Die Schutzfrau ist Kulturerbe
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Mittwoch, 30. März 2022
Das Heimatspiel und die Schwedenprozession sind auf die Landesliste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Das wird als Ehre und Verpflichtung gleichermaßen gesehen.
95 Jahre ist es inzwischen her, als das Heimatspiel "Die Schutzfrau von Münnerstadt" auf dem Münnerstädter Anger uraufgeführt wurde. Die jährliche Schwedenprozession am 8. September geht auf das Jahr 1641 zurück, ist aber höchstwahrscheinlich erst ein paar Jahrzehnte später aus der Taufe gehoben worden.
Dass die Münnerstädter so viele Jahre ihre Tradition aufrechterhalten haben, wurde jetzt vom Bayerischen Ministerrat honoriert. Nachdem die Heimatspielgemeinde, die Katholische Pfarrgemeinde und die Stadt Münnerstadt einen Antrag auf Basis der Kriterien des UNESCO-Übereinkommens gestellt hatten, sind die Schwedenprozession und das Heimatspiel vom Ministerrat in das Bayerische Landesverzeichnis immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.
Kein Geld, aber Image-Gewinn
Das ist zwar nicht direkt mit finanziellen Zuwendungen verbunden, alle Beteiligten versprechen sich aber einen immensen Imagegewinn und sehen die Aufnahme als Verpflichtung, das Erbe auch weiter zu pflegen. Die beiden Veranstaltungen sind die ersten im Landkreis Bad Kissingen, die diese Auszeichnung erhalten haben.
Schon 2019 hatten sich Mitglieder der Heimatspielgemeinde über die Kriterien der Aufnahme informiert, sagt Vorsitzende Claudia Kind. Damals empfanden sie die Hürden als viel zu hoch. Kulturmanager Dr. Nicolas Zenzen hat dann im letzten Jahr mit der Pfarrei und der Heimatspielgemeinde einen neuen Anlauf gestartet. "
Das war ein recht aufwendiger Antrag, der viel Recherchearbeit erfordert hat", sagt er. Die größte Herausforderung: Die Zeichenzahl auf so einem Antrag sei begrenzt und es sei sehr schwierig, gleich zwei Dinge darauf unterzubringen. "Man hätte sehr viel mehr schreiben können."
Altäre vor Privathäusern
Die hängen natürlich zusammen, denn die Schwedenprozession geht auf die Belagerung der Stadt durch die Schweden im Jahr 1641 zurück. An Mariä Geburt, am 8. Dezember, gibt es aus Dankbarkeit, dass die Stadt verschont blieb, die Prozession zu den drei Stadttoren, wo die Bewohner der Nachbarhäuser aufwendige Altäre errichten.
Das Heimatspiel erzählt die Geschichte von der wundersamen Errettung der Stadt in diesen Tagen durch die Jungfrau Maria. Diese Geschichte ist zwar wahrscheinlich durch die Augustiner von Konstanz nach Münnerstadt gekommen, aber sie passt hervorragend, sodass die Münnerstädter im Jahr 1927 den Pfarrer Ludwig Nüdling beauftragten, ein Laienschauspiel daraus zu schaffen.