Druckartikel: Ein Vorreiter erneuerbarer Energien

Ein Vorreiter erneuerbarer Energien


Autor: Thomas Malz

Reichenbach bei Münnerstadt, Freitag, 10. Juni 2022

Claus Schmitt von Schmitts Obstgarten hat schon vor 30 Jahren auf Photovoltaik gesetzt. Damals habe die Politik das aber nicht gewollt. Seine Anlage läuft noch immer.
Claus Schmitt blättert in dem über 30 Jahre alten Arbeitspapier  des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft. So ist er auf Photovoltaikanlagen aufmerksam geworden. Seine Anlage war eine der ersten in Unterfranken. Foto: Thomas Malz


Die Pumpe schnurrt seit 30 Jahren in 30 Meter Tiefe, angetrieben von Strom aus einer Photovoltaikanlage, die genau so viele Jahre auf dem Buckel hat. Lediglich die Paneelen hat Claus Schmitt vor einiger Zeit erstmals ausgetauscht. Ein Technikberater hat ihn damals auf Photovoltaik gebracht. "Es war die erste Anlage in Unterfranken oder zumindest eine der ersten", sagt er heute. Von Anfang an war Claus Schmitt begeistert von der erneuerbaren Energie, die sich noch dazu rechnete. Vor 25 Jahren, im Mai 1997, zog er allerdings ein vernichtendes Resümee: "Diese Technik ist politisch nicht gewollt." Das hat sich inzwischen grundlegend geändert. Die Erdbeerfelder nahe Reichenbach sind ein Standbein von Schmitts Obstgarten. Die müssen bei Bedarf bewässert werden. Das Wasser wird einem Teich entnommen und dieser wiederum wird von einer Pumpe gespeist. Das ist schon seit Jahrzehnten so, irgendwann Anfang der 1990er Jahre gab die alte Pumpe aus dem Jahr 1948 ihren Geist auf, erinnert er sich. Damals existierten noch Technikberater beim Amt für Landwirtschaft in Kitzingen. Zusammen überlegten Claus Schmitt und ein Berater, wie künftig das Wasser aus der Tiefe in den Teich gelangen soll. "Weißt du, was Photovoltaik ist?, lautete die erste Frage an Claus Schmitt und die zweite: "Hast du Interesse, an einem Modellversuch des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft in Darmstadt teilzunehmen?" Das hatte Claus Schmitt und so begann eine Geschichte, die bis heute weitererzählt werden kann.

Suche nach alternativen Energien

"Das war ein Kind der Energiekrise", erinnert sich der Diplom-Agraringenieur. Die Bundesregierung war auf der Suche nach alternativen Energieformen. Damals gab es noch keine Richtwerte über die Sonneneinstrahlung in Deutschland. Der Deal: Claus Schmitt bekommt die Anlage zur Verfügung gestellt und liest dafür die Werte ab und leitet sie an das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft weiter. Die Fundamente hat er selbst gebaut und sich auch um die Verkabelung gekümmert. 1,1 KWp leistet die Solaranlage, der Strom wird über einen Wechselrichter auf 380 Volt Wechselstrom transformiert und so die Pumpe in 30 Meter Tiefe angetrieben. "Im Sommer fördert sie 30 Kubikmeter Wasser am Tag", sagt Claus Schmitt.

Von Anfang an war er begeistert von dieser Technik. Sie ist nicht nur ökologisch und nachhaltig. "Sie rechnet sich auch." Claus Schmitt hat schon vor 30 Jahren eine Wirtschaftlichkeitsprüfung machen lassen. Die Photovoltaikanlage trat an gegen ein Stromaggregat am Teich, das die Pumpe antreibt und gegen das Verlegen einer Stromleitung aus dem Ort bis zum Teich. Ergebnis: Alle drei Varianten kosteten in etwa das Gleiche. Eigentlich hatte er erwartet, dass die Politik die Anlagen schon damals subventioniert und die Forschung verstärkt wird. Aber damals tat sich nichts. So kam er nach fünf Jahren zu dem Schluss: "Diese Technik ist politisch nicht gewollt."

Ein überzeugter Verfechter

Unter dieser Überschrift erschien von genau 25 Jahren ein Artikel in der Tageszeitung. "Seitdem die Anlage läuft, ist Claus Schmitt ein überzeugter Verfechter dieser alternativen Technik geworden", war damals zu lesen. Und das ist er noch heute. Inzwischen hat sich die Einstellung der Politik zu solchen Anlagen ja auch erheblich gewandelt. Abgesehen vom Austausch der Paneelen vor zwei Jahren läuft die Anlage noch im Originalzustand. Während der Saison arbeitet die Pumpe, wenn es hell wird und schaltet sich aus, wenn das Licht nicht mehr reicht.

Bei diesen guten Erfahrungen hat er natürlich weiter auf Photovoltaik gesetzt, beziehungsweise sein Sohn Clemens, der den Betrieb inzwischen übernommen hat. Auf dem neuen Betriebsgebäude im Unterland in Reichenbach ist auch eine Anlage. Sie ist so ausgerichtet, dass sie im September den meisten Strom produziert. "Dann lagern wir die Äpfel ein." Der Praktiker Claus Schmitt hat auch einen alten Lkw-Tankanhänger, mit dem er Wasser zu den Apfelbäumen fährt, mit einer kleinen Anlage ausgestattet. Damit kann er das Wasser aus dem Tank pumpen. Photovoltaik ist eben vielseitig einsetzbar.