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Eine Offensive für den Klimaschutz


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Freitag, 30. Juli 2021

Wie der neue Klimamanager d das alte BBZ zu einer Zukunftsakademie machen und den Klimaschutz in Münnerstadt optimieren will.
Stefan Richter hat große Pläne mit dem alten BBZ.  Foto: Heike Beudert


Der neue Klimamanager der Stadt hat viel vor mit Münnerstadt. Neben zahlreichen kleineren Projekten arbeitet er an einem ganz großen Ding. Im alten BBZ möchte er sein ZAK-Projekt verwirklichen - eine Zukunftsakademie (ZAK), die wissenschaftliche Klimaforschung aufs Land holt. Wie Stefan Richter in der Sitzung des Stadtrates berichtete und in einem Gespräch mit der Zeitung nochmals erläuterte, ist ZAK für ihn nicht nur ein Gedankenmodell. Der Klimamanager arbeitet bereits daran, wie es sich im Zuge einer zukunftsorientierten Sanierung konkret umsetzen lässt, wenn auch der Freistaat Sanierung und Nutzung als besonders förderungswürdig, also als Leuchtturmprojekt, einstufen sollte. So gab es seiner Auskunft nach erste Kontakte mit einem Vertreter des geplanten Würzburger Zentrums für angewandte Klimaforschung. Die ZAK-Akademie könnte der ländliche Satellit werden, schwebt Stefan Richter vor.

In seinem Vortrag erläuterte er die Säulen, auf denen die Akademie im BBZ nach ihrem Aufbau stehen könnte. Da gibt es zum einen die Forschungsarbeit, daneben eine Zukunftswerkstatt, in der Schülerinnen und Schüler aus Münnerstadt und Umgebung an die wissenschaftliche Arbeit und an nachhaltige Projekte im Bereich Klimaschutz herangeführt werden. Richter nannte weiter ein Gästehaus, ein Gründerzentrum sowie ein Café, eine Bar oder ein Restaurant. Geprüft werden sollte auch der Bau eines Blockheizwerkes für alle städtischen Liegenschaften, speziell aber für die schulischen am Karlsberg.

In der Sitzung ging Bürgermeister Michael Kastl kurz auf die Ideen für eine Zukunftsakademie ein. Auch Kastl sieht das BBZ als "Schlüsselprojekt" für Münnerstadt. Zum Klimamanager meinte er: "Sie haben vor, ein paar dicke Bretter zu bohren". Ausdrücklich verwies Kastl darauf, dass die Fachkraft für Klimaschutz die Freiräume habe, solche Dinge zu entwickeln. "Was wir daraus machen, liegt an uns", ergänzte er jedoch dazu.

Viele Planungen

Stefan Richter auf jeden Fall plant weiter, knüpft Kontakte, um das ZAK-Projekt auf den Weg zu bringen. Der Stadtrat selbst wurde erstmals in seiner Sitzung mit dieser Idee konfrontiert. Eine Diskussion darüber hat es bislang nicht gegeben. Wie lange der Klimamanager das Projekt vorantreiben wird, ohne zu wissen, ob der Stadtrat mitzieht? Er wolle alles möglichst gut vorbereitet haben, um auf jede Frage eine Antwort geben zu können, erklärt er auf Anfrage dieser Zeitung. Als nächsten Schritt plant er eine Auftaktveranstaltung in den BBZ-Räumen, zu der neben der Bürgerschaft Vertreterinnen und Vertreter der Politik eingeladen werden sollen. In einem weiteren Schritt benötige er dann für seine Visionen das Okay des Stadtrates, ob und wie es weitergehen soll. Er glaubt, dass etwas Großes entstehen kann. "Hier findet gerade Aufbruch statt", stellt er fest.

