Unterricht auf dem Acker: Die Sechstklässler des Gymnasiums beteiligen sich am "Reallabor". Was die Versuchsfelder bei Burglauer damit zu tun haben und warum sie das Handy immer griffbereit haben.
Ein zwölfjähriger Sechstklässler des Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasiums Münnerstadt zeigt auf seiner flachen Hand einen gerade aus dem Boden gegrabenen Regenwurm herum. Mitschülerinnen und Mitschüler richteten sofort ihre sowieso griffbereiten Handys darauf, um das Tierchen zu fotografieren. Ein Mädchen bewunderte ihn für seinen Mut. Es ist ein kalter und nebliger Morgen, trotzdem verlassen die Gymnasiasten unter Führung ihres Mathematiklehrers Jürgen Hack ihr warmes Klassenzimmer und fahren zu den landwirtschaftlichen Versuchsfeldern bei Burglauer. Dort werden sie schon von Landwirt Jochen Then erwartet, dem die Äcker gehören, und von Theresia Dietz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt.
Umdenken notwendig
Die Klasse beteiligt sich in diesem Schuljahr an dem Pilotprojekt "Reallabor", das am Walther-Rathenau-Gymnasium in Schweinfurt seinen Anfang nahm und inzwischen auch an anderen Schulen sogar über den Freistaat Bayern hinaus mit viel Erfolg durchgeführt wird. Studiendirektor Jürgen Hack erläutert in Kurzform, um was es dabei geht.
Besonders der zur Klimakrise gewordene Klimawandel, die Corona-Pandemie und zuletzt der Krieg in der Ukraine, der zur Energiekrise geführt hat, zwingen in vielen Bereichen zum Umdenken. Darüber reden und diskutieren die Schülerinnen und Schüler im Unterricht. Dazu zählt auch die Landwirtschaft. Es gilt zum Beispiel, möglichst viel Kohlendioxid aus der Luft durch Humus-Aufbau wieder zurück in die Erde zu bringen. Dieses Gas ist bekanntlich Hauptverursacher der Klimakrise.
Auf dem Feld erfahren die Sechstklässler unter anderem, wie der Ackerboden bis über einem halben Meter tief aufgebaut ist und wie sich die einzelnen Schichten unterscheiden. Dafür wird extra mit einer Sonde eine Bodenprobe entnommen, was sich als recht anstrengend erwies. Auch einige Regenwürmer werden bei ihrer wichtigen Arbeit im Boden (sie lockern ihn auf) gestört, um sie den Mädchen und Buben zu präsentieren. Bei allem sind die Handy-Kameras stets dabei, um möglichst viele Bilder als Anschauungsmaterial zu bekommen.
Das Projekt "Reallabor" am Gymnasium läuft das ganze Schuljahr über. Jeden Freitag beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse nur damit. Der Tag beginnt jeweils mit einem sogenannten Laborrat. Das heißt, es wird festgelegt, was an diesem Tag angesprochen werden soll. "Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei lernen, ihre Arbeit selbst einzuteilen. Auch ihre Pausen legen sie selbst fest, so wie es gerade in die Arbeit passt", erklärt Jürgen Hack.