Druckartikel: Entdecker verborgener Welten

Entdecker verborgener Welten


Autor: Heike Beudert

Bad Kissingen, Sonntag, 12. Juni 2022

Oskar Jungklaus hat einen dicken Wälzer über Schmetterlinge geschrieben. Er erzählt, wie er auf den Schmetterling gekommen ist.
Auf 440 Seiten präsentiert Oskar Jungklaus, wie unfassbar groß die Zahl der Schmetterlingsarten und ihrer Raupen im Landkreis ist. Erhältlich ist das Buch im Buchhandel oder über die Kreisgruppe des Bund Naturschutz. Foto: Heike Beudert


LandkreisDie Vielfalt der Schmetterlinge und Falter im Landkreis Bad Kissingen hat selbst den Fachmann überrascht. Der Maßbacher Oskar Jungklaus hat im Landkreis bisher 1257 Arten und deren genetisch nächste Verwandte entdeckt. Jetzt stellt er seine Entdeckungen in dem Buch "Schmetterlinge im Landkreis Bad Kissingen" vor. Herausgeber ist der Bund Naturschutz. Das Buch über die Falter und ihre Raupen ist ein informatives Lese- und Nachschlagewerk mit 1891 Fotos. Im Interview erzählt Jungklaus, wie er zum Schmetterlingskundler und Buchautor wurde.

Warum, Herr Jungklaus, gibt es jetzt ein Schmetterlingsbuch?

Oskar Jungklaus Ich hatte jede Menge Fotos auf der Festplatte.Und warum sollte nur ich diese anschauen können. Mit dem Schreiben habe ich vor rund sechs Jahren begonnen. Da waren es gerade 500 Arten, die ich hatte. Dass das Buch so umfangreich wird und ich heute 1250 Arten vorstellen kann, hätte ich damals nicht gedacht. Ohne die Unterstützung der Kreisgruppe des Bund Naturschutz hätte ich das nicht so hinbekommen. Für die Unterstützung bin ich dankbar.

Was fasziniert sie an Schmetterlingen?

Von Kindheit an fasziniert mich die ungeheure Vielfalt. Es gibt unglaublich viele verschiedene Arten. Jede hat einen eigenen Lebensraum und andere Ansprüche an diesen.Je mehr man sich in das Thema vertieft, desto mehr merkt man, wie wenig man über das Leben der Schmetterlinge weiß.

Wie findet man so viele Arten?

Man muss immer rausgehen in die Natur. Man entdeckt eigentlich immer etwas Neues. Ich hatte zudem die Genehmigung der Oberen Naturschutzbehörde, in Naturschutzgebieten nachts kartieren zu dürfen. Zum Leuchten in der Nacht benötigt man diese Genehmigung. Diese Suche ist zeitaufwendig. Da ist manche Nacht damit draufgegangen.

Viele Falter oder ihre Raupen sind gut getarnt. Entwickelt man ein Gespür dafür, diese zu entdecken?

Man entwickelt auf jeden Fall einen Blick dafür. Das ist ähnlich wie beim Pilzesuchen. Ich schaue zum Beispiel nach Fraß- oder nach Kotspuren.

Bei Schmetterlingskundlern kommt einen der weltfremde Lord Castlepool mit Tropenhut und Fangnetz aus Karl Mays Schatz im Silbersee in den Sinn. Stimmt das Klischee vom Schmetterlingssammler bis heute?

Wenn man rein wissenschaftlich arbeitet und eine Sammlung anlegen möchte, um das Tier greifbar zu haben, geht es fast nicht anders als mit Schmetterlingsnetz. Ich arbeite aber mit einer guten Kamera. Da kommt man auch sehr weit.

Sie verstehen ihre Arbeit nicht rein wissenschaftlich?

Nein, das werde ich nie machen. Aber ich kann Schützenhilfe leisten.

In Ihrem Buch werden mehr als 1200 Schmetterlinge vorgestellt. Ist der Landkreis so etwas wie ein Hotspot?

Unser Landkreis ist schon ein Hotspot. Wir haben unterschiedliche Höhenlagen und viele geologische Gegebenheiten. Dadurch gibt es eine große botanische Vielfalt und damit eine Vielfalt an dem, was alles an den Pflanzen frisst.

Gibt es Gebiete im Landkreis, in denen sich Schmetterlinge und Falter besonders wohl fühlen?

Die Schwarzen Berge oder die Reiterswiesener Höhe sind solche Hotspots, und zwar nicht nur für Schmetterlinge, sondern auch für andere Insektenarten. Es hängt ja alles miteinander zusammen.

Wie versuchen sie die Schönheit und Faszination dem Leser zu vermitteln?

Die Bilder zeigen die Tiere in der Regel in ihrer natürlichen Haltung. Die Fotos sind zu 99 Prozent draußen in der Natur entstanden.

Weshalb hat ausgerechnet der im Forst so gefürchtete Schwammspinner in Ihrem Buch ein eigenes Kapitel erhalten?

Der Schwammspinner neigt dazu, in warmen, lichten Wäldern sporadisch Kahlfraß zu verursachen.Der Forst sagt immer gleich: "Wir müssen spritzen". Es gibt aber so viele natürliche Gegenspieler, die den Schwammspinner von allen Seiten klein kriegen. Ich möchte aufzeigen, dass es auch ohne Spritzmittel geht.

In ihrem Buch sind jetzt gut 1250 Schmetterlinge aufgeführt. Sind das jetzt alle, die es bei uns im Landkreis gibt?

Mit Sicherheit nicht. Ich denke, es gibt mindestens noch 200 bis 300 Kleinschmetterling- oder Falterarten, die man ganz selten findet. Im Buch sind zumindest alle drinnen, die ich gefunden habe.

Haben Sie Ambitionen, weitere Entdeckungen zu machen?

Wenn, werden es Zufallsfunde sein, die ich aber auf jeden Fall aufnehme. Ob es damit dann irgendwann eine zweite Auflage gibt, weiß ich nicht.