Ein Mann im Dienst der Fairness
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Donnerstag, 06. November 2014
Dr. Diethard Dittmar ist Doping-Kontrolleur und Busfahrer aus Leidenschaft. Der Maßbacher war auch bei den olympischen Spielen 2012 in London dabei. Beim Erzählcafé im Juliusspital hörten ihm die Senioren gebannt zu.
Die Arbeit eines Arztes fällt normalerweise unter die ärztliche Schweigepflicht. Dr. Diethard Dittmar, ein gebürtiger Maßbacher, war nicht nur 30 Jahre lang Hausarzt in seiner Heimatgemeinde. Er reist auch seit zehn Jahren als Doping-Kontrolleur durch die halbe Welt. Auch wenn er gerade keine Blut- und Urinproben von Sportlern in Oberhof, Abu Dhabi, Zypern oder Polen einsammelt, reist er gerne, als Busfahrer in Deutschland, aber auch bis nach Istanbul oder zum Nordkap. Keine Frage, da hat einer, auch ohne mit der ärztlichen Schweigepflicht in Konflikt zu kommen, viel zu erzählen beim Erzählcafé im Julius-Spital.
Ein hässliches Wort
"Wenn in sportlichen Großveranstaltungen das hässliche Wort Doping fällt, da vergeht der Spaß. Dr. Diethard Dittmar ist als Fachmann für Doping weltweit unterwegs.
Bekannt ist er aber auch als Busfahrer, als Gemeinderat in Maßbach und als Kreisrat" - so stellte Eugen Albert den Gast aus Maßbach vor. Wie er zu seinem "bezahlten Hobby" Doping-Kontrolle kam, schilderte er gleich am Anfang. Vor ziemlich genau zehn Jahren besuchte er einen Fortbildungslehrgang für Ballsport. Er kam dort mit einem Kollegen ins Gespräch, der Mitarbeiter für seine Firma suchte, die nach dem Motto arbeiten können "ich ruf' Sie heute an und übermorgen müssen Sie in Kopenhagen sein".
Es ist dauerte eine Weile mit dem ersten Anruf, doch dann musste Dittmar kurzfristig zur Eisschnelllauf-Weltmeisterschaft 2005 in Inzell. Seit nunmehr zehn Jahren ist er jetzt freier Mitarbeiter bei dieser Firma, die etwa dreiviertel aller Dopingkontrollen in Deutschland durchführt und ihre Aufträge dafür von der nationalen Antidopingagentur bekommt. Dittmar kontrolliert auch international.
"Was machen Sie am Nachmittag? Können Sie mal schnell nach Polen zu einer Kontrolle fahren?", heißt es dann am Telefon. Kontrolliert wird nicht nur bei Wettkämpfen, sondern auch beim Training. Seit einigen Jahren wird nicht nur Urin untersucht, jetzt werden auch vermehrt Blutproben abgenommen. Dr. Dittmar muss ganz besonders darauf achten, dass dabei nicht geschummelt wird und alles ganz genau überwachen. Schon ein paar Krümel einer Tablette zur Reinigung einer Geschirrspülmaschine, unter den Fingernägeln versteckt, können eine Urinprobe unbrauchbar machen.
Kontrolleur statt Postbote
"Die Sportler wissen natürlich nicht, wann ich komme, ich komme immer unangekündigt. Die Sportler müssen auch immer angeben, wo sie sind. Zum Teil müssen sie eine Stunde am Tag angeben, wo sie unter allen Umständen erreichbar sind", so Diethard Dittmar.
Gerne geben die Sportler die Zeit zwischen sechs und sieben Uhr morgens an. "So früh kann das nur die Post oder die Dopingkontrolle sein", stellte einer einmal fest, als er die Haustüre öffnete: "da ich nichts bestellt habe, muss es die Dopingkontrolle sein."
In so gut wie allen Fällen geht die Abnahme der Urin- und Blutproben völlig reibungslos über die Bühne. Einmal hat ihn ein Sportler angezeigt, weil er ihm eine Blutprobe abgenommen hat. Die Klage war natürlich erfolglos. Und das Ergebnis der Doping-und Urinproben? "Davon erfahre ich nichts mehr, lese höchstens per Zufall etwas darüber in der Zeitung, wenn etwas gefunden wurde", sagt Diethard Dittmar.
"Das absolute Highlight meiner Arbeit als Dopingkontrolleur waren die Olympischen Spiele in London im Jahr 2012.
Ich war beim Beachvolleyball-Turnier neben der Downing-Street 10, dem Amtssitz des britischen Premierministers eingesetzt", erzählt er, und man merkt ihm seine Begeisterung noch heute an. Bei den Paralympics zwei Wochen später war er auch dabei, als Kontrolleur für die blinden und sehbehinderten Judokas und die Rollstuhl-Tischtennisspieler.
Das Busfahren ist Diethard Dittmars zweites "bezahltes Hobby". Angeregt durch einen Nachbarn, machte er 1985 innerhalb von drei Wochen und einem Tag den Führerschein. Seitdem er keine Praxis mehr hat, hat er auch mehr Zeit fürs Busfahren. Er war zwei Mal in Istanbul, einmal am Nordkap, in Deutschland ist er regelmäßig unterwegs. Auch die CSU (" da bin ich wohlgelitten") und seine eigene Partei, die SPD, chauffiert er regelmäßig. Moskau und Marokko sind Traumziele, die er baldmöglichst ansteuern möchte.