Die Volksmusik lebt
Autor: Matthias Nöth
Münnerstadt, Sonntag, 10. November 2019
Das wurde bei einem Festabend anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik Bezirk Unterfranken in Münnerstadt deutlich.
In diesem Jahr feiert die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Fränkische Volksmusik Bezirk Unterfranken e. V. ihr 40-jähriges Bestehen. Um dies in einem würdigen Rahmen zu begehen, hatte sie am Freitag zu einem festlichen Abend in die Alte Aula nach Münnerstadt eingeladen. Als Moderatoren hatte der ARGE-Vorstand Eberhard Schellenberger, seines Zeichens Leiter des Regionalstudios Mainfranken des Bayerischen Rundfunks, gewinnen können. Dieser führte in charmanter Weise durch den Abend.
"Es kann noch viel passieren"
Von Schellenberger nach dem Zustand der ARGE gefragt, meinte deren Vorsitzender Reinhard Hüßner, diese sei manchmal ein "Läushammel" gewesen, stehe aber jetzt im besten Alter, sodass noch viel passieren könne. Er glaube, dass sich das Regionale, Traditionelle auch in Zukunft halten werde und freue sich, dass unter den in der ARGE Unterfranken vertretenen 88 Mitgliedsgruppen, mit mehr als 2000 Mitgliedern, auch junge Leute seien, die sich engagieren und etwas bewegen.
Reinhard Hüßner begrüßte als Gäste unter anderem Eva Maria Linsenbreder (Bezirkstagsvizepräsidentin), Christine Bender (stellv. Landrätin Schweinfurt), Thomas Bold (Landrat Bad Kissingen), Münnerstadts 1. Bürgermeister Helmut Blank, den 2. Bürgermeister Andreas Trägner sowie Vertreter des Stadtrates. Irene Jungnickel vertrat die Stadt Ebern, als Sitz der fränkischen Gesamt-ARGE.
Auch ARGE-Partner feierten den Geburtstag mit, darunter der Vorsitzende des Landesvereins für Heimatpflege, Johann Böhm, Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder, Dr. Heidi Christ von der Forschungsstelle für Fränkische Volksmusik, Franz-Josef Schramm (Volksmusikberater des Landesvereins), Kuno Holzheimer (Leiter Bay. Musikakademie Hammelburg), Veronika Klose (Vorsitzende der ARGE Mundarttheater in Franken), Heinz Matschier (Trachtenverband Unterfranken), Werner Bauer (Vorsitzender Gesamt-ARGE); Bertram Popp (Vorsitzender ARGE-Oberfranken), und Werner Aumüller (Volksmusikredakteur beim Bayerischen Rundfunk).
Zeitzeugen im Gespräch
Als "Gründungs-Zeitzeugen" kamen Anton Böhm, Günter Huschka, Martha Moritz, Gerd Spitzner und der ehem. Bezirksheimatpfleger Reinhard Worschech zu Wort. Während Böhm, Huschka und Moritz die Gründung der ARGE im Jahr 1979 als richtig und wichtig ansahen (Böhm: "Die Zeit war reif") und ihr Schubkraft für die unterfränkische Volksmusik bescheinigten, etwa indem die einzelnen Gruppen so ihr Repertoire erweitern und mit anderen spielen konnten, gab Worschech zu, dass er, als gebürtiger Egerländer, sich als Bezirksheimatpfleger mit der ARGE-Gründung immer etwas schwer getan habe. Zudem bedauere er, dass er in dieser Funktion viele von der ARGE herausgegebene Liederhefte an Schulen verteilt habe, doch diese inzwischen vor allem in den Bibliotheken und Archiven verschwunden seien. Anders Spitzner, der hinzufügte, dass der Landesverein für Heimatpflege auch wegen möglicher finanzieller Unterstützung auf die Gründung der ARGE gedrängt habe; zudem habe die ARGE unter anderem die inzwischen schon traditionell gewordenen Fränkischen Mariensingen initiiert und gefördert, wobei er in diesem Zusammenhang die Arbeit des Sängerkranz Reichenbach und der Reichenbacher Sänger und Musikanten als wegweisend bezeichnete.
"Wünsche an das Geburtstagskind" lautete eine weitere Runde. Volksmusik müsste gepflegt und vor der Volkstümlichkeit geschützt werden, erklärte Bezirkstagsvizepräsidentin Eva Maria Linsenbreder. Bürgermeister Blank freute sich, dass der festliche Abend in Münnerstadt stattfinde, nicht nur weil die ARGE hier gegründet worden ist, sondern auch weil die städtische Musikschule stark die Musik fördere. Werner Bauer, Gesamt-ARGE, sieht die ARGE Unterfranken als gleichberechtigten Partner, und hält die einzelnen Arbeitsgemeinschaften für wichtig, um etwa gezielt auf die Politiker zuzugehen. Landrat Thomas Bold sieht in der Volksmusik ein Stück Lebensqualität, die Lebensfreude vermittle, weshalb der Landkreis mit der Musikakademie und dem WIM-Projekt die Musik und den Gesang auch an den Schulen fördere.
"Spiegel der Gesellschaft"
Dann kamen die "Partner des Geburtstagskindes" zu Wort. So betonte Johann Böhm vom Landesverein für Heimatpflege, dass die Volksmusik mehr als folkloristisch sei und eine große Rolle spiele, sei sie doch ein Spiegel der Gesellschaft. So baue sich die Kultur der Fränkischen Volksmusik aus verschiedenen Regionen auf, die zwar auf den ersten Blick alle Franken, aber dann doch jede ein wenig anders sei.