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Die Schüler gehen an die Decke


Autor: Thomas Malz

Münnerstadt, Montag, 25. Januar 2016

Mit dem Bau einer großen Kletterwand ist aus einer "verrückten Idee" ein einmaliges Projekt am Münnerstädter Schönborn-Gymnasium entstanden. Künftige Schülergenerationen können nun im Seminar das Klettern lernen.
Gleich nach der offiziellen Eröffnung herrschte großer Andrang an der neuen Kletterwand.  Fotos: Thomas Malz


Der Bewegungsraum im Studienseminar St. Josef hat jetzt eine Dimension hinzu bekommen. War es den Schülerinnen und Schülern bisher nur möglich, sich am Boden oder an der Boulder-Wand seitwärts zu bewegen, so können sie nun regelrecht an die Decke gehen, oder besser gesagt an die Decke klettern. Möglich macht das eine 6,70 Meter mal 6,70 Meter große Kletterwand, die jetzt offiziell eingeweiht wurde.


Wirtschaft und Recht

Wer die Umsetzung der Projektseminars "Sportklettern" im Bereich des Schulsports vermutet, liegt meilenweit daneben. Projektleiterin Dr. Kerstin Vonderau lehrt zunächst einmal Englisch, was zu den Begriffen wie Boalder-Wand oder Toprope passen würde. Aber es ihr zweites Fach, Wirtschaft und Recht, in dem das Projekt angesiedelt wurde. Denn die große Herausforderung für die 14 Schülerinnen und Schüler war, rund 20 000 Euro für die Wand zusammenzubekommen. Ein wirtschaftliches Mammut-Projekt. Die größte Herausforderung für die stellvertretende Schulleiterin Kerstin Vonderau war zunächst, den Kletterbetreuerschein zu machen, ohne den gar nichts gegangen wäre. Den Kletterschein haben alle Schüler des Projektes abgelegt, sechs von ihnen sogar den Vorstiegschein. Und das hat nun doch eine ganze Menge mit Sport zu tun.


Hauptproblem: Geld

"Wir brauchten jede Menge Geld", erinnerten sich Jannik Schmittzeh und Jonas Hillenbrand kurz vor der offiziellen Einweihung an die Anfänge. Ein kleiner Vorteil: So ein Projekt läuft über drei Haushaltsjahre wodurch die Zuschüsse des Landkreises als Sachaufwandsträger angespart werden können. Aber das hat noch lange nicht ausgereicht. Auf der Suche nach Sponsoren schrieben die Schüler die Gewerbetreibenden an. Zwei (Remog und Elektro-Schilling) unterstützen das Projekt. Ein großer Teil kam von der Schulfamilie, also Lehrern, Schülern und natürlich deren Eltern. Die letzte Finanzierungslücke hat dann der Verein "Freunde des Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasiums" übernommen. Ein glückliches Händchen hatten die Schülerinnen und Schüler bei der Ausschreibung der Kletterwand. Von den ersten fünf Angeboten waren sie nicht sonderlich überzeugt, dann kam aber kurzfristig ein neues rein. Mit dem waren alle mehr als zufrieden.
Kerstin Vonderau ließ bei der offiziellen Einweihung vor zahlreichen Gästen die Geschehnisse noch einmal Revue passieren, dankten allen die "ein offenes Ohr für unsere verrückte Idee" hatten.


Lob vom Landrat

So spinnert fand Landrat Thomas Bold (CSU), der mit Walter Manger (zuständig für Schulen am Landratsamt Bad Kissingen) gekommen war, die ganze Idee überhaupt nicht. Er machte den Beteiligten ein großen Kompliment. Für das Klettern brauche man nicht nur Kraft, es sei wegen der Höhe auch eine psychische Überwindung. "Das Geld ist gut angelegt", fasste Thomas Bold zusammen und wünschte allen Nutzern viel Spaß.
Über den Erfolg freute sich auch Schulleiter Joachim Schwigon. Er sei stolz darauf, dass man den Schülern etwas mitgegeben habe, dass über Wissen hinaus geht, sagte er und wünschte allen Kletterern Hals- und Beinbruch.
"Wir waren am Anfang ein richtig chaotischer Haufen", gestanden die Schüler dann ein, als sie das Projekt aus ihrer Sicht beschrieben. Doch sie haben es geschafft. Und so war es an der Zeit die neue Kletterwand zu enthüllen. Jule Albert und Daniel Memmel vom P-Seminar zeigten zunächst ihre Kletterkünste, bevor sich alle Besucher an der neuen Wand versuchen konnten. Künftig wird sie für den Wahlunterricht zur Vefügung stehen.