Druckartikel: Durch das Objektiv eines Meisters

Durch das Objektiv eines Meisters


Autor: Dieter Britz

Münnerstadt, Donnerstag, 26. Juni 2014

Die Mitglieder des Münnerstädter Rhönklub-Fotokreises hatten bei ihrem Treffen allen Grund zum Feiern: Lothar Nöth wurde international zum Meisterfotografen gekürt.
Mit einer Serie von 20 Fotos, die er in Leipzig bei Wave-Gotik-Treffen schoss, wurde Lothar Nöth aus Burglauer "Maitre Photographe" der FIAP ("Fédération Internationale de l'Art Photographique", Dachorganisation der Amateurfotografen) . Fotos: Lothar Nöth


Die "Fédération Internationale de l'Art Photographique" (FIAP), die internationale Dachorganisation der Amateurfotografen mit Sitz in Paris, hat ihm den Titel "M-FIAP" verliehen - das M steht für "Maitre Photographe", zu Deutsch Meisterfotograf. Nöth hat diese höchste Auszeichnung, die ein Amateurfotograf rund um den Globus erringen kann, für eine Serie von 20 Bildern bekommen, die er 2012 und 2013 bei Wave-Gotik-Treffen in Leipzig geschossen hat.
"In Leipzig ist mir die extreme Vielfalt der Kostümierungen aufgefallen, das Lebensgefühl, die Einstellung, das friedliche Miteinander der unterschiedlichen Strömungen," berichtet Lothar Nöth. Er hat schon mehrere derartige Treffen in der Messestadt besucht, in der sich seit 1992 jedes Jahr über Pfingsten die Anhänger dieser ursprünglich aus Japan kommenden Bewegung zu einem kunterbunten Musik- und Kulturfestival treffen.
Angesichts von rund 20 000 Teilnehmern aus der ganzen Welt, die durchaus nicht kamerascheu sind, fehlt es Lothar Nöth dort absolut nicht an Motiven. In zwei Jahren hat der Amateurfotograf rund 400 bis 500 Fotos geschossen, diejenigen nicht einmal mitgerechnet, die er als Ausschuss wieder gelöscht hat. Wer weiß, wie kritisch Lothar Nöth auch bei eigenen Fotos ist, kann sich denken, dass das viele waren.
Lothar Nöth schoss in Leipzig sowohl Ganzaufnahmen als auch Halbportraits, alle vor einem extra mitgebrachten weißen Hintergrund. Er entschied sich dann daheim in Burglauer beim Sichten seiner Ausbeute, die Serie nur aus Portraits zusammenzustellen. "Ich habe streng darauf geachtet, dass sie in der Farbgebung und der Körperhaltung des Modells zusammenpassen", schildert er. Dann galt es, die 20 Abzüge (Größe 30 × 40 cm) in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen sowie eine Beschreibung der Serie und einen fotografischen Lebenslauf zu verfassen, die beide noch in Englisch oder Französisch übersetzt werden mussten. Schließlich war der Nachweis nötig, dass Nöth 20 sogenannte "Retina-Punkte" erzielt hat. Die bekommt man bei erfolgreicher Teilnahme an der deutschen oder süddeutschen Fotomeisterschaft. Ziemlich viel Arbeit also, um einen Meistertitel zu erringen.
Und dann hieß es warten. Die neunköpfige Jury tagte in Italien, um alle eingereichten Serien zu begutachten. Aus Deutschland hatten vier Amateurfotografen ihre Arbeiten eingeschickt, angenommen wurde nur die von Lothar Nöth.
Insgesamt wird der Titel "M-FIAP" maximal 15-mal pro Jahr verliehen. Seit 1980, als diese Auszeichnung eingeführt wurde, ging sie an elf deutsche Fotografen, Nöth eingeschlossen. Lothar Nöth ist 54 Jahre alt und wohnt in Burglauer. Er arbeitet als Metzgermeister bei Edeka in Bad Neustadt. Seit 30 Jahren fotografiert Nöth, seit 28 Jahren ist er Mitglied im Fotokreis des Rhönklubs Münnerstadt sowie im DVF (Deutscher Verband für Fotografie). Seine Bilder finden auch international Beachtung, er erzielte über 2000 Annahmen bei Ausstellungen und Wettbewerben in allen Erdteilen. Dabei bekam er über 80 Auszeichnungen.