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Die Königin lässt sich feiern


Autor: Björn Hein

Münnerstadt, Montag, 01. August 2016

Diesmal gab es ein Konzert in der Auferstehungskirche mit Regionalkantor Peter Rottmann und dem Frauenchor der Liedertafel.
Im Mittelpunkt des Konzerts in der Auferstehungskirche Münnerstadt stand natürlich die Hey-Orgel, die in diesem Jahr 25 Jahre alt wird. Foto: Björn Hein


Die Orgel kann mit Fug und Recht als Königin bezeichnet werden. Ist sie aus der christlichen Liturgie doch nicht wegzudenken. Gleichzeitig ist sie nicht Selbstzweck, sondern hat dienende Funktion: Schließlich muss auch sie sich im Gottesdienst unterordnen. Diese bipolare Aufgabe übernimmt die Hey-Orgel in der evangelischen Auferstehungskirche in Münnerstadt schon seit 25 Jahren.
Passend zu diesem ganz besonderen Jubiläum wurde die Aktion "die besondere halbe Stunde" ins Leben gerufen. Hier werden in rund 30 Minuten ausgewählte Orgelstücke zu Gehör gebracht, die zeigen, was dieses Instrument alles zu leisten im Stande ist. Nun ging die Aktion in die vierte Runde. Neben der "Hauptakteurin", der Orgel, die vom Regionalkantor Peter Rottmann meisterhaft geführt wurde, hatte auch der Frauenchor der Liedertafel Münnerstadt seinen Auftritt, was musikalisch sehr reizvoll war.
Und Pfarrer Joachim Pennig wusste dem zahlreich erschienen Publikum auch einiges über die Orgel zu erzählen. So besitzt diese 13 klingende Register, die einen jeweils unterschiedlichen Klang hervorbringen. "Die Art der Pfeife bestimmt die Klangfarbe", sagt Pennig, wobei die Pfeifen entweder aus einer Metalllegierung oder aus Holz gefertigt sind. Die größte Pfeife ist dabei 5,12 m groß, die kleinste gerade einmal 1,41 cm. Diese ist von einigen schon nicht mehr zu hören. "Ich musste einen Bekannten fragen, ob dieser Ton tatsächlich da ist, oder ob die Orgelbauer etwas verkehrt gemacht haben. Ich habe ihn auf jeden Fall nicht mehr gehört", erläuterte Pennig mit einem Schmunzeln. Insgesamt sind in die Orgel 800 Pfeifen eingebaut.


Vertraut und fremdartig zugleich

Pennig freute sich, den Regionalkantor für das Konzert begrüßen zu dürfen. "Peter Rottmann ist ein großer Musiker und weiß, wie man eine solche Orgel spielen muss", sagte Pennig. Ebenso freute er sich, die Frauen der Liedertafel willkommen zu heißen. "Die Orgel wird auch immer in gesungene Musik eingebunden. Aus diesem Grund bieten wir hier musikalische Vielfalt", erklärt der Pfarrer.
Und Peter Rottmann ging an der Hey-Orgel gleich in die Vollen. Mit der "Toccata und Fuge d-Moll" des deutsch-dänischen Barockkomponisten Dieterich Buxtehude brachte er ein Stück, das sowohl feierliche als auch impulsive Anklänge aufwies, vertraut und fremdartig zugleich war. Bei dem spielerisch sehr anspruchsvollen Stück wusste Rottmann die Akustik des Raumes voll zu nutzen. Denn die Orgel macht zwar die Musik, doch erst der sie umgebende Raum lässt sie sich in ihrer ganzen Pracht entfalten.


Verschiedene Facetten

Beim schnellen und virtuosen Spiel zeigte sich, welchen Klangumfang die Orgel zu meistern weiß. Überhaupt hatte sich der Regionalkantor solche Stücke ausgesucht, die die Klangfarben in ihren verschiedensten Facetten zeigten, was die Zuhörer beeindruckte und begeisterte. Recht filigrane musikalische Strukturen ließ die "Sonate Nr. 3 F-Dur" von Carl Philipp Emanuel Bach hervortreten. Die Weise war dabei fröhlich und leicht anmutend, ein recht interessanter Kontrast zum ersten Stück.


Frauenchor sang mit viel Gefühl

Einen reizvollen Konterpart nahm der erste Auftritt des Frauenchors der Liedertafel ein. Mit dem "Adiemus" des walisischen Komponisten Karl Jenkins brachten sie ein bekanntes Stück zu Gehör, das für eine fast meditative Passage im Konzert sorgte. Mit viel Gefühl, aber auch Inbrunst trugen die Damen das Stück vor, das aufgrund seiner Andersartigkeit für interessante Zwischentöne sorgte. Leicht und fröhlich war der 1. Satz des Flötenkonzerts F-Dur von Christian Heinrich Rink: auch hier verstand es Rottmann meisterhaft, die schwierigen Passagen in einer unvergleichlichen Leichtigkeit erscheinen zu lassen. Ein skandinavisches Lied schloss sich von der Liedertafel an, mit der "Toccata in e" zeigte Rottmann noch einmal, wie impulsiv die Hey-Orgel geführt werden kann. Dabei hatte er sichtlich zu tun, die vielen Registerwechsel über die Bühne zu bringen, was aber stets ohne Verzögerung gelang. Rottmann blieb auch an der Hey-Orgel seinem Musikstil treu. Langanhaltender Applaus ob der gelungenen Darbietung schloss sich an.