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Dorfplatz inmitten des Klosters


Autor: Hanns Friedrich

Maria Bildhausen, Sonntag, 09. Oktober 2016

Wie sieht wohl die Klosteranlage Maria Bildhausen in der Zukunft aus? Auf diese Frage gab es jetzt in der Behinderteneinrichtung erste Antworten.
Was in der Klosteranlage Maria Bildhausen in den nächsten 30 Jahren geschehen könnte, präsentierten Planer und Leiter der Einrichtung bei einem Rundgang. Erstes Projekt wird ein Dorfplatz sein, der inmitten des Klosters angelegt werden soll. Foto: Hanns Friedrich


Präsentiert wurden die Ideen, die das Architekturbüro Dag Schröder in den vergangenen Monaten erarbeitet hatte, bei einem Rundgang durch die ehemalige Klosteranlage. Evi Mohr, vom Architekturbüro sprach konkrete Entwicklungsziele an. Die könnten im spirituellen Bereich, zum Beispiel einer Kloster Akademie, im Ausbau der Behindertenhilfe oder auch im Wohnbereich liegen. Vorstellbar wäre der Ausbau der Angebote für und von Menschen mit Behinderung aber auch die Schaffung von alternativen Wohnangeboten, zum Beispiel für Senioren mit Appartements für Angehörige.


Angebote für die Jugend

"Maria Bildhausen erlebbar machen" ist ein weiteres Entwicklungsziel. Dabei geht es um Spiel-, Sport- und Freizeitmöglichkeiten, sowie besondere Angebote für Kinder und Jugendliche. Erste Projektideen gibt es bereits: Dazu gehört die Belebung des historischen Obst- und Bienengartens, die Schulung und Ausbildung von Menschen mit Behinderung zu Jungimkern. Angedacht ist ein barrierefreier Bienenlehrgarten, ein Bienenschauhaus oder ein Bienenlehrpfad für Menschen mit und ohne Behinderung.
Ein Zeltschullandheim sowie eine Spiel- und Eventscheune könnten unter anderem entstehen sowie die Umgestaltung des Bereichs zwischen Abteigebäude und Gaststätte zu einem Dorfplatz. Genau das steuern sowohl Architekten als auch die Stadt Münnerstadt mit Bürgermeister Helmut Blank an.


Brunnen und Wasserspiele

Dazu wird die derzeitige Straße verschwinden, die vorhandene Klostermauer würde über die jetzige Verkehrsfläche verlängert, um damit eine beruhigten Bereich zuschaffen. Zwischen Gastwirtschaft und Abteigebäude soll gar ein kleiner Marktplatz entstehen mit Grünflächen, plätscherndem Brunnen und Außenbewirtung. "Etwas, das wir gerne als erstes Projekt umsetzen wollen", sagt Bürgermeister Helmut Blank.
Bei der Führung geht es in den sogenannten "Schwesterngarten" hinter dem Konventgebäude, der für die Öffentlichkeit bislang unzugänglich ist. Hier könnte später einmal ein Sinnesgarten mit kleinem Teich und Wasserspielen entstehen. Ein Kräutergarten wäre ebenso möglich wie Kneipptretbecken. "Da würde man viel mit Wasser machen", erläuterte Evi Mohr. Schließlich soll es in diesem Bereich sogar einmal einen kleinen Bach gegeben haben, der sich durch die Anlage schlängelte.
Michael Nowotny zeigt den Besuchern beim Rundgang verschiedene Wappen, die an die Äbte von Maria Bildhausen erinnern und erhalten werden müssen. Leer steht derzeit der Ostflügel des Schwesterntraktes. Die Schwestern wohnen im Westrakt, der in den vergangenen Jahren grundlegend saniert wurde.
Der Rundgang führt in eine der ältesten Anlagen des ehemaligen Zisterzienserklosters. Man muss einige Stufen nach unten gehen und kommt im Konventgebäude in einen Raum, der durch das historische romanische Gewölbe und die Rundbogenfenster besticht. Für Erstauen sorgt eine Kapitell auf dem das Gewölbe aufgesetzt ist. Dieses romanische Kapitell ist im Erdboden versenkt.


Versuchsgrabungen

Warum das erklärt Michael Nowotny. Der Raum wurde in den vergangenen Jahrzehnten auf eine Höhe von 1,60 Metern nach und nach aufgefüllt. Grund dafür ist das Grundwasser, das am einstigen Fußboden bis zu 80 Zentimetern hoch steht. Das fand man jetzt bei Versuchsgrabungen heraus. Romanischen Ursprungs, also aus dem 12. Jahrhundert sind auch die angrenzenden Räume.
Ein Highlight der Führung war der Blick in das ehemalige Oratorium, also die Bibliothek der Zisterzienser. Der große Raum wird vor allem durch das Deckengemälde beherrscht. Es zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel. Darum herum gruppiert sind verschiedene Heilige aber auch Bischöfe, Kardinäle und ein Papst. Der untere Rand zeigt weitere Fresken, die, so weiß Michael Nowotny, auf die Klosterbibliothek abgestimmt waren. Sie haben nämlich einst darauf verwiesen, wo welche Bücher eingeordnet sind, ob es sich um weltlich oder kirchliche Bücher der verschiedenen Kategorien handelt.
Auch dieser Raum wird heute nicht mehr genutzt, war einmal Hauskapelle des Schwesternkonvents, als hier noch mehr als 100 Ordensschwestern der St. Josefskongregation lebten. Vorhanden ist heute Kreuz, Tabernakel, Ewiges Licht und die Kirchenbänke. Dieser Kirchenraum soll im Rahmen der Sanierungen wieder für die Öffentlichkeit. Dafür soll die St. Josefskirche aufgelassen werden. Der Grund: Die Zahl der Kirchenbesucher geht auch in Maria Bildhausen zurück. Die Kirche könnte dann als spirituelles Zentrum genutzt werden.
An der Rückseite des Konventgebäudes erfährt die Gruppe von Michael Nowotny die enormen Ausmaße der einstigen Basilika. Lediglich ein Turm und die Südwand des Konventgebäudes erinnert noch daran. Deshalb gibt es im oberen Bereich auch einen zugemauerten Übergang und an der Straße eine Holztüre, die, wenn man sie öffnet, ins Nichts führt. "Beides war einmal für die Mönche der Weg in den Kreuzgang und die Basilika", erläutert der stellvertretende Gesamtleiter von Maria Bildhausen.
Dann führt er die Gäste zum Sägewerk, zeigt eine Fläche, die als Innenhof gestaltet werden könnte. An der ehemaligen Klostermauer wiederum sind Wohngebäude geplant unter dem Motto "Wohnen hinter Klostermauern". Angedacht ist eine Begegnungs- und Erschließungs- sowie Spielgasse. Ideen, die vielleicht nach und nach verwirklicht werden können. Nowotny verweist darauf, dass das Sanierungskonzept für Maria Bildhausen auf 30 Jahre angelegt ist - eine lange Zeitspanne, die aber bereits im kommenden Jahr mit dem Pilotprojekt "Dorfplatz" begonnen werden soll.