Engel Inge bringt sinnliche Geschenke
Autor: Björn Hein
Münnerstadt, Sonntag, 22. Dezember 2013
Die "Altneihauser Feierwehrkapelln" zieht in der voll besetzten Mehrzweckhalle Münnerstadt das Weihnachtsfest durch den Kakao.
Feuerwehrkapellen sorgen meist nicht für Begeisterungsstürme. Anders ist das, wenn aus der Feuerwehrkapelle eine urig-fränkische "Feierwehrkapelln" wird. Kommt diese dann noch aus dem imaginären Ort Altneihaus, dann ist gute Laune vorprogrammiert.
In der vollbesetzten Mehrzweckhalle in Münnerstadt trat eben diese "Altneihauser Feierwehrkapelln" auf. Diesmal in verkleinerter Krippenbesetzung. Natürlich berücksichtigte die Truppe beim Auftritt die "ach so besinnliche Weihnachtszeit". Norbert Neugirg, der Kommandant der Truppe, hielt zwischen den einzelnen Stücken seine "Weihnachtslesung" ab, in der er in "knadenlosen Knittelversen" das Weihnachtstreiben gekonnt und mit geschliffenem Witz aufs Korn nahm - was für wahre Lachsalven im Publikum sorgte.
Fest der Liebe - für Gänse tödlich
Weihnachtlich war bereits der Einzug, der von fränkischer
Gemütlichkeit zeugte. Neugirg zog mit dem Tubisten Rupert Beer alias "Rupsi" zum gehauchten "Abba-heidschi-bumbeidschi" auf die Bühne. Die restliche Truppe umrundete erst einmal das Publikum zu getragenen Tönen umrundete, was gleich zu Beginn für hörbare Schmunzler sorgte. Ein lustiges Gedicht über das für Gänse, die meist in der Bratröhre landen, tödliche Fest der Liebe, schloss sich an. Natürlich wurde auch ein Ausflug in die "große Politik" unternommen, wobei sich die Thematik aber zumeist rund um den weihnachtlichen Wahnsinn drehte. Das Publikum schätzte sich glücklich, die sechs Weisen aus der Oberpfalz, die nach eigenen Angaben vom Stern nach Münnerstadt geführt wurden, in den eigenen Reihen willkommen zu heißen.
Neugirg hatte sich gut auf das Intermezzo der Altneihauser in der "Bronx der Rhön" vorbereitet.
So vergoss er nicht nur Spott auf den Bürgermeisterkandidaten Merklein, sondern richtete seine äußerst bissigen Kommentare an die Zuschauer. Dabei strotzten die Oberpfälzer nur so von Selbstbewusstsein, als sie meinten: "Wir und Münnerstadt sind es wert, dass man kommt und wieder fährt" - die Lacher im Publikum hatten die Altneihauser dabei eindeutig auf ihrer Seite.
Doch auch die Kapelle zeigte, dass sie ihr Handwerk souverän beherrscht. Mit ihrer exzessiven Atmung und den asthmatischen Anfällen des Klarinettisten beim "Freut Euch ihr Hirten" bewiesen sie, dass auch die Musiker über viel kabarettistischen Können verfügen. Musikalisch brillant interpretierten sie auf ihre ganz eigene Weise die verschiedenen weihnachtlichen Weisen, mal besinnlich-getragen, mal mit swingendem Unterton.
Ihnen gelang es, die Kakophonie zur Perfektion und Kunstform zu erheben, was das Publikum diebisch freute und für Beifallsstürme sorgte.
Seitenhieb auf die Nachbarn
Natürlich sorgte sich Neugirg nicht nur um die Mürschter in der Halle, sondern auch um andere Lebensformen, als er meinte: "Gegrüßt seien auch die Hessen, solang sie nicht heimzufahr'n vergessen". Neugierg gelang der Spagat zwischen offensichtlichem Witz und beißender versteckter Ironie. Während die Musik zwischen den einzelnen Passagen der Weihnachtslesung für Entspannung sorgte, forderte der Kommandant der Truppe den Zuhörern sehr viel Konzentration ab, die an seinen Lippen hingen.
Die Altneihauser Feierwehrkappeln begeisterte unterdessen mit einen ganz eigenen "Rudolp The Rednoosed Reindeer"-Parodie für Betrunkene, so das Neugirg nur nur ausrufen konnte: "Alle Jahre wieder tropft auf uns hiernieder der Schmalz der Weihnachtslieder". Doch natürlich vergaß er auch nicht, die betrieblichen Weihnachtsfeiern zu erwähnen, die schon mal in eine exzessartige Orgie ausartete. Ebenso wurde den Zuschauern vor die von Lachtränen benetzten Augen geführt, wie eine Weihnachtskerze zuviel auf dem Fensterbrett den Neid der Nachbarn derart herausfordert, dass dies zum Untergang der Nördlichen Hemisphäre führt.
Dass in Mürscht alles etwas anders ist, konnte Neugirg dann am eigenen Leib erfahren: so war der liebreizende Engel Inge auf das rote Sofa, das den roten Teppich ersetzte, eingeschwebt und hatte für den Frontmann sinnige Weihnachtsgeschenke dabei, wie eine Schnabeltasse und rosarote Puschen.
Der Neuschter Kulurzauber, der die Alteneihauser nach Münnerstadt gebracht hatte, hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Die Zugabe-Rufe des Publikums zeigten, dass die "Altneihauser Feierwehrkapelln" sehr gut ankam.