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Ein Wahlkrimi im Rathaus


Autor: Thomas Malz

Münnerstadt, Freitag, 02. Juni 2017

Der neue 2. Bürgermeister Andreas Trägner wird ab Dienstag im Rathaus sein. Auf Kritik ist das Eingreifen des erkrankten Helmut Blank gestoßen.
Während Bruno Schäfer (2.v.r.) und Ralf Verholen (rechts) bereits klatschen, können es Andreas Trägner und Britta Bildhauer noch gar nicht glauben: Andreas Trägner ist soeben 2. Bürgermeister der Stadt Münnerstadt geworden.  Foto: Thomas Malz


Andreas Träger, weiß, was er will: "Mein Ziel ist, dass wir Einigkeit im Stadtrat erreichen und zum Wohle der Stadt die richtigen Entscheidungen treffen", sagt er. Natürlich könne man einmal unterschiedlicher Meinung sein. Er ist nach einem regelrechten Wahlkrimi am Donnerstagabend 2. Bürgermeister der Stadt geworden. "Die Politik, die wir im letzten halben Jahr durch Herrn Kastl erfahren haben, finde ich sehr gut. Genauso wollen wir weiter machen." Das sei der Grund gewesen, warum er sich für das Amt beworben hat, erläutert Andreas Trägner. Ausdrücklich dankt er Michael Kastl, der am Donnerstag vor der Wahl auf eigenen Wunsch aus dem Amt des 2. Bürgermeisters entlassen wurde.


Deutliche Worte

Die Stadtratssitzung begann mit einer Überraschung: Bürgermeister Helmut Blank (CSU) erschien trotz seiner Krankheit und übernahm damit auch die Sitzungsleitung, die normalerweise 3. Bürgermeister Axel Knauff (SPD) inne gehabt hätte. Der fand dazu deutliche Worte: "Ich finde das Gebaren des 1. Bürgermeisters ein wenig merkwürdig und eigentlich auch unwürdig für das Amt", sagte er. Und: "Ich hoffe nur, dass sich niemand in der Stadtverwaltung an dieser Krankheit angesteckt hat." Was sei denn das für ein Signal an die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, fragte er. Seit Februar ist Helmut Blank im Krankenstand, nur zu Ostern hatte er für ein paar Tage die Amtsgeschäfte versuchsweise geleitet.
Einer der Gründe für seine Anwesenheit sei der Antrag von Michael Kastl auf Entlassung aus seinem Amt als 2. Bürgermeister, sagte Helmut Blank dann in der Sitzung. Die Verabschiedung wollte er selbst übernehmen. Michael Kastl habe seine Gründe verständlich dargelegt. "Sie sind für uns alle nachvollziehbar, die Gründe sind zu akzeptieren", so der Bürgermeister. Er bezeichnete seinen Stellvertreter als absolut loyal und fachkompetent. Die Entlassung von Michael Kastl erfolgte einstimmig.
Dann stellte der geschäftsleitende Beamte Stefan Bierdimpfl das Prozedere der Wahl zum 2. Bürgermeister vor. Zunächst musste einer der wählbaren Stadträte in geheimer Wahl angekreuzt werden. Es konnten auch zuvor Vorschläge eingereicht werden. Dieter Petsch (Forum aktiv) schlug Andreas Trägner (Freie Wähler) vor und Georg Heymann (CSU) brachte Klaus Schebler (Neue Wege) ins Spiel. Beide Kandidaten kündigten auf Nachfrage an, das Amt auch anzunehmen, wenn sie gewählt würden. Einzeln in alphabetischer Reihenfolge rief Stefan Bierdimpfl dann die Stadträte in die Wahlkabine und zur Wahlurne.


Stimmengleichheit

Zehn Stimmen entfielen auf Klaus Schebler, zehn auf Andreas Trägner. Alle waren gültig. Dieses Ergebnis überraschte weder die Stadträte, noch die zahlreichen Gäste. Alle Stadträte der Fraktionen Forum aktiv, Freie Wähler, SPD und der fraktionslose Leo Pfennig waren anwesend. Das sind insgesamt zehn. Bei der CSU fehlte Jürgen Eckert. Eigentlich hatte sich Fabian Nöth (Neue Wege) in den Urlaub abgemeldet, er war aber eigens wegen der Stadtratssitzung kurzfristig von der Insel Fehmarn angereist. So hatten CSU und Neue Wege zusammen auch zehn Stimmen.
Vielen Gästen stieß es sehr sauer auf, dass die Wahl an dieser Stelle bereits für Andreas Trägner entschieden gewesen wäre, wenn der Bürgermeister nicht erschienen wäre. Eigentlich rechneten sie bereits jetzt mit dem Losverfahren. Nun aber stand die Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen an. Also wurden die Stadträte noch einmal an die Wahlurnen gebeten, um sich zwischen Klaus Schebler und Andreas Trägner zu entscheiden. Und diesmal war ein Stimmzettel ungültig, Andreas Trägner gewann mit zehn zu neun Stimmen.


Ab Dienstag im Rathaus

"Ich werde ab Dienstag jeden Tag im Rathaus sein", kündigte der neue 2. Bürgermeister am Freitag gegenüber unserer Zeitung an. Wie lange, das richte sich nach den Aufgaben, die erledigt werden müssen. Schon am Wahltag hatte er erklärt, dass er seine Arbeitszeit bei der Firma Seger-Transporte flexibel gestalten könne, um den neuen Aufgaben als 2. Bürgermeister gerecht zu werden. Dass sein Arbeitgeber in Verhandlungen mit der Stadt wegen der Suche nach geeigneten Gewebeflächen steht, sei dabei kein Problem. "Das Projekt Betriebsverlagerung Seger wird von Axel Knauff bearbeitet, ich halte mich da komplett raus", sagt der 2. Bürgermeister. Das sei bereits abgeklärt.
Michael Kastl meint, dass er natürlich weiter zum Wohl der Stadt arbeiten werde. "Ich bin ja nach meinem Rücktritt als 2. Bürgermeister nicht aus der Welt."


Fairer Verlierer

"Niederlagen haben bei mir immer dazu geführt, dass ich noch stärker geworden bin", sagt Klaus Schebler zum Ausgang der Wahl. "Für mich persönlich hat sich nichts geändert." Er werde seine Referatsposten genauso weiter ausüben wie die ganze Zeit. "Das trifft auch auf die Politik insgesamt zu." Andreas Trägner wünscht er eine glückliche Hand für die Stadt Münnerstadt. "Das meine ich ernst, denn ich gehe davon aus, dass er die nächsten Monate der Bürgermeister der Stadt ist."
Eine ganz kleine Stichelei kann er sich dann doch nicht verkneifen: "Ich werde den Sommer genießen. Statt im Rathaus zu sitzen werde ich an meinem Pool im Garten sitzen", kündigt er an.