Einen Komponisten von nebenan vor dem Vergessen bewahren
Autor: Björn Hein
Münnerstadt, Freitag, 17. Juni 2016
Auch Fans klassischer Musik können wenig mit dem Namen Felix Gaß anfangen. Selbst in Münnerstadt, wo er dasGymnasium besuchte, ist er fast unbekannt.
Damit das nicht so bleibt, gab's in der Klosterkirche St. Michael ein Konzert zum 300. Geburtstags dieses Rhöner Barockkomponisten, in dem einige seiner Werke aufgeführt wurden. Christel Kess von der Valentin-Rathgeber-Gesellschaft in Oberelsbach stellte den Mann vor, der 1716 in Neustadt/Saale geboren wurde, das Augustinergymnasium in Münnerstadt besuchte und dort wohl auch mit dem komponieren begann. 1733 war Profess, 1739 wurde er in Freiburg /Breisgau zum Priester geweiht. Er versah verschiedene Stellen als Organist, bis er 1752 im Alter von 36 Jahren starb. Alle Quellen bezeichnen Gaß als hervorragenden Organisten und gefeierten Komponisten. Nur ein undatierter Druck von ihm ist bezeugt, der wohl zwischen 1743 und 1745 entstanden sein könnte.
Die Werksammlung mit 30 Arien trägt den Titel "David ludens ad arcam Dei" (David spielt vor der Gotteslade).
Repräsentative Auswahl
Im Vordergrund stand natürlich die Musik des Barockkomponisten. Als Ausführende hatten sich die Sopranistin Susanne Gaß, der Organist Berthold Gaß und die beiden Geigerinnen Carola Kroczek und Rosemarie Beer-Schmitt zusammengefunden. Mal feierlich, mal stark verziert - eine typische Eigenart barocker Kompositionen - waren die Arien Nummer 22 und 24 in F-dur. Berthold Gaß gelang es dabei, auch die filigranen Partien sehr sehr klar zu gestalten. Die Klosterkirche verstärkte die Wirkung: Nicht nur, dass die Ausstattung des Raumes das Pendant zur Musik bot - nein, an diesem Ort weilte während seiner Schuljahre Felix Gaß selbst und hat hier wohl auch seine Liebe zur Musik entdeckt.
Neben Kompositionen von Felix Gaß wurde auch solche von dem Oberelsbacher Valentin Rathgeber gegeben. Hier wusste Sopranistin Susanne Gaß bei der Aria 15 in B-Dur mit einer sehr angenehmen Stimme zu gefallen. Außerdem gelang es ihr, auch kleinste Nuancen plastisch zu gestalten und mit sehr klarer Aussprache zur Geltung zu bringen. Dabei harmonierte sie hervorragend mit der Orgel und den Violinen. Susanne Gaß verstand es darüber hinaus, ihren Part mit viel Leidenschaft in der Stimme zu singen. Hier schien die Sinnenfreude des Barock durch, dessen Lebenslust auch die eher kontemplative Musik befruchtete. Anregend waren auch die dialogischen Passagen zwischen der Stimme und dem Orgelmanual, die zeigten, wie reizvoll Barockmusik sein kann.