Die Münnerstädter Schutzfrau ist fit für die Zukunft
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Sonntag, 26. August 2018
Das erste Heimatspiel unter neuer Führung war ein voller Erfolg. Neue Darsteller und ein erweitertes Rahmenprogramm bringen frischen Wind ins Spiel.
Steffi Wohlfromm zeigt eine Zeitungsseite. Die stammt aus dem Jahr 2001, und auf einem der Bilder ist sie als Tanzmädchen zu sehen. Da war sie gerade einmal zehn Jahre alt. Aber das war nicht der Anfang ihrer Karriere: Vier, fünf Jahre war sie höchstens alt, als sie das erste Mal in der Althäuser Gruppe mitmachte. "Meine Cousine hat mich mitgenommen" erzählt sie. Den Althäusern folgte das Tanzmädchen, dann kam die Schnitterin - eine typische Heimatspiel-Karriere eben. Dann wurde sie gefragt, ob sie nicht die Ottilia spielen wolle, die Tochter des Oberbürgermeisters Hans Vait, die unsterblich in den Torwächter Michel Stapf verliebt ist. Steffi Wohlfromm hat "Nein" gesagt. Am Sonntag stand sie das vierte Mal als Ottilia auf der Bühne.
Denn nach ihrer Absage hat sie sich spontan entschlossen, es doch zu tun. "Warum eigentlich nicht?", hat sie sich gefragt. Es folgten intensive Probearbeiten mit Bruno Eckert und Rosina Eckert. Vor zwei Jahren hatte sie dann ihren ersten Auftritt, im letzten Jahr stand sie bereits zwei Mal auf der Bühne. So ist auch in dieser Saison geplant. Ist sie sehr aufgeregt vor einer Vorstellung? "Eigentlich nicht", sagt sie. "Erst wenn ich im Heimatspielhaus vor der Tür stehe und vom Bürgermeister rausgeführt werde." Da müsse sie sich voll auf ihre Rolle konzentrieren und nicht etwa ins Publikum schauen, ob sich Bekannte darunter befinden.
Die Rolle der Ottilia ist eine Hauptrolle, bei der viel Text gelernt werden muss, in einer Szene ist sie ganz allein auf der Bühne. Den Text zu lernen, sei kein Problem gewesen, sagt Steffi Wohlfromm. Wenn man schon so viele Jahre mitspielt, dann kenne man das Spiel natürlich und auch die Texte. "Klar, es ist schon etwas anderes, wenn man dann eine neue Rolle lernt, aber es ging überraschend gut." Ist sie schon mal so richtig hängen geblieben? "Schon beim ersten Auftritt", erzählt sie. Und ausgerechnet in der Szene, in der sie ganz allein auf der Bühne ist, mit dem Rücken zum Publikum. "Ich saß da und wusste gar nichts mehr." Absolute Stille, da konnte selbst Dorothea Hanshans, die versteckt in ihrem Verschlag den Darstellern bei Bedarf auf die Sprünge hilft, nicht richtig eingreifen. Das hätten alle gehört. Ganz vorsichtig, hat sich Steffi Wohlfromm ein wenig umgedreht, die Mimik der Souffleuse hat völlig ausgereicht. Der Text war wieder da. Inzwischen, das hat sie schon im letzten Jahr gemerkt, sitzt der Text so gut, dass sie sich mehr auf das Spielen konzentrieren kann. "Man spielt dann einfach." Und auch richtig gut, wie sich am Sonntag wieder gezeigt hat. Ein beruhigender Pol für die Heimatspielgemeinde, denn Steffi Wohlfromm möchte die Rolle schon noch ein paar Jahre spielen.
Überhaupt ist eine Art Aufbruchsstimmung zu spüren. So kamen am Sonntagmorgen mehr Helfer zum Aufbau als in den letzten Jahren, darunter viele junge. "Die Jugend kommt nach", sagt Wolfgang Joa, Kassier bei der Heimatspielgemeinde. 26 Tanzmädchen und fünf Scholaren sind heuer dabei.