Münnerstädter Schönborn-Gymnasiums. Mit Schuljahreswechsel wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Archiv/Heike Beudert


Die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums hat auch die Leitung des Münnerstädter Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasiums vor neue Herausforderungen gestellt. Besonders für den Ganztagsbereich mussten neue Konzepte gefunden werden. Für die Klassenstufen fünf und sechs stellten Schulleiter Joachim Schwigon, sein Stellvertreter Jens Hupfer und Andreas Keim die Neuerungen vor: dem Kollegium, den Eltern der Fünftklässler, die im nächsten Jahr direkt betroffen sind, und der Presse. Der wohl wichtigste Punkt: Für den Ganztagsbereich wird eine Frühschicht eingeführt: Von Montag bis Donnerstag beginnt der Schultag mit einer mündlichen Vorbereitungsstunde.

Durch die neue Stundenverteilung im neunjährigen Gymnasium (G9) gibt es für die Jahrgangsstufen fünf und sechs weniger Unterrichtsstunden. Zwar könnten für das "normale" Gymnasium in der Unterstufe zwei Stunden pro Woche auf den Nachmittag gelegt werden, das aber soll ja eigentlich vermieden werden. Außerdem haben sich die Schulleitung und Ganztagskoordinatoren eine ganz klare Trennung zwischen dem "normalen" Gymnasium und den Ganztagsbereich gewünscht. Also wird es für die Jahrgangsstufe fünf und sechs künftig am "normalen Gymnasium" keinen Nachmittagsunterricht geben. Weil aber für den Ganztagsbereich am bewährten Konzept "Unterricht, Freizeit, pädagogische Angebote und Vorbereitungszeit auf den Unterricht über den ganzen Tag verteilt" festgehalten werden sollte, stand das Team vor einem kleinen Problem: Eigentlich sind es zu wenig Unterrichtsstunden. "Wir müssen uns für den Ganztagsbereich neu orientieren, schauen, wie das Mehr an Zeit sinnvoll genutzt werden kann", sagt Andreas Keim, der Mitglied der Schulleitung und Koordinator für Ganztagsangebote in Unterfranken ist.

Die Lösung des Problems heißt "Frühschicht". Von Montag bis Donnerstag werden die Unterstufenschüler des Ganztagsbereiches künftig in der Zeit vom 8 bis 8.45 Uhr eine Vorbereitungsstunde auf den Schultag haben. Dann wird allerdings nur mündlich gearbeitet, die schriftlichen Aufgaben müssen nach wie vor in der Arbeitsstunde erledigt werden. Das heißt, in der Frühschicht können die Schüler Vokabeln lernen, oder einfach einmal schauen, was Thema der letzten Unterrichtsstunde in den jeweiligen Fächern war. Das sollten sie zwar sowieso, aber die Realität sieht anders aus, wissen die Pädagogen, die ja auch selbst einmal Schüler waren. Und weil das Schönborn-Gymnasium an den Doppelstunden festhält, ist die Anzahl der Fächer, auf die sich die Schüler vorbereiten sollen, begrenzt.

"Die Schüler stehen im Mittelpunkt", sagt stellvertretender Schulleiter Jens Hupfer. Das sei das wichtigste bei der Erarbeitung des Konzeptes gewesen. Ein weiterer Vorteil: "Sie haben Zeit anzukommen." Von den Ganztagsschülern müsse niemand befürchten, dass er um 8.05 Uhr an der Tafel steht und vom Lehrer abgefragt wird. Begleitet werden die Kinder in der Frühschicht von einem Lehrer, die Stunde wird sehr strukturiert ablaufen, sind sich die Schulleiter sicher. Und sie geben Eltern, die Angst haben, dass ihre Kinder "völlig platt" nach hause kommen und dann noch weiter lernen müssen ein Versprechen: Um 16.10 Uhr (Montag bis Donnerstag) werden garantiert alle schriftlichen Arbeiten erledigt sein und das mündliche Lernen wird deutlich reduziert. Die schriftlichen Hausaufgaben werden in der Arbeitsstunde am frühen Nachmittag in kleinen Arbeitsgruppen erledigt. Dabei werden sie von einer pädagogischen Fachkraft aus dem Studienseminar und einer Lehrkraft des Gymnasiums begleitet. Mittagessen, Wahlunterricht und pädagogische Projekte, wie beispielsweise der soziale Umgang miteinander, bestimmen die Mittagszeit im Ganztagsbereich. Am Ende des Tages steht noch einmal eine Doppelstunde Unterricht. Am Freitag ist auch im Ganztagsbereich um 13 Uhr Schluss.

"Lasst uns das auf jeden Fall probieren", meint Joachim Schwigon. Er und seine Kollegen sehen einen entscheidenden Vorteil der Frühschicht darin, dass die Schüler nicht "fertig gelernt" in die Schule kommen müssen, sondern sich ganz bewusst darauf einlassen, dass die mündliche Vorbereitung erst am Morgen passiert. Das müssen dann allerdings auch die Eltern so akzeptieren. Möglich sein wird auch, dass die Kinder am Montag Vokabeln lernen, die erst am Dienstag abgefragt werden.

Sowohl beim Kollegium als auch bei den Eltern der Fünftklässler, sei das Konzept auf Zustimmung gestoßen. Natürlich sei es erst einmal ein Konzept, an dem gegebenenfalls noch gefeilt werden muss, wissen die Pädagogen. Aus diesem Konzept und den Erfahrungen, die sie sammeln werden, werden sie dann erarbeiten, wie der Ganztagsbereich künftig in den oberen Klassen aussehen soll. Festhalten wollen sie auf jeden Fall an der Ganztagsschule bis zur zehnten Klasse.