Die Truppe für "grobe Arbeiten"
Autor: Paul Ziegler
Großwenkheim, Freitag, 17. Oktober 2014
Die Reservisten aus Großwenkheim fahren seit fünf Jahren im Herbst für zwei Wochen ins europäische Ausland, um bei der Instandhaltung von deutschen Soldatenfriedhöfen zu helfen. In diesem Jahr waren zwei Gruppen in der Normandie.
Im Herbst sind die Reservisten aus Großwenkheim auf Tour. Kein Urlaub. Es soll gearbeitet werden. Nicht daheim, sondern im Ausland: Seit fünf Jahren besuchen die Großwenkheimer Reservisten Soldatenfriedhöfe in Europa, um sie wieder auf Vordermann zu bringen. In diesem Jahr ging es in die Normandie nach Frankreich, genauer gesagt zum Soldatenfriedhof Orglandes.
Die Fahrt und der Einsatz der Großwenkheimer ist bestens vorbereitet. Wie immer. Nach den Absprachen mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und der Bundeswehr, die einen "Transport" (von zweien) der "Einsatzkräfte" übernimmt, macht sich Erich Fries auf den Weg. Der Großwenkheimer ist das "Vorkommando" der Reservisten.
Er und ein Vertreter der Kriegsgräberfürsorge fahren an den Einsatzort, schauen sich die Anlage an, die später gepflegt werden soll, das "Quartier" wird inspiziert, damit man den Kameraden erzählen kann, was sie erwartet.
Kompetenz ist dabei
Von Bundeswehr und Kriegsgräberfürsorge bekommen die Großwenkheimer zwei Einsatzwochen bewilligt. Das hat natürlich seinen Grund: Sie erledigen bei ihren Einsätzen meistens die etwas "gröberen" Aufgaben bei der Pflege der Soldatenfriedhöfe und das liegt an den Männern, die dabei sind. Martin Ziegler zum Beispiel, er war vor seiner Pensionierung Bauhofleiter in Bad Neustadt. Ein Fachmann. Wilfried König ist dabei, er war Polier bei einer Baufirma. Mit solchen Fachleuten ist gewährleistet, dass Arbeitsorganisation und Ausführung entsprechend gut sind.
"Das ist mittlerweile auch bei der Kriegsgräberfürsorge bekannt", sagt Herbert Schleier. Und so ist ihr Einsatz zwei Wochen lang bewilligt.
Einige des Teams sind mittlerweile schon in Rente, andere, die noch arbeiten müssen, nehmen sich für diesen Reservisten-Einsatz Urlaub. Damit nicht zuviel Urlaub drauf geht, hat man sich für zwei Gruppen entschieden, dafür Freiwillige in Großwenkheim zu finden, "war noch nie ein Problem", so Vorsitzender Heribert Gessner.
Keiner nimmt Geld dafür
Für den Einsatz gibt es eine Entschädigung von 3,20 Euro pro Tag, Geld, das die Reservisten in eine Kasse fließen lassen, um damit den Sprit für die Fahrt zum Einsatzort zu bezahlen.
"Wir nehmen davon nichts, das machen alle unentgeltlich", sagt Richard Schleier, der an allen fünf Einsätzen der Großwenkheimer Reservisten dabei war.
Dann geht es los: In diesem Jahr starteten wieder zwei Gruppen in Richtung nach Frankreich. Die Ortschaft Orglandes liegt zwischen Isigny und Cherbourg, in der Nähe der Ortschaft Saint-Mère-Église, bekannt aus dem Film "Der längste Tag" (Fallschirmspringer am Kirchturm). Die Großwenkheimer um ihren Vorsitzenden Heribert Gessner kennen die Gegend. Die Normandie ist gespickt mit Soldatenfriedhöfen, allerdings gibt es nur wenige deutsche. Einer von ihnen ist etwas weiter südöstlich in La Cambe, er war einer der Soldatenfriedhöfe, die die Großwenkheimer Reservisten besuchten und herrichteten.
Fahrt in die Normandie
Rund 1100 Kilometer sind es bis Orglandes, untergebracht waren die Großwenkheimer
in der Marine-Kaserne in Querqueville. "Ein Glücksgriff", wie Richard Schleier erzählte. "Das Essen war diesmal ausgezeichnet", stellte er fest. In der Kaserne in Querqueville werden Offiziers-Anwärter ausgebildet und für die höheren Dienstgrade werde sehr gut gekocht.
Auf dem Soldatenfriedhof haben die Großwenkheimer Hecken geschnitten und teilweise entfernt, sie haben Wege instand gesetzt, neue Rasenflächen angelegt, Pflastersteine entfernt und neue verlegt und Wege verbreitert. Material und Arbeitsgeräte werden von der jeweiligen Friedhofsverwaltung zur Verfügung gestellt. "Die sind sehr gut ausgerüstet", weiß Richard Schleier aus Erfahrung.
Sollte mal eine Fuhre Kies oder Sand benötigt werden, wird ein lokaler Unternehmer mit der Lieferung beauftragt.
Kranz niedergelegt
Zum Abschluss ihres Einsatzes legten die Reservisten an der Soldatengedächtnisstätte einen Kranz für die Gefallenen nieder. Er trug die Aufschrift: "Im Krieg ist kein Heil. Um Frieden bitten wir alle". "Wenn es möglich ist, werden alle auch im nächsten Jahr wieder bei einem Einsatz der Reservisten dabei sein", das haben alle Richard Schleier versprochen. Siehe auch Seite 4