Druckartikel: Ein Pfarrer, der gegen den Nationalsozialismus kämpfte

Ein Pfarrer, der gegen den Nationalsozialismus kämpfte


Autor: Philipp Bauernschubert

Thundorf, Montag, 07. Sept. 2020

Zwei weitere Pfarrer, die einst in Thundorf gelebt haben, haben Geschichte geschrieben.
Wolfgang Niederstraßer (links) Repro: Philipp Bauernschubert


Pfarrer, Pater und Pastoren haben in Thundorf gewirkt und Geschichte geschrieben. Wir stellen zwei vor: Augustinerpater Rudolf Arbesmann (1895-1982)

Professor P. Dr. Rudolf Arbesmann OSA wurde am 25. Juli 1895 in Fürth geboren und auf den Namen Eugen getauft. Da die Eltern nach Thundorf zogen, besuchte Eugen das Gymnasium in Münnerstadt, zunächst zwei Jahre als Stadtschüler, dann als Klosterschüler bis zum Abitur 1914. Noch im gleichen Jahr wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Krieg bat er 1919 in Münnerstadt um Aufnahme in das Noviziat. Dem Studium der Philosophie und Theologie widmete sich Rudolf Arbesmann in Würzburg und Rom, wo er 1923 auch die Priesterweihe erhielt. 1932 berief ihn P. Clemens Fuhl als Klerikermagister nach Rom. Zwei Jahre später wurde er zusammen mit weiteren Patres in die chilenische Ordensprovinz geschickt, wo er die Ausbildung der Kleriker und der Ordenskandidaten übernehmen sollte.

Ehrenbürger Thundorfs

1936 kam der Ordenspriester in das zur deutschen Vizeprovinz gehörende Kloster New York. Bis zum Ende seines langen Lebens konnte er nach vielen Wechseln im gleichen Kloster New York verbleiben. Ausschlaggebend hierfür war wohl auch die Tatsache, dass Arbesmann den Ruf erhielt, an der Fordham Universität in New York zu lehren. Diese Verbundenheit bestand bis zu seinem Tode am 4. Dezember 1982.

Über das große Ansehen, des Thundorfer Ehrenbürgers, dessen sich Universitätsprofessor Arbesmann erfreute und über seine umfassende Tätigkeit, führte der Nachruf der kanadischen Ordensprovinz folgendes aus: "Noch lange nach seiner Emeritierung behielt er ein Büro an der Uni und wurde als der große alte Mann klassischer Bildung" verehrt. In einem Brief schrieb Arbesmann: "Dem Heimatdörfchen Thundorf, das mich geformt hat, verdanke ich viel", Gott segne es dafür.

Wolfgang Niederstraßer (1907-1981)

Der evangelische Pastor Wolfgang Niederstraßer, war wie Pfarrer Felix Seufert ein großer Widerstandspfarrer gegen den Nationalsozialismus. Niederstraßer war der einzige bayrische Pfarrer, der wegen seines Widerstandes im Konzentrationslager Dachau inhaftiert wurde.Nach seinem Wechsel von der hannoveranischen in die bayrische Landeskirche vertrat Niederstraßer 1937 zunächst die Pfarrstelle Thundorf.

Beflaggung verweigert

Zum15-jährigen Jahrestag des Hitler-Ludendorff-Putsches am 9. November 1938 weigerte er sich, das Pfarrhaus und die Kirche zu beflaggen. Obwohl er wegen dieses demonstrativen Aktes vom Amtsgericht nur zu einer milden Geldstrafe verurteilt wurde, markierte dieser Konflikt mit den NS-Machthabern den Beginn einer Verfolgung, die ihn schließlich fast das Leben gekostet hätte.

Seine erste Pfarrstelle erhielt Niedestraßer im Juli 1940 im oberfränkischen Warmensteinach. Dort geriet er schon nach wenigen Monaten in Auseinandersetzungen mit der NSDAP Ortsgruppe, die sich an den Proben für ein Krippenspiel entzündeten. Er verweigerte den Hitlergruß und nach zahlreichen Denunziationen wurde ihm eine Predigt in einem Trauergottesdienst (wie bei Seufert in Theinfeld) am 28. Juni 1942 zum Verhängnis. In dieser Predigt protestierte Niederstraßer scharf gegen die "13 Punkte" von Reichsstatthalter Arthur Greiser (1897 - 1946), mit denen die Kirche im Warthegau in eine vom Staat total kontrollierte Randexistenz abgedrängt werden sollte und von denen zu erwarten war, dass sie Vorbildcharakter für das gesamte Deutsche Reich hatten. Niederstraßer bezeichnete diese 13 Punkte als 13 Todesurteile gegen die christliche Kirche. Damit drohten ihm ein bis zwei Jahre Gefängnis. Das Verfahren war jedoch noch nicht abgeschlossen, als er im Februar 1943 zum Kriegsdienst eingezogen wurde.

Überraschende Verhaftung

Im Dezember 1943 sandte das Sondergericht Bayreuth die Verfahrensakte an Niederstraßers Einheit zur Weiterleitung an das zuständige Kriegsgericht. Obwohl die Einheit das Verfahren niederschlagen sollte, wurde er im Dezember 1944 überraschend verhaftet, aus der Wehrmacht ausgestoßen und der Gestapo übergeben.

Ins KZ Dachau überstellt

Im April 1945 wurde Niederstraßer in das überfüllte Konzentrationslager Dachau überstellt. Bei den Todesmärschen des Lagers wurde er in Richtung Alpen getrieben, kam jedoch Anfang Mai bei Wolfratshausen frei.

Hier finden Sie den ersten Teil der zweiteiligen Serie.