Angestoßen hat Stefan Richter in der kurzen Zeit, in der er in Münnerstadt ist (zwei Monate), bereits weitere Projekte, so seine Ausführungen im Stadtrat. Er arbeitet an einer Park-and-Ride-Offensive; erste Gespräche mit einer Vertreterin der Bahn hätten stattgefunden, um dort Fahrradabstellplätze anzubieten. Auch wäre sinnvoll, eine E-Bike-Ladestation zu integrieren. Bürgermeister Michael Kastl verwies in der Sitzung darauf, dass es Überlegungen von städtischer Seite gebe, die Wertstoffcontainer von der Lache zum Bahnhof zu verlegen. Das müsste bei den Planungen berücksichtigt werden.

Zur Entscheidungsreife will Stefan Richter die Installation einer smarten Beleuchtung bringen. Seine Idee ist, die Straßenbeleuchtung nachts grundsätzlich herunterzufahren. Sensoren würden die Lichtstärke nur dann erhöhen, wenn Fußgänger- oder Autoverkehr registriert werde. Die Technik sei dazu heute in der Lage. "Es ist eine unglaubliche Energieeinsparung", ergänzte er. Im Bereich des Denkmalschutzes sollten Möglichkeiten gesucht werden, intelligente energetische Sanierungen durchzuführen.

Wohnen im Tiny Haus

"Münnerstadts kleines Glück" nennt Stefan Richter ein weiteres Projekt, an dem er aktuell arbeitet. Dieses soll modellhaft zeigen, wie unbebaute Grundstücke für einen begrenzten Zeitraum verpachtet werden können, um dort temporäres Wohnen in sogenannten Tinyhäusern zu ermöglichen. Dem Klimamanager schwebt vor, dass zuerst einmal für die Dauer eines Jahres ein solches Grundstück gefunden wird, auf dem ein Tiny-Haus (Minihaus) errichtet werden kann. Kontakte mit Herstellern knüpfe er gerade, erklärt Stefan Richter dieser Zeitung gegenüber. Beim städtischen Bauamt laufe die Anfrage, wie der Anschluss an die Wasser- und Stromversorgung gewährleistet werden kann. Für das Wohnen im mobilen Minihaus könnten sich junge Leute bewerben. Der Auserwählte soll während seiner einjährigen Wohndauer regelmäßig im Internet (Podcast oder Video) über seine Wohnerfahrungen berichten. Hier könnte im Zusammenspiel mit einem Partner zukunftsfähiges Wohnen gezeigt werden. Dies liege derzeit im Trend.

Weiterverfolgen möchte er die Idee eines Abendmarktes am Anger. An einem Tag in der Woche sollen regionale Anbieter zwischen 17 und 21 Uhr ihre Erzeugnisse anbieten; eingebunden ist ein kulturelles Angebot. Am Anfang müsste die Stadt die Organisation übernehmen, bis dann die Betriebe ihren Markt selbst betreiben.

Auf der Liste Richters stehen noch ein Konzept für die Arbeit mit Schülern, eine Treibhausgasbilanzierung der Stadt Münnerstadt sowie die Gründung eines Arbeitskreises Politik, der sich fraktionsübergreifend mit den Ideen des Klimamanagers auseinandersetzt. In einem weiteren Schritt möchte Richter eine Beteiligung der Bürgerschaft anstoßen. Auf der Suche ist er nach einer Klimapartnerstadt oder einem -landkreis. Wenn es nach ihm geht, soll außerdem ein Netzwerk von Klimamanagern entstehen.

Öffentlicher Vortrag

Am Sonntag, 22. August, um 16 Uhr wird Klimamanager Stefan Richter seinen Vortrag zu seinen Ideen für Münnerstadt der Öffentlichkeit vorstellen, und zwar bei einer Veranstaltung im alten BBZ. Angesprochen sind alle Interessierten der Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Diskussion und danach auch zu einer Führung durch das Gebäude. Stefan Richter bietet den Vortrag aufgrund der positiven Reaktionen an, die ihm nach der Stadtratssitzung erreicht hätten