Eine Leiche und viele Mörder auf der Bühne
Autor: Manfred Mellenthin
Burglauer, Montag, 14. November 2016
Zum ersten Mal in der Geschichte des Theaterspiels wagte sich die Kolping-Crew an eine Kriminalkomödie und landete damit einen Volltreffer.
Die Zuschauer, die an den drei Theatertagen zu den Aufführungen in der Rudi-Erhard-Halle strömten, waren restlos begeistert. In jeder Szene merkte man den Spielern die pure Lust und Leidenschaft, die helle Freude am Theaterspiel einfach an.
"Meine Leiche - deine Leiche" von Christine Steinwasser, ist eine Krimikomödie um eine Leiche und viel zu viele Personen, die als Mörder in Frage kommen. Mit der Musik des Kultkrimis "Tatort" entwickelte sich auf der Bühne eine rasante Geschichte voll Slapstick und Wortwitz. Es gab viel zu Lachen und reichlich Zwischenapplaus.
Manche Menschen brauchen sich keine Gedanken oder Sorgen um ihre Freunde zu machen, denn sie haben keine, so wie der Industrielle Albrecht Greifenbrecht, sehr gut gespielt von Hubert Heinickel. Er führte sich als wahres Ekel auf und drangsalierte seine Mitmenschen.
Seine Gattin Charlotte Greifenbrecht (Doris Bötsch) will sich scheiden lassen, Rupert Graf zu Schmierstein (Frank Dünisch), seinen lästigen Teilhaber, hat er aus der Firma gemobbt, seine verarmte Schwester Felicitas zu Meise (Melanie Reininger) bekommt keinen Cent, und seinen etwas verängstigt wirkenden Buchhalter Gottfried Keller (Fritz Braun), den er mit den Fingern in der Kasse erwischt hat, will er entlassen. Als er seine Tochter Dietlinde Greifenbrecht (Veronika Conrady) nur noch als "Parasit" bezeichnet und nicht mehr unterstützen will, eskaliert die ganze Sache. Alle Beteiligten stellen fest, dass es besser wäre, wenn es ihn nicht mehr gäbe. Es kommt wie es kommen muss, jeder versucht einen Giftanschlag auf ihn. Seine Gattin mischte ein hochkonzentriertes Erdbeerkonzentrat, auf welches er allergisch reagiert, der Buchhalter Rattengift, seine Schwester und der Graf ein Schlafmittel und seine Tochter Zyankali in seinen Cognac.
"Der is hin"
Am nächsten Morgen findet die Putzfrau (Doris Beck) ihren Chef tot am Schreibtisch sitzend. Ihre Betroffenheit hält sich in Grenzen: "Der is hin!" Sie alarmiert die Polizei, den aufbrausenden Inspektor Ingo Irre (Eugen Katzenberger) und seinen etwas dümmlichen Assistent Walter Denkste (Stefan Schmitt). Doch bis die beiden eintreffen, ist die Leiche verschwunden. Das Verwirrspiel beginnt, die Leiche verschwand abwechselnd im Aktenschrank, unter dem Schreibtisch und in einer Kiste. Die Gattin versucht zum Beispiel den körperlich gut gebauten Toten in eine Kiste zu packen, schaffte es nicht und holt sich spontan Hilfe aus dem Publikum.Irgendwann beißt sich der Inspektor an der etwas naiven Chefsekretärin Marlene Eisendorf (Christiane Wendel) als Hauptverdächtige fest. Sie brachte zusätzlich Verwirrung und Elan in den Krimi. Eine tolle Szene war, als sie ihrem Chef Albert Greifenbrecht eindrucksvoll ihre Liebe gestand, ohne zu wissen, dass der nicht mehr unter den Lebenden weilte. Eine Unschuldige als Opfer wollten die "Mörder" nicht und jeder gestand den Mord. Das Verwirrspiel geht weiter, bis der Befund aus der Gerichtsmedizin kommt: Der Industrielle ist an einer natürlichen Todesursache gestorben.
Mit der Premiere einer Kriminalkomödie gelang der Theatergruppe ein Volltreffer. Immer wieder gab es Szenenapplaus für die Akteure, die die Charaktere glänzend auf die Bühne brachten und mit dialektgefärbtem Wortwitz und herrlicher Gestik und Mimik brillierten.