Eine Unterkunft für den Notfall
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Montag, 21. März 2022
Die Stadt Münnerstadt hat von sich aus Räume für ukrainische Flüchtlinge bereitgestellt. Als zentrale Ankunftsstelle hat sich der Bereich im Untergeschoss des alten BBZ bereits bewährt.
tIn den Räumen des ehemaligen Kindergartens im früheren BBZ treffen reinste Sachlichkeit und liebevolle Details aufeinander. Neben schlichten, hölzernen Feldbetten gibt es eine sorgfältig hergerichtete Spiellandschaft für Kinder und einen Wickeltisch, auf dem die Windeln nach Größen sortiert griffbereit liegen. "Das waren die Frauen von der Abiklasse", sagt Bürgermeister Michael Kastl zu dem Wickeltisch. Verschiedene Gruppen haben bei der Einrichtung der Notunterkunft geholfen, die bisher nur als zentrale Aufnahmestelle gebraucht wurde. Aber sie steht bereit, wenn sie gebraucht wird. Und eigentlich hat sie der Stadt überhaupt nichts gekostet.
Nach einem Treffen des Krisenstabes am 3. März hatte der Bürgermeister einen dreiteiligen Sofortmaßnahmenkatalog bekannt gegeben. Das war einerseits die Einrichtung einer zentralen Sammelstelle für Hilfsgüter in der ehemaligen Turnhalle der Augustiner, die Einrichtung einer Hotline und die Ausstattung einer Notunterkunft im ehemaligen BBZ.
Viele Helfer
Die Voraussetzungen waren da. Zwar wird das ehemalige BBZ zu großen Teilen von der Montessorischule Rhön-Saale genutzt, die Räume im Untergeschoss, die bald zu einem Hort für 100 Kinder ausgebaut werden sollen, stehen aber derzeit weitgehend leer. "Die Montessorischule hat sich sehr aufgeschlossen und hilfsbereit gezeigt", sagt Michael Kastl. Die Unterstützung war insgesamt riesengroß, die Feuerwehr war wieder tatkräftig dabei, eine Gruppe um Stadträtin Rosina Eckert hat erst einmal einen Grundputz vorgenommen und Mitglieder der BRK-Bereitschaft haben die Feldbetten aufgestellt. "Die Betten sind aus dem Notbestand des Roten Kreuzes, wir hoffen, dass wir demnächst moderne Feldbetten aus dem Fundus des Landkreises bekommen", sagt der Bürgermeister. Die BRK-Mitglieder kümmern sich auch um die Versorgung der Flüchtlinge, wenn dies notwendig wird. Und die Abiklasse des Schönborn-Gymnasiums räumte Restbestände aus dem BBZ beiseite, um mehr Platz zu schaffen.
Es handelt sich um eine Notunterkunft, in der die Menschen nur wenige Tage untergebracht werden, sagt der Bürgermeister. Etwa 20 Personen können untergebracht werden, bei Bedarf auch mehr. Beim Rundgang durch die Räume zeigt sich, dass es so notdürftig gar nicht ist. Die Betten sind auf mehrere Zimmer verteilt, sodass Familien ein wenig Privatatmosphäre haben. Es gibt Waschräume mit Duschen, eine Spielecke mit Fernseher und natürlich Internet.
Das sei besonders wichtig, betont der Bürgermeister. Das habe sich gezeigt, als die ersten Flüchtlinge mit dem Hilfstransport von Reinhold Heppt in Münnerstadt ankamen. Die Flüchtlinge nahmen zuerst Kontakt mit den Zurückgebliebenen auf. Im alten BBZ sind sie erst einmal registriert und auf Corona getestet worden. Anschließend sind sie privat untergekommen oder zu Verwandten und Bekannten gefahren. Das unterscheide die Flüchtlingswelle komplett von vorherigen, sagt der Bürgermeister. "Die Flüchtlinge wissen genau, wo sie hinwollen."
Besonders freut sich das Stadtoberhaupt darüber, dass die Notunterkunft fast nichts gekostet hat. Obwohl sie von der Stadt eingerichtet wurde, stehe sie natürlich auch dem Landkreis zur Verfügung. "Wir stehen im engen Kontakt mit dem Landratsamt." Weil das alte BBZ wirklich viele kleine Räume hat, ist auch Platz für die Hilfsgüter geschaffen worden, die von der Gruppe um Hartmut Hessel in der alten Augustinerturnhalle gesammelt werden.
Dabei haben die Verantwortlichen ein uraltes Problem behoben. Ein Seiteneingang von der Deichmannstraße aus hatte bisher mehrere Stufen nach unten und dann wieder nach oben. Ein Holzsteg ermöglicht jetzt einen barrierefreien Zugang, was die Zwischenlagerung der Hilfsgüter erheblich erleichtert. Den Verantwortlichen ist bei der Einrichtung der Notunterkunft mit den Lagerräumen wieder einmal bewusst geworden, wie viel Potenzial noch in dem alten Gebäude steckt